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Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3

Titel: Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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sie dann wieder nach Hause schicken und anschließend zu Greg gehen und … ogottogottogott.
    Noch mal tief durchatmen.
    Dann öffnete ich die gelbe Autotür. »Hey, Ururgroßmütterchen, was machst du denn hier?«, rief ich betont locker, so als hätte ich nicht eben fast meinen ersten Kuss bekommen, und ließ mich auf den Beifahrersitz plumpsen.
    Ich hatte erwartet, dass Tante Emmi jetzt lachen würde oder kichern oder zumindest lächeln … aber nix. Sie starrte durch die Windschutzscheibe auf die Straße, als ob es da etwas höchst Interessantes zu sehen gäbe. Gab es nicht, wie ich mich vergewisserte. Da waren nur eine Straße und ein paar Pfützen, die sich gebildet hatten, Gehsteige, Häuser.
    Â»Suses und Lunas Opa hat uns für morgen Abend zum Essen eingeladen«, sagte ich. »Weil der Rest der Familie auch schon nach Hause kommt.« Als sie nichts entgegnete, fügte ich hinzu: »Es gibt Spaghetti.«
    Sie rührte sich noch immer nicht und langsam wurde mir mulmig zumute. »Was ist denn los?«
    Tante Emmi räusperte sich, drehte den Kopf zu mir und ich sah, dass sie ein paar Mal schluckte. »Mar-lischätzchen,« sagte sie, »ich muss mit dir reden.«
    Ein unheimliches Gefühl beschlich mich – wie schon zuvor, als Tante Emmi von ihrem Heimweh gesprochen hat. Am liebsten wäre ich wieder ausgestiegen. Sofort, Regen hin oder her. »Okay«, sagte ich vorsichtig. »Worum geht's?«
    Tante Emmi öffnete den Mund, sah mich an und schloss ihn wieder. Dann kniff sie die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    Â»Sag's einfach«, murmelte ich, obwohl ich dachte: Dann sag's nicht und wir vergessen die ganze Sache, tschüss, ich muss jetzt rein und endlich Greg küssen.
    Tante Emmi atmete tief durch. »Du weißt, dass ich dich über alles lieb habe, Marli. Das weißt du doch, oder?«
    Ich nickte ganz leicht. Oh-oh. So fingen in Kinofilmen die Leute immer Gespräche an, wenn sie gleich danach sagen wollten, dass sie sterben würden. Oder für immer weggehen oder so etwas.
    Â»Du bist mir unendlich wichtig«, fuhr Tante Emmi fort, »und die letzten zehn Jahre mit dir waren wunderwunderschön. Zu erleben, wie du aufgewachsen bist, dein erster Schultag … erinnerst du dich noch an die Schultüte, die ich dir gebastelt habe? Oh, und diese schreckliche Zeit, als du Windpocken und Scharlach gleichzeitig hattest, du hast wie ein Streuselkuchen ausgesehen und mir so unendlich leidgetan. Und die zwei Jahre in New York – wir haben so viel zusammen erlebt.«
    Â»Das weiß ich doch alles«, sagte ich leise.
    Â»Und … nun ja.« Tante Emmi zupfte an ihrer Bluse. »Als ich heute Morgen mit dem Ring durch die Vergangenheit gereist bin, hat mich das doch mehr mitgenommen als gedacht. Ich konnte sehen, was ich alles verpasst habe. Und dann habe ich begriffen, dass ich ja durchaus die Chance hätte, meinen kleinen Otto doch noch aufwachsen zu sehen. Ihm die Stirn zu kühlen, wenn er krank ist, und ihm beim ersten Liebeskummer zu helfen. Solche Sachen eben. Und ich könnte wieder mit Elsa zusammen sein, meine Eltern sehen, meinen Mann …«
    Â»Der hat eine andere geheiratet, schon vergessen?«, unterbrach ich sie etwas heftig.
    Tante Emmi nickte ernst. »Nein, das habe ich nicht vergessen. Aber ich könnte ja selbst bestimmen, an welchem Tag genau ich zurückkehren würde. Also zum Beispiel an demselben Nachmittag, an dem ich damals verschwand. Dann wäre ich sozusagen niemals weg gewesen, niemand hätte mich auch nur eine Sekunde lang vermisst und … mein Mann würde diese andere Frau gar nicht kennenlernen.«
    Mir blieb die Luft weg. Weil: Das wäre ja tatsächlich möglich. Tante Emmi könnte ihr altes Leben im Jahr 1923 wieder aufnehmen und die zehn Jahre dazwischen, also die, die sie mit mir verbracht hat – mit ihrer eigenen Ururenkelin! –, diese Zeit hätte sie dann sozusagen als Sahnehäubchen obendrauf geschenkt bekommen. Zusätzlich zu ihrem eigentlichen Leben.
    Ich starrte sie entsetzt an. »Du willst wirklich zurück? Das ist jetzt kein Scherz oder so was?«
    Â»Nein, das ist leider kein Scherz, Marli. Ich spüre in mir drin diese tiefe Sehnsucht … irgendwie ist immer ein Teil von mir in der Vergangenheit geblieben. Das ist mir heute erst so richtig klar

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