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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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Ryans ursprüngliches Skript war die Geschichte eines Jungen, der die alten Briefe seines Großvaters findet. Sie inspirieren ihn dazu,
Änderungen in seinem Leben vorzunehmen: er gesteht der Frau, für die er schon lange schwärmt, seine Gefühle, trennt sich von einem alten Freund, der einen schlechten Einfluss auf ihn hat. Eine ganz süße Idee, aber Ryan hat zu angestrengt versucht, unkonventionell zu sein. Ihm ist dabei völlig entfallen, dass es überhaupt Konventionen gibt und dass diese einer Geschichte Struktur und Spannung geben.
    »Du hast den Großvater umgebracht?« Endlich ist Ryan fertig und er schaut mich an, ich kann ihm immer noch nicht ansehen, was er denkt.
    Nachdenklich runzelt er die Stirn. »Und du hast die Szenen mit dem Mädchen umgestellt.«
    »Das haben wir ja schon im Kurs besprochen.« Ich versuche meine Stimme nicht scharf werden zu lassen, er könnte jetzt leicht in Abwehrhaltung gehen. »Ich weiß, du möchtest die Liebesgeschichte nicht in den Mittelpunkt stellen, aber das sind die besten Szenen. Die müssen doch deinen dramatischen Höhepunkt bilden.«
    Lange Pause. Ryan schaut wieder runter ins Skript und klopft mit dem Bleistift auf die Tischkante. Tacktacktack tacktack .
    »Könntest du das wohl lassen?«
    Tack-tack-tacktack .
    Ich funkele ihn an. Er grinst süffisant zurück.
    »Entspann dich«, sagte er. Ich seufze und zurre mein Haar zu einem festeren Zopf zusammen.
    »Und was ist mit den Änderungen?«, erinnere ich ihn.
    »Na, alles klar.« Er klingt so nonchalant, dass ich meinen Ohren nicht traue.

    »Alles klar?«, wiederhole ich. »Ich dachte, in deinem Leben gäbe es nichts Wichtigeres.«
    » Lowell erzählt uns doch ständig, dass wir Abstand zu unserer Arbeit kriegen müssen.« Nun, wo Ryan weiß, dass er mich nervt, fängt er an zu lächeln. Und um noch einen draufzusetzen, macht er mit dem Bleistift weiter. Tack-tack-tack-tack . Ich muss meine Hände festhalten, damit ich ihm das Ding nicht wegschnappe.
    »Samstag ist Drehbeginn«, sagt er, als hätte ich nicht längst einen Plan fix und fertig, inklusive Verzögerungen und wetterbedingter Probleme. Nicht, dass es Wetter gäbe in Kalifornien. »In den ersten Tagen werden wir wahrscheinlich noch mit der Technik zu tun haben, bis wir mit Beleuchtung und Ton klar kommen.«
    »Gut.« Ich gehe meine lange, lange Liste von Aufgaben durch, die noch vor Drehbeginn zu erledigen sind. Ein anderer Junge aus dem Kurs, Mike, soll der Produzent sein, aber ein Blick auf seine rotgeränderten Augen und die Tüte voller Süßigkeiten und ich wusste, wenn hier irgendwas bewegt werden sollte, müsste ich die Sache schon selbst in die Hand nehmen.
    »Hier.« Ich reiße den unteren Teil der Seite ab, den mit den weniger wichtigen Dingen, und reiche sie ihm. »Darum musst du dich kümmern, bevor wir loslegen.«
    Achtlos faltet Ryan das Papier zusammen und wirft es in seine Tasche.
    »Es ist wichtig«, ermahne ich ihn. »Ohne einen klaren Drehplan und eine Übersicht über die einzelnen Einstellungen wirst du keinen an die Arbeit bringen können.«

    »Schon erledigt«, sagt er lässig. Ich bin erstaunt. »Guck mich nicht so an. Ich plane das schon länger als du.«
    »Na gut.« Ich runzele die Stirn. »Dann wär’s das wohl.« Für diese Besprechung hatte ich noch eine Stunde mehr eingeplant, weil ich zumindest mit Wutanfällen und Drohungen gerechnet hatte.
    »Cool, dann treffen wir uns Samstag vorm Materialraum.« Ryan zieht sich die Schuhe wieder an und wirft sich die Tasche über die Schulter. »Gute Arbeit, das Umschreiben.«
    Ehe ich mich von dem Kompliment erholt habe, ist er weg.
     
    Da ich noch Zeit habe vor der Kurzfilmvorführung des Abschlussjahrgangs, bleibe ich in der Bibliothek und schau mich zur Unterhaltung ein wenig in der sozialwissenschaftlichen Abteilung um. Ich habe mit meinen Professoren in Oxford vereinbart, dass sie mir die Aufgaben mailen, damit ich nicht zu viel verpasse, aber manchmal ist es ganz schön, einfach nur durch die Regale zu schlendern und mir das anzusehen, was mir ins Auge sticht. Ich picke mir ein paar Bände zum Thema Demokratie heraus, suche mir ein stilles Plätzchen mit Tischen und Sofas und lasse mich dort nieder.
    Aber ich kann mich nicht konzentrieren. Normalerweise nehme ich ein Buch in die Hand und die Welt um mich herum gerät in Vergessenheit. Das ist eine großartige Fähigkeit beim Studieren, aber aus irgendeinem Grund funktionieren meine Superkräfte heute nicht. Jede Bewegung,

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