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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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schreien könnte.
    Tu ich nicht. Stattdessen bleibe ich an einem Imbisswagen stehen und stopfe mir fettige Pommes mit Käse und Chili rein, die so viele Kalorien haben, dass einem glatt die Sinne schwinden könnten.
    Vielleicht hat meine Mom ja immer recht gehabt, wenn sie sagte, ich müsse für die Konsequenzen meiner Handlungen geradestehen. Vielleicht ist es das, mein Karma, die Rache dafür, immer nur rumgeflirtet und meiner Familie Schande gemacht zu haben. Mein Gott, mir fallen all diese Streitereien wieder ein, die wir hatten, nachdem das Video im Netz auftauchte. Meine Mutter konnte es nicht fassen, dass sie mich so schlecht erzogen hatte, dass ich eine billige Schlampe, eine Nutte geworden war. Das hat sie gesagt, aber egal. Zuerst hab ich versucht mich zu verteidigen. Mal
ehrlich, ich bin nicht schwanger, nicht auf Droge, und wenn das Video nicht rausgekommen wäre, würde sie auch nicht schlechter von mir denken. Aber ich glaub, wenn man von sämtlichen Bekannten Bilder der halb nackten Tochter gemailt kriegt, geht einem die Perspektive verloren, denn alles, was ich gesagt hab, hat sie nur noch wütender gemacht, bis wir uns nicht mal mehr in einem Raum aufhalten konnten, ohne uns anzuschreien.
    Und jetzt werde ich mit Schweigen gestraft. Alle zwei Wochen geht Geld auf meinem Konto ein, aber abgesehen davon hab ich nicht ein Wort von ihr gehört, seit ich Kalifornien verlassen habe. Sie fehlt mir nicht, mir fehlt nur, wie es zwischen uns war … vorher.
    Seufzend schließe ich mit meinem Nachtschlüssel das hintere Tor auf und gehe über den Hof. Es ist still und ruhig. Normalerweise beruhigen mich die ordentlichen Rasenflächen und die hübschen Steinbögen, aber heute Nacht wünschte ich, hier würde reges Treiben herrschen, an dem ich teilnehmen könnte. Kaltes Treppenhaus, leerer Flur. Emilys Zimmer ist so deprimierend wie eh und je, und ich brech vor meinem Computer zusammen und greife nach der nächsten Fritte, die jetzt matschig und ekelhaft ist. Ich checke meine Mails, aber wie üblich ist nichts gekommen, nur Junk und ein paar Google Alerts zum Thema Tyler, also starte ich mein Instant-Messenger-Programm und schicke ein stummes Gebet zum Himmel, dass jemand online ist.
    AJ369, magikman, rudeyrude – nur Jungs, mit denen ich früher geflirtet hab. Dann fällt mein Blick auf den Stundenplan, der immer noch über dem Schreibtisch hängt, und
ich denke mir, dass es noch jemanden geben muss, der sich genauso ausgestoßen fühlen muss wie ich. Ich hab ihre E-Mail-Adresse und ihr Alias irgendwo in meinen Austauschunterlagen, ich brauch also nur zehn Minuten, bis ich sämtliche Scheißpapiere durchgefilzt habe, die mir zugeschickt worden sind, dann finde ich sie:
     
    Send chat request to user EMLewis.

Emily
    Sam ist verschwunden, als ich am nächsten Morgen aufwache. Wo sein Körper war, schlingen sich nur noch zerknitterte dunkelblaue Laken um meinen Körper. Meine Jeans schneiden mir in die Hüfte, der Bügel vom BH bohrt sich in meine Rippen, aber nichts kann das zufriedene Grinsen stoppen, das sich auf meinem Gesicht breitmacht, als ich an die letzte Nacht zurückdenke. Wie versprochen war Sam ganz Gentleman und alles ist ganz anständig geblieben.
    Aber Mann, der Junge kann küssen.
    Blinzelnd nehme ich das Display des Digitalweckers in Augenschein. Elf? So lange schlafe ich nie! Mit einem Ruck setze ich mich auf.
    Aua.

    Ich lasse mich aufs Bett zurückfallen und warte, bis das Hämmern in meinem Kopf nachlässt. So fühlt sich also ein Kater an. Nach einigen weiteren Minuten richte ich mich auf – diesmal sehr viel vorsichtiger – und versuche die Spannung im Nacken etwas zu lösen. Auf der Suche nach meinen Schuhen überlege ich, ob ich Sam eine Nachricht hinterlassen soll. Wahrscheinlich ist er im Fitnesscenter, und so einfach ohne ein Wort zu gehen, finde ich ziemlich unhöflich, aber ich hab keinen Schimmer, was das Protokoll für solche Fälle vorsieht.
    Schließlich finde ich Zettel und Stift und verbringe noch mal zehn Minuten damit, über den Inhalt zu grübeln.
     
    Hi – hat Spaß gemacht letzte Nacht. E.
     
    Nach etwa einem halben Dutzend Anläufen treffe ich den richtigen, entspannten Ton und mache mich auf den Weg. Sein Zimmer liegt im dritten Stock des Verbindungshauses, und als ich über die Hintertreppe runtergehe, sehe ich überall in den Räumen Partytrümmer. Bierdosen, leere Essensverpackungen und sogar ein paar Jungs, die noch immer im Koma in Fluren und auf Sofas

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