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Ploetzlich Liebe

Ploetzlich Liebe

Titel: Ploetzlich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby McDonald
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könnte.
    »Brent« sagt er. »Zweites Jahr, Wirtschaftswissenschaften, zu Hause in Oregon.«

    »Das ist ja ein ganzer Lebenslauf.« Ich lache über die merkwürdige Art, sich vorzustellen.
    Er grinst wieder. »Damit wäre das Wesentliche erledigt.«
    »Na, wenn das so ist …« Ich zögere. Ich wollte gerade meine eigene Liste wichtiger Informationen runterrattern, aber irgendwas hält mich zurück. Noch bin ich ganz anonym für ihn: Kein Name. Keine Geschichte. Irgendwie gefällt mir das. »Und ich bin für dich eine mysteriöse Fremde«, sage ich schließlich und frage mich, ob das nicht total billig klingt.
    Aber Brent lächelt immer noch. »Geheimnisvoll, so was mag ich.«
    »Also«, ich rede los, ehe ich was durchdenken kann, »wollen wir irgendwohin gehen, wo es ruhiger ist?«
    Er guckt erstaunt und ich würde gutes Geld drauf wetten, dass aus seinem Staunen Schock wird, als ich die Antwort nicht abwarte, sondern einfach seine Hand nehme und ihn einen Gang hinunterführe. Jetzt nur nicht kneifen, schärfe ich mir ein. Du musst das tun.
    »Wo …«
    »Ich muss gleich weg«, falle ich ihm ins Wort. Mein Herz rast schneller als je zuvor. Und dann küsse ich ihn. Einfach so. Ich ziehe sein Gesicht ein wenig zu mir runter und küsse ihn, in einem Club, fünftausend Meilen weit weg von zu Hause, während hinter uns Leute den dreckigen, graffitibeschmierten Gang entlanglaufen. Seine Hände gehen zu meiner Taille und er macht einen Schritt vor, so dass ich zwischen seinem Körper und der Wand eingeklemmt bin, mein Mund klebt auf seinem. Mein Blut rauscht und ich klammere mich fester an ihn und bin ganz gefangen in der schieren
Ruchlosigkeit dieses Augenblicks. So was mache ich nicht. So ein Mädchen bin ich nicht. Aber jetzt, in diesem Augenblick, bin ich es, gierig packe ich sein Hemd mit beiden Händen, dränge meinen Körper an ihn, schiebe die Hüften vor, sodass ich mit der Zunge spüren kann, wie er nach Luft schnappt.
    Ganz schwindelig löse ich mich von ihm. »Mach’s gut«, sage ich mit einem triumphierenden Grinsen.
    Dann gehe ich.

Tasha
    Als ich in den Kurs von Professor Elliot komme, hat sich etwas verändert. Die Hausmeister haben eine Weile gebraucht, bis sie eine Zange gefunden hatten, die durch die Handschellen schneiden konnte, deshalb hab ich zwanzig Minuten Verspätung, aber als ich in den Raum gehetzt komme, begrüßt Elliot mich mit einem breiten Grinsen statt mit ihrem üblichen missbilligenden Stirnrunzeln.
    »Ah, Natasha«, sagt sie, steht von ihrem Sessel auf und packt meine beiden Arme zu einer Art feierlicher Umarmung. »Unser agent provocateur!«
    »Äh, hi.« Argwöhnisch weiche ich zurück. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.«

    »Das macht doch nichts!«, ruft Elliot aus. »Carrie hat uns schon alles über deinen heldenhaften Einsatz erzählt.«
    Ich blinzele. »Hat sie das?«
    »Nur nicht so bescheiden, Natasha«, lässt Carrie sich vernehmen. Sie lächelt mich auch an, und sogar der normalerweise gelangweilte Edwin hat so was Warmes im Blick.
    Ich schlucke verlegen. Nach einem Monat finsteren Schweigens ist das hier echt unheimlich.
    »Hast du großen Ärger gekriegt?«, fragt Carrie mit weit aufgerissenen Augen. »Ich wollte auf dich warten, aber die haben uns alle aus dem Gebäude getrieben.«
    »N… nein«, ich setze mich vorsichtig. Sogar den Spitzensessel haben sie für mich freigehalten: der ohne gemeingefährliche Sprungfedern, dessen Polsterung noch nicht völlig im Eimer ist. »Ging schon. Letztendlich.« Nach einer extremen Charmeoffensive, muss ich dazusagen, so was hab ich nicht mehr mobilisieren müssen, seit ich meinen Geburtstags-BMW zu Schrott gefahren habe, zwei Tage nachdem er aus dem Autohaus raus war. Verglichen mit meinem Stiefvater waren diese Wachdiensttypen ein Klacks, schließlich waren sie nicht nach Jahren der Abhärtung immun gegen meine Tränen. Und wenn ich weine, dann weine ich.
    »Gut.« Elliot reicht mir den Tee in einem Becher, der noch nicht mal angestoßen ist. »Offiziell kann ich illegale Aktivitäten selbstverständlich nicht gutheißen …« Wieder lächelt sie. »Aber inoffiziell muss ich sagen: ich bin stolz auf dich, weil du so einen mutigen Zug gewagt hast. Weil du dich für etwas eingesetzt hast, woran du glaubst.«

    »Hm.« Ich verstecke mich hinter dem Becher und fühle mich wie die totale Betrügerin.
    »Wie ihr gelesen habt, ist direkter Protest das Schlüsselelement vieler politischer Theorien«, schwärmt Elliot weiter.

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