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Ploetzlich Mensch

Ploetzlich Mensch

Titel: Ploetzlich Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary-Anne Raven
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Greifen nahe. Bum, bum. Er wü r de hinausgehen in diese feindliche Welt und Rache nehmen an denen, die ihn geknechtet hatten. Er würde sie zerquetschen und sich an ihren Schreien ergötzen.
    Bum … Frei!
    Gelöst von seinen Ketten brach er aus seinem Gefängnis hervor. Das Er s te, was er wahrnahm, war ein junger Tempeldiener, der ihn aus weit au f gerissenen Augen entsetzt anstarrte. Sein Körper war zu Staub verbrannt, noch ehe er den Boden berührte. Ebenso die Wand des Zimmers, die ihn umgab. Der nächste Raum war ein großer Saal, in dem 50 oder mehr Gläubige beteten. O ja, er würde ihnen einen Grund zum Beten geben. Die wabernden Fasern seines Wesens streckten sich nach den ersten Re i hen der knienden Menge aus und verwandelten sie in lebende Fackeln.
    Gierig sog er die Flut von Emotionen in sich auf. Angst, Panik. Welch z u ckersüßer Geschmack. Weiter, weiter! Mehr Leid, mehr Tod! Er würde sie alle vernichten!
    Doch plötzlich hielt sein Körper inne, wollte nicht mehr seinen Befehlen gehorchen. Ein Reißen, ein Ziehen, das er nur allzu gut kannte.
    Nein!
    Die himmelblauen Augen eines kleinen Mädchens rasten auf ihn zu. Dann war wieder alles dunkel um ihn herum. Bum, bum, bum, bum …
    Er war wieder gefangen.
     
    Ein unangenehmes Pochen erfüllte Claras Kopf, als sie die Augen au f schlug. Unwillkürlich glitt ihre Hand zu der schmerzenden Stelle an ihrer Schläfe, doch die Haut war unverletzt und nur der dumpfe Kop f schmerz erinnerte sie an die Begegnung ihrer Stirn mit etwas Hartem. Noch immer ein wenig benommen richtete sie sich auf und sah sich um.
    Wo war sie? Eine Frage , die sie sich in den letzten Tagen erschr e ckend häufig gestellt hatte. Das war nicht das Auto, in dem sie sich z u letzt befunden hatte. Sie lag auf einer weichen Matratze in einem g e räumigen Zimmer, das von der untergehenden Sonne nur noch dürftig erhellt wurde. Neben ihr auf dem Bett lag Dean. Er hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise. Das Gesicht, das er dabei machte, sah süß aus. Wenn er schlief, schien er um Jahre jünger zu sein. Ein leises Kichern löste sich aus ihrer Kehle. Dieser friedlich schlafende Mann hatte nun wirklich nichts mehr von dem blutrünstigen Vampir, der noch vor zwei Nächten über sie hergefallen war. Er wirkte erfr i schend normal auf sie. Normal und irgendwie liebenswert.
    Mit einem wehmütigen Seufzer erhob sie sich vom Bett, vorsichtig darauf bedacht, ihn nicht aufzuwecken und schlich auf leisen Sohlen durchs Zimmer, ein wenig unschlüssig, was sie nun tun sollte.
    Auf dem kleinen Tisch vor dem Fenster stand eine geöffnete Flasche Sekt. Clara probierte einen Schluck von der perlenden Flüssigkeit, doch es wollte ihr nicht so recht schmecken. Also stellte sie die Flasche wi e der zurück in den Eiskübel.
    Die untergehende Sonne tauchte den Wasserfall, den man durch die große Panoramascheibe sehen konnte, in zartes Gelb und Rosa. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie diesen Ort kannte. Sie befand sich in dem alten, kitschigen Hotel am anderen Ende des Dorfes, in dem ihre Mutter früher als Kellnerin gearbeitet hatte. Und dies hier war die H o neymoon-Suite!
    Warum nur hatte Dean ausgerechnet dieses Zimmer für sie geno m men? Hatte er etwa vor, sie zu verführen?
    Bei diesem Gedanken schoss ihr das Blut in den Kopf. Hatte er es sich doch anders überlegt? Fand er sie doch begehrenswert? Ein Kri b beln durchlief ihren Körper und sie überlegte, ob sie sich wieder zu ihm auf das Bett legen sollte. Vielleicht war sein starker, männlicher Körper genau das, was sie jetzt brauchen konnte. Doch sie verwarf diesen Gedanken wieder. Er sah so friedlich aus, dass sie ihn einfach nicht wecken mochte.

12
    Warme Haut, die sich sanft an die seine schmiegte. Langes blondes Haar, in das er seinen Kopf vergraben konnte. Ein süßlich-blumiger Duft, der ihm so vertraut war, dass die kleinste Nuance davon ein Lächeln auf sein G e sicht zauberte. Einfach nur bei ihr zu sein, war alles, was er wollte und brauchte in seinem Leben. Zu zweit zusammen, bis ans Ende aller Tage. Zu zweit? Lächelnd griff sie nach seiner Hand und legte sie auf ihrem Bauch ab, während ein schüchterner Blick den seinen streifte. Als ihm klar wurde, was sie ihm sagen wollte, schloss er sie mit einem Freudenschrei in die Arme und drückte sie so fest an sich, dass sie vor Schreck auflachte. Er b e deckte ihren Mund mit unzähligen Küssen und streichelte sanft ihren za r ten Bauch.
    „ Wir bekommen ein Kind! Wir

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