Ploetzlich Mensch
Tastatur ihres Rechners tanzen.
„ Mal sehen. Leider sind wegen der Auferstehungswochen des hies i gen Zombieinstituts die meisten unserer Zimmer bereits belegt. Aber ich glaube, ich habe da genau das Richtige für Sie. Unsere Hone y moon - Suite. Das schönste Zimmer im ganzen Hotel. Mit einem gr o ßen Ba l kon und Panoramablick auf unseren romantischen Wasserfall.“
„ Panoramablick? Also ich hätte da eher an etwas ohne Fenster g e dacht. Wir hätten es lieber ein bisschen ruhiger, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Er ließ seine Augenbrauen vielsagend auf und nieder wippen. Die Elfe lachte.
„ Oh, keine Angst. Sie werden in dieser Suite von niemandem gestört werden. Keiner kann von außen in das Zimmer blicken. Sie haben die schöne Aussicht ganz für sich allein.“
„ Mir wäre aber doch eher nach einem Zimmer ohne Fenster …“ setzte Dean zum Protest an.
„ Tut mir wirklich leid, aber das ist das einzige Zimmer, das ich Ihnen anbieten kann. Wie gesagt, die Auferstehungswochen und so.“ Sie hob entschuldigend die Schultern.
Also gut. Er musste mit dem arbeiten, was sich ihm bot. Ein Zimmer mit Panorama-Scheiben war wirklich das L etzte, was er haben wollte , aber es gab in dieser öden Gegend leider kein weiteres Hotel, auf das er heute hätte zurückgreifen können, und Clara noch einen weiteren Tag in diesem instabilen Zustand zu belassen, war keine gute Idee.
„ Also gut, ich nehme es.“
„ Wunderbar. Ich versichere Ihnen, Sie werden es nicht bereuen“, säuselte die Rezeptionistin und ließ ihre Finger wieder über die Tast a tur schnellen. „Stößt Ihre Frau später zu Ihnen ?“
„ Sie ist draußen im Auto und schläft. Die Reise war sehr anstrengend und ich wollte sie nicht wecken“, erwiderte er, während er die ihm g e reichten Unterlagen ausfüllte.
„ Hach, Sie sind aber ein ganz Netter“, trällerte die Elfe verzückt und reichte ihm einen goldenen Schlüssel, an dessen Ende ein überdime n sionales Rüschenherz baumelte. „Zweiter Stock, dritte Tür links. Dann wünsche ich Ihnen und I hrer Frau einen wunderschönen Abend zu zweit.“ Sie kicherte vergnügt.
*
Clara war noch nicht wieder zu sich gekommen. Die Platzwunde auf ihrer Stirn, die sie sich selbst zugefügt hatte, war mittlerweile wieder vollständig verschwunden. Nicht einmal eine leichte Beule war gebli e ben. Nur das feine Blutrinnsal, das bis hinab zu ihrem Kinn geflossen war, zeugte noch von der Verletzung. Er befeuchtete seinen Zeigefi n ger und wischte die rote Linie weg, sodass nichts mehr an ihre Selbs t verletzung erinnerte, und sie aussah, als würde sie einfach nur schlafen. Dann hob er sie vorsichtig aus dem Autositz.
Obwohl er in unmittelbarer Nähe zum Hoteleingang geparkt hatte, erschien ihm der Weg zurück unendlich lang, und die Tatsache, dass es keinen Fahrstuhl gab, gefiel seinen menschlichen Bandscheiben übe r haupt nicht. Die Rezeptions-Elfe war begeistert, als er an ihrem Tresen vorbeikam.
„ Hach, wie romantisch, ein Mann, der seine Frau auf Händen trägt.“
Er brachte nur ein etwas verkrampftes Lächeln zustande und ging wortlos weiter, wobei er versuchte , nicht ganz so laut zu schnaufen. Er war wirklich nicht in Form.
Als er endlich vor der mit Herzen - und Blumen - Schnitzereien vers e henen Tür zur Honeymoon - Suite stand, war er schweißgebadet. R o mantisch.
Nicht wirklich.
Mit der Erleichterung, die man nur verspürt, wenn man eine schwere Last ablegt, ließ er Claras schlafenden Körper auf das breite Doppe l bett sinken, das im Zentrum des lichtdurchfluteten Zimmers stand. Er streckte sich, was seine Wirbelsäule zu einem unangenehmen Kni r schen veranlasste. Erleichtert ließ er sich neben sie auf die weiche Ma t ratze fallen. Himmel! Wie konnte ein so zerbrechlich wirkendes W e sen nur so verdammt schwer sein. Oder war er einfach nur unsäglich schwach? Ach zur Hölle. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder er selbst zu werden. Aber jetzt brauchte er erst einmal eine Dusche.
*
Er spürte das warme Pulsieren des Blutes, das den Körper Tag und Nacht in gleichmäßigem Rhythmus durchfloss. Bum, bum. 24 Stunden am Tag. Bum, bum. Zwölf Monate im Jahr. Bum, bum. Seit 38 Jahren. Bum, bum. So lange war er schon in diesem Körper gefangen. Bum, bum. Doch heute würde sich etwas dran ändern. Bum, bum. Er konnte es fühlen. Da war etwas, das ihm sagte, dass er diesem Gefängnis schon bald entkommen würde. Bum, bum. Freiheit! Sie war zum
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