Ploetzlich Mensch
Gefühlen, die er in den letzten Tagen für Clara entwickelt hatte. Würde all das wieder verschwinden, im berec h nend kalten Verstand des Vampirkörpers? Die Wahrscheinlichkeit, dass er all das wieder verlieren würde, war groß. War es das wirklich wert?
„ Verdammt! Ich kann das nicht.“ Mit einem lauten Fluchen sank er zurück auf die Matratze.
„ Was ist los?“ Clara sah ihn verwirrt an. „Was … was meinst du d a mit? Habe ich etwas falsch gemacht? Findest du mich nicht attraktiv genug? Oder ist es wegen Luminis?“
„ Nein, ich … ach, verdammt! Du hast gar nichts falsch gemacht. Aber wenn ich jetzt mit dir schlafe, dann werde ich wieder zum Va m pir und dann ist alles, was sich in den letzten beiden Tagen zwischen uns entwickelt hat , verloren. Und das will ich nicht.“
„ Ich versteh nicht. Warum wirst du dann wieder zum Vampir? Das ergibt doch alles keinen Sinn! Bitte, Dean, ich möchte mit dir schlafen. Es gibt nichts, was ich mir im Augenblick sehnlicher wünschen wü r de.“ Ihr Blick war von einem tiefen Flehen erfüllt und zugleich röteten sich ihre Wangen in der leichten Scham, die diese unverblümt ausg e sprochene Wahrheit ihrer innersten Sehnsüchte hervorrief. Es tat ihm in der Seele weh, sie abweisen zu müssen, doch er hatte keine andere Wahl, wenn er dieses zarte Pflänzchen, das zwischen ihnen gewachsen war, nicht zerstören wollte.
„ Es geht nicht, Clara.“
„ Warum?“ Er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, was ihr hypnotisierendes Blau nur noch intensiver machte. Wie sollte er ihr die Situation nur begreiflich machen? Vielleicht war der Zeitpunkt g e kommen, ihr endlich die Wahrheit zu sagen.
„ Weil … na ja, weil ein Teil von Luminis bei meinem Biss von dir auf mich übergegangen ist. Deswegen bin ich wieder ein Mensch g e worden und deswegen hattest du diese Ausbrüche, weil das Siegel, das ihn in dir hält, dadurch instabil wurde.“
Einen Moment lang sah sie ihn einfach nur konsterniert an. Er kon n te förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
„ Ist das dein Ernst? Woher weißt du das?“
„ Die Priester haben es mir erzählt, bevor sie mich in deine Kammer geschleppt haben.“
Wieder Schweigen und ein tief musternder Blick, bei dem ihm nicht sehr wohl in seiner Haut war.
„ Warum erzählst du mir das erst jetzt?“
„ Es tut mir wirklich leid, aber das hat sich bisher einfach nicht so e r geben …“
„ Willst du mich verarschen? Es gab T ausende Gelegenheiten, bei d e nen du mir davon hättest erzählen können.“
Er seufzte, er konnte ihre Wut gut verstehen. „Ich hatte Angst, du würdest dich zu sehr aufregen und damit Luminis freisetzen.“
Clara gab ein frustriertes Schnaufen von sich und wandte kopfschü t telnd den Blick von ihm ab. Er konnte ihre Enttäuschung förmlich spüren.
„ Nett, dass du mich trotzdem noch daran teilhaben lässt“, gab sie bissig von sich. „Und warum zur Hölle würdest du wieder zum Va m pir, wenn wir miteinander schlafen?“
„ Weil wir dann eine so enge körperliche Bindung eingehen, dass das Fragment vermutlich in deinen Körper zurückkehrt, und dann wäre ich vermutlich wieder der Alte und alles , was zwischen uns war, wäre für immer verloren.“
„ Aha“, brummte Clara und starrte missmutig auf einen unbestim m ten Fleck neben ihm auf dem Bett.
„ Es …,“ er musste sich räuspern, weil seine Stimme ihm plötzlich den Dienst zu verweigern drohte. Wer hätte gedacht, dass diese Beic h te nicht nur für sie so hart zu verdauen sein würde? Doch da musste er jetzt durch. „Es tut mir leid, Clara. Glaub mir, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zu schlafen, aber, ach verdammt, es ist kompl i ziert. Ich glaube, ich empfinde so etwas wie Liebe für dich und das ist etwas, was ich seit über zweihundert Jahren nicht mehr gefühlt habe und somit sehr …“ Wieder dauerte es eine n Moment, bis er die richt i gen Worte finden konnte. „Verstörend für mich. Ich will das nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Bitte. Ich brauche etwas Zeit.“
Es war wirklich eine seltsame Situation, in der sie sich befanden. Normalerweise liebte Dean die Unterhaltungen, die sich nach dem Sex ergaben. Es waren die ehrlichsten und unbeschwertesten Gespräche, die er je geführt hatte, denn was gab es noch vor dem anderen zu ve r bergen, wenn man sich nackt in den Armen lag. Doch diese Situation war völlig anders. Sie hatten nicht miteinander geschlafen, nicht die Ekstase des
Weitere Kostenlose Bücher