Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Schritte zurück. »Du schreibst Musik, aus Worten und Sätzen statt aus Noten. Also, hier ist mein Angebot, Liebes: Ich gewähre dir ein wenig meiner … nennen wir es ›göttlichen Inspiration‹ für ein ganz besonderes Stück, das ich hiermit in Auftrag geben würde.«
»Und … was soll ich für dich schreiben?«
»Ich möchte, dass du etwas über mich veröffentlichst, Liebes«, erklärte Leanansidhe, als wäre das offensichtlich. »Das ist doch kein so schlimmer Preis, oder? Oh, und es gibt noch einen wundervollen Bonus: Jedes Wort, das du zu Papier bringst, wird reinste Poesie sein. Es wird jeden Leser zutiefst berühren, auf die eine oder andere Weise. Es werden deine Worte sein, deine Gedanken. Ich werde lediglich eine gewisse Inspiration beisteuern, damit jedes deiner Worte wahrlich meisterhaft wird. Wenn du dich dazu bereit erklärst, werde ich dir die Fähigkeit verleihen, die Feen zu sehen.«
Nein, Kenzie! , wollte ich schreien. Wenn du das machst, gibst du Leanansidhe damit ein Stück deiner selbst. Im Gegenzug für diese Inspiration wird sie sich ein Stück deines Lebens unter den Nagel reißen, denn genau so verfährt die Dunkle Muse!
Kenzie zögerte noch und schien zu überlegen. »Nur ein Text?«, hakte sie schließlich nach, während ich mich verzweifelt zu Keirran umdrehte und ihn am Kragen packte. »Das ist alles?«
Sag etwas , flehte ich den Feenjungen mit Blicken an. Verdammt, Keirran, du weißt doch genau, was da läuft. Sie darf nicht zustimmen, ohne genau verstanden zu haben, worauf sie sich einlässt. Das kannst du nicht zulassen. Sag was!
»Selbstverständlich, Liebes«, versicherte Leanansidhe. »Nur ein kleiner Text aus deiner Feder. Mit meiner Unterstützung, natürlich.«
Bitte , formte ich mit den Lippen, und Keirran seufzte.
»Das ist nicht alles, Leanansidhe«, sagte er laut, ließ mich los und trat demonstrativ einen Schritt vor. »Du verschweigst ihr etwas. Sie hat das Recht zu erfahren, was der wahre Preis für deine Inspiration ist.«
»Keirran, Liebes.« Hinter Leanansidhes freundlicher Fassade wurde leichte Gereiztheit spürbar. »Wenn ich dieses Geschäft deinetwegen verliere, werde ich sehr unglücklich sein. Und wenn ich unglücklich bin, dann sind alle in meinem Haus unglücklich.« Ihr finsterer Blick ließ erneut die Lampen flackern. »Ich habe dir einen Gefallen getan, als ich dieses Sommermädchen bei mir aufnahm. Vergiss das nicht.«
Keirran gab klein bei und sah mich vorwurfsvoll an, doch es hatte ausgereicht. »Was meint er damit?«, fragte Kenzie, während die Königin der Exilanten noch frustriert den Atem ausstieß. »Was ist der ›wahre Preis‹?«
»Nichts Schlimmes, Liebes«, versuchte Leanansidhe sie zu beruhigen. Mühelos änderte sie ihre Tonlage, während sie sich wieder dem Mädchen zuwandte. »Es ist nur … laut Vertragsbedingungen würdest du dich dazu bereit erklären, mir einen winzigen Teil deines Lebens abzutreten, im Austausch gegen besagte Inspiration. Es ist wirklich nicht viel«, fügte sie schnell hinzu, als Kenzie verblüfft den Mund aufriss. »Ein, zwei Monate vielleicht, so um den Dreh. Natürlich bezieht sich das nur auf deine natürliche Lebensspanne – tödliche Unfälle, Erkrankungen, Seuchen oder andere Formen des vorzeitigen Dahinscheidens bleiben dabei unbeachtet. Dies ist mein Angebot, wenn ich dir den Blick verschaffen soll, Liebes. Und es ist für meine Verhältnisse wahrhaft großzügig. Also, was sagst du?«
Nein , drängte ich Kenzie in Gedanken. Sag Nein. Das ist die einzig richtige Antwort bei so einem Angebot.
»Klar doch«, antwortete Kenzie, ohne zu zögern. Fassungslos starrte ich sie an. »Warum nicht? Ein Monat meines Lebens, wenn ich dafür immer die Feen sehen kann?« Sie zuckte mit den Schultern. »Langfristig gesehen ist das doch nicht schlecht.«
Was? Ich war so entsetzt, dass ich kaum noch etwas mitbekam. Ist dir eigentlich klar, was du gerade getan hast? Du hast einer Feenkönigin einen Monat deiner Lebenszeit überlassen! Für nichts und wieder nichts hast du zugestimmt, dass sie dein Leben verkürzt.
Leanansidhe blinzelte überrascht. »Tja«, murmelte sie einen Moment später, »das war ja leicht. Welch ein Glück für mich! Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen übertrieben stark an ihrem Leben hängen. Doch wenn so deine Entscheidung aussieht, sind wir im Geschäft, Liebes. Und ich werde dir alles besorgen, was du benötigst, um den Blick zu erlangen.« Mit einem
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