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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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eine Illusion. Außerdem war ich nicht hergekommen, um an Blumen zu schnüffeln, sondern um herauszufinden, warum die beiden Feen über Kenzie redeten.
    Keirran saß unter dem Baum, hatte ein Bein angezogen und beobachtete Annwyl, die graziös zwischen den Blumen umherwanderte. Hin und wieder blieb die Sommerfee stehen und strich mit den Fingern über eine Blüte oder ein Kraut, woraufhin sich die entsprechende Pflanze sofort aufrichtete und neue, frische Blätter entfaltete. Die Schmetterlinge umschwärmten sie und setzten sich in ihr Haar und auf ihr Kleid, als wäre sie eine riesige Blüte, die über die Wiese schwebte.
    Ich schob mich an der Wand entlang und achtete darauf, mich immer hinter einer Reihe riesiger Farne zu halten. Während ich durch die Blätter spähte, kam ich mir einerseits idiotisch vor, weil ich mich auf ein solches Niveau herabließ, andererseits spitzte ich aber doch die Ohren.
    »Leanansidhe will, dass die Zeremonie heute Nacht stattfindet«, sagte Annwyl gerade und strich über einen tief hängenden Ast des Baumes. Der Zweig erschauerte, dann bekamen einige vertrocknete Blätter wieder Farbe und strafften sich. »Ich denke, es wäre besser, wenn du das Ritual vollziehst, Keirran. Sie kennt dich, außerdem könnte der Junge sich dagegen sträuben, dass ich ihr zu nahe komme.«
    »Ich weiß.« Seufzend stützte Keirran das Kinn aufs Knie. »Ich hoffe nur, dass Ethan mich nicht hasst, wenn ich einen Anteil daran habe, dass Kenzie den Blick bekommt. Wahrscheinlich hat er sich kaum von der letzten Überraschung erholt, die ich ihm zugemutet habe.«
    »Du meinst die Neuigkeit, dass du sein Neffe bist?«, fragte Annwyl sanft. Mir wurde erneut übel. Nein, ich hatte mich noch nicht an den Gedanken gewöhnt. »Aber er begreift doch sicher, wie unterschiedlich die Zeit in den beiden Welten verläuft. Und ihm musste klar sein, dass seine Schwester eine Familie gründen würde, auch wenn sie nicht im Reich der Sterblichen lebt, oder?«
    »Woher denn?«, murmelte Keirran. »Sie hat es ihm nie gesagt. Sie hat mir ja auch nie etwas gesagt.« Wieder seufzte er, dann fuhr er traurig, fast schon wütend fort: »Sie verbirgt etwas vor mir, Annwyl. Ich glaube, alle verschweigen mir etwas: Oberon, Titania, Mab – sie alle wissen etwas. Und niemand will mir sagen, was es ist.« Er senkte die Stimme. Verwirrt und frustriert fragte er: »Warum vertrauen sie mir nicht?«
    Annwyl warf ihm einen seltsamen Blick zu. Dann brach sie einen kleinen Zweig vom Baum, ging vor Keirran in die Knie und reichte ihm das Stöckchen. »Hier, halt das mal kurz.«
    Verblüfft befolgte Keirran die Anweisung.
    »Und jetzt tu das, was ich gerade getan habe«, befahl sie. »Lass ihn wachsen.«
    Er runzelte ratlos die Stirn, zuckte dann aber nur mit den Schultern und starrte auf den kahlen Zweig. Das Holz bebte kurz, dann erschienen winzige Knospen, die schnell zu Blättern heranwuchsen. Ein Schmetterling löste sich aus Annwyls Haaren und landete auf dem Stock.
    »Und nun töte ihn«, fuhr Annwyl fort.
    Wieder warf er ihr einen fragenden Blick zu, doch im nächsten Moment kroch Reif über die Blätter und ließ sie schwarz werden. Schließlich war der ganze Zweig mit Eis bedeckt. Innerhalb eines Herzschlags trudelte der Schmetterling zu Boden – tot. Annwyl nahm den Stock und schnippte mit dem Finger dagegen. Das Holz brach, und eine Hälfte landete zwischen den Blumen.
    »Begreifst du, worauf ich hinauswill, Prinz Keirran?«
    Er ließ den Kopf hängen.
    »Du bist der Eiserne Prinz«, fuhr Annwyl sanft fort, »aber du bist keine normale Eiserne Fee. Du verfügst über die Magie aller drei Reiche und kannst sie mühelos einsetzen, ohne jeden Fehler. Niemand sonst im Feenreich besitzt diese Gabe, nicht einmal die Eiserne Königin.«
    Sie legte eine Hand auf sein Knie. »Sie fürchten dich, Keirran. Sie haben Angst vor dem, was aus dir werden könnte, und davor, was deine Existenz für sie bedeutet. Traurigerweise sind die Feenhöfe so. Sie können Veränderungen nur schwer verkraften.«
    »Hast du Angst vor mir?«, fragte Keirran so leise, dass ich ihn über das Rauschen der Blätter hinweg kaum verstand.
    »Nein.« Annwyl zog ihre Hand zurück, stand auf und blickte auf ihn herab. »Nicht, nachdem du so freundlich zu mir warst und so viel riskiert hast, um mich hierherzubringen. Aber ich kenne die Strukturen bei Hofe wesentlich besser als du, Keirran. Ich war nur eine bescheidene Dienerin Titanias, doch du bist der Eiserne Prinz.« Sie

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