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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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furchtbar selbstzufriedenen Lächeln drehte sie sich zu Keirran und mir um. Falls ihr auffiel, wie erschüttert ich Kenzie musterte, sagte sie zumindest nichts dazu. »Ich werde Annwyl holen, sie soll euch eure Zimmer zeigen. Wir treffen uns morgen wieder hier, meine Lieben, und dann werden wir besprechen, wie ihr weiter vorgehen sollt. Bis dahin fühlt euch ganz wie zu Hause.«
    Einige Stunden später kehrte meine Stimme zurück.
    Seit das Sommermädchen uns in Leanansidhes Gästetrakt geführt und sich mit der Entschuldigung, es gäbe viel zu tun, zurückgezogen hatte, waren weder Annwyl noch Keirran wieder aufgetaucht. Der Eiserne Prinz war ihr ziemlich bald gefolgt. Kenzie hingegen schien mir bewusst aus dem Weg zu gehen, denn sie war wortlos in ihrem Zimmer verschwunden und reagierte nicht, als ich wenige Minuten später bei ihr klopfte.
    Also wanderte ich durch das riesige Herrenhaus und erkundete die scheinbar endlosen Flure, immer in der Hoffnung, dass irgendwelche Exilanten auf Streit aus wären. Doch niemand erfüllte mir diesen Wunsch, sodass ich ohne jede Ablenkung meinen düsteren Gedanken nachhing.
    Keirran. Meghans Sohn … und mein Neffe, so verstörend das auch klang. Diese ganze Situation war doch total krank. Sicher, im Feenreich verging die Zeit anders als bei uns, aber trotzdem. Keirran war in meinem Alter, genau wie Meghan und Ash …
    Kopfschüttelnd verdrängte ich diese Vorstellung. Damit hatte meine Familie die nächste Stufe auf der Skala der Skurrilität erreicht. Was Mom wohl sagen würde, wenn sie von Keirran wüsste? Wahrscheinlich würde sie total durchdrehen.
    Vielleicht ist das ja der Grund, warum Meghan es uns verschwiegen hat , überlegte ich und warf dem Schwarzen Mann, der wie eine fette Spinne unter einem niedrigen Regalbrett hockte, einen bösen Blick zu. Der sollte ruhig kommen! Doch nachdem er mich kurz gemustert hatte, verschwand er wieder in den Schatten. Vielleicht wusste sie, dass Mom damit nicht klarkommen würde. Vielleicht hat sie sich auch davor gefürchtet, was ich dazu sagen könnte  … Nein, das ist keine Entschuldigung! Sie hätte uns trotzdem einweihen müssen. So etwas kann man nicht einfach unter den Teppich kehren und hoffen, dass es niemals rauskommt.
    Bestimmt hatte Meghan einen guten Grund dafür gehabt, uns nichts von Keirran zu erzählen und ihn von uns fernzuhalten. Aber welchen? Soweit ich das beurteilen konnte, hegte Keirran Menschen gegenüber keine Vorurteile, er war höflich, zurückhaltend und respektvoll. Das genaue Gegenteil von mir , dachte ich und verdrehte die Augen. Mom würde ihn lieben. Aber Meghan hatte nicht gewollt, dass wir uns begegnen, was so gar nicht zu ihr passte. Was konnte nur so schrecklich sein, dass sie ihr Kind vor dem Rest ihrer Familie geheim hielt?
    Was hatte Keirran an sich, das sie vor uns verbergen wollte?
    Irgendwo vor mir unterhielt sich jemand, leise aber deutlich. Hinter einem Rundbogen am Ende des Flurs erklang Annwyls sanfter Singsang, gefolgt von Keirrans Stimme. Da ich sie bei … was auch immer … nicht stören wollte, wandte ich mich ab. Doch dann fiel Kenzies Name, und ich hörte genauer hin.
    Vorsichtig schlich ich durch den Korridor, der in einen großen, runden Raum voller Pflanzen mündete. In seiner Mitte ragte ein riesiger Baum auf, der seine knorrigen Äste Richtung Himmel reckte – was einfach war, da der Raum kein Dach hatte. Helles Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach und malte wilde Schattenmuster auf das Gras und die Wildblumen, die rund um den Stamm wuchsen. Vögel zwitscherten, und Schmetterlinge tanzten über die Blüten, was das Zusammenspiel von Licht und Farben noch verwirrender machte.
    Das alles war natürlich nicht echt. Angeblich befand sich Leanansidhes Domizil im sogenannten Zwischenraum, dem Schleier, der das Feenreich von der Menschenwelt trennte. Wenn man einen Steig benutzte, durchschritt man wohl kurz den Zwischenraum, bevor man die jeweils andere Welt erreichte. Wie Leanansidhe es schaffte, in diesem Gefilde zwischen den Welten ein ganzes Herrenhaus unterzubringen, war verblüffend, und es war besser, nicht zu genau darüber nachzudenken. Niemand wusste, wie das Haus von außen aussah, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es dort weder Sonnenlicht noch singende Vögel gab. Dieser ganze Raum bestand aus Feenmagie. Eine wirklich gute Illusion: Ich konnte den Duft der Blumen riechen, hörte das Summen der Bienen und spürte die Wärme der Sonne. Aber trotzdem war es nur

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