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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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waren, kam Kenzie mit ihrem Stock und prügelte auf sie ein.
    Aber immer mehr und mehr Feen kamen über die Mauern geglitten und gingen mit erhobenen Händen auf uns los. Ein Schrei ließ mich herumfahren. Einige der Gnome hatten Annwyl und Kenzie umzingelt und bildeten nun einen lockeren Kreis um die Mädchen. Noch griffen sie nicht an, aber eine der Feen streckte bereits die Hände nach dem Sommermädchen aus, die grässlichen kleinen Münder weit aufgerissen.
    Annwyl war auf alle viere gesunken, ihr schmaler Körper wirkte irgendwie instabil, fast ausgefranst, als bestünde sie nur noch aus Nebel, der vom Wind auseinandergetrieben wurde. Kenzie stürmte vor und schlug nach dem Gnom, traf ihn aber nur an der Schulter. Zischend wirbelte das Feenwesen zu ihr herum und packte mit beiden Händen ihren Stock. Es krachte kurz, dann zersplitterte das Rattanholz und fiel auseinander, als die Feenzähne kurzen Prozess mit ihm machten.
    »Annwyl!« Keirran fuhr herum und rannte los, um die Sommerfee und Kenzie zu verteidigen, und in diesem kurzen Moment der Ablenkung landete eine schrumpelige, knorrige Hand auf meinem Arm. Schartige Zähne gruben sich in mein Handgelenk. Ich schrie auf und versuchte das Ding durch heftiges Schütteln loszuwerden, aber es klebte an mir wie ein Blutegel und nagte immer weiter an meinem Fleisch. Zähneknirschend rammte ich meinen Arm ein paar Mal gegen die Mauer und unterdrückte den stechenden Schmerz des Aufpralls, bis der Gnom endlich losließ.
    Nun hatten die Geisterfeen Blut geleckt und drängten umso stürmischer vor. Mein Handgelenk und mein Unterarm waren komplett rot, und es fühlte sich an, als hätte jemand den Arm durch einen Fleischwolf gedreht. Halb blind vor Schmerzen wich ich taumelnd zurück. In diesem Moment schoss ein großer Rabe vom Himmel herab und landete genau gegenüber von mir auf der Mauer. Vielleicht lag es ja an den Schmerzen oder am Blutverlust, aber ich glaubte zu sehen, wie er mir zuzwinkerte.
    Aus Keirrans Richtung rollte eine Kältewelle heran und vertrieb den Vogel. Mehrere Schmerzensschreie zeigten, dass der Eiserne Prinz seine Sommerfee rächte, aber mir half das gerade gar nicht – ich stand mit dem Rücken zur Wand und blutete auf die Steinquader. Während sich der Schwarm zum Angriff sammelte, versuchte ich, mich einigermaßen zu wappnen.
    »In New York trifft man wirklich die seltsamsten Typen«, rief eine Stimme irgendwo über mir.
    Ich schaute hoch: Auf einem der Türme stand jemand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und grinste fröhlich zu mir runter. Als er den Kopf schüttelte, lösten sich ein paar schwarze Federn aus seinen roten Haaren, und ich sah die spitzen Ohren aufblitzen.
    »Nur ein Beispiel«, fuhr er immer noch breit grinsend fort. »Du siehst haargenau so aus wie der Bruder einer guten Freundin von mir. Ich meine, wie oft gibt es so etwas schon? Der sollte allerdings eigentlich sicher in seinem Heim in Louisiana hocken, ich kann mir also nicht erklären, was er hier in New York verloren hätte. Na ja.«
    Zischend wirbelten die Gnome zu dem Eindringling herum, dann sahen sie verwirrt zwischen uns hin und her. Sie spürten wohl, dass er die größere Bedrohung darstellte, denn sie rückten langsam auf den Turm vor und hoben ihre fauchenden Hände.
    »Hm, das hat schon etwas Verstörendes an sich. Ich wette, keiner von euch hat ein Haustier, richtig?«
    Ein Dolch kam aus seiner Richtung geschossen und bohrte sich in einen angreifenden Gnom, der sich prompt in Nebel auflöste. Im nächsten Moment landete der Fremde direkt neben mir und zog grinsend einen zweiten Dolch aus dem Gürtel. »Schönen guten Tag, Ethan Chase«, begrüßte er mich genauso selbstzufrieden und respektlos, wie ich ihn in Erinnerung hatte. »Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.«
    Wieder hob der Schwarm geschlossen die Hände und ließ die Münder aufklaffen, und ich spürte diesen seltsamen Sog in der Luft. Der Neuankömmling schnaubte nur abfällig. »Wohl kaum«, spottete er und warf sich mitten ins Getümmel.
    Ich stieß mich von der Wand ab, um ihm zu folgen, aber eigentlich brauchte er gar keine Hilfe. Obwohl die Gnome ihm die Magie absaugten, tanzte er mühelos zwischen ihnen herum, und sein Dolch schlug neblige Schneisen in ihre Reihen. »Hey, Mensch, geh und hilf deinen Freunden!«, rief er, während er gleichzeitig einem der Piranhagnome auswich. »Ich schaffe das hier auch alleine!«
    Ich nickte kurz und lief dann zum Fuß der Treppe,

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