Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
wo Keirran sich zwischen den Gnomen und den Mädchen aufgebaut hatte und die Angreifer mit funkelnden Augen herausforderte. Annwyl lag reglos am Boden, bewacht von Kenzie, die immer noch einen halben Rattanstock umklammerte. Ein paar Gnome umkreisten das Grüppchen, sie reckten die Arme und musterten Keirran mit finsteren Blicken; einer von ihnen war ein paar Meter zurückgewichen und krümmte sich, als wäre ihm schlecht.
Ich sprang die letzten Stufen hinunter, landete schreiend hinter einer der Geisterfeen und ließ krachend meinen Stock auf ihren Schädel niedergehen. Sie fiel lautlos um, und noch während sie sich auflöste, tänzelte ich zur Seite und schleuderte die nächste Fee mit einem gezielten Tritt gegen den Kopf davon.
Zischend stob der Rest der Horde auseinander. Ihre widerlichen Handmünder kreischten und geiferten, doch sie wieselten durch das Gebüsch und kletterten zurück auf die Mauer, sodass wir allein am unteren Treppenende zurückblieben.
Keuchend drehte ich mich zu den anderen um. »Alles okay?«
Keirran hörte mich gar nicht. Sobald die Gnome den Rückzug angetreten hatten, hatte er sein Schwert weggesteckt und war zu Annwyl gerannt. Nun kniete er neben ihr, und sie unterhielten sich leise: Keirran fragte besorgt, wie sie sich fühlte, und das Sommermädchen bestand darauf, dass alles in Ordnung sei. Seufzend wandte ich mich Kenzie zu. Die beiden waren wahrscheinlich sowieso eine ganze Weile nicht ansprechbar.
Kenzie kam verlegen auf mich zu, den zerbrochenen Rattanstick noch immer in der Hand. »Tut mir leid«, sagte sie und streckte mir hilflos die zerschmetterte Waffe entgegen. »Er … äh … ist den Heldentod gestorben. Ich kann nur hoffen, dass dieses Ding jetzt einen fetten Splitter in der Zunge hat.«
Ich nahm ihr den Stock ab, schleuderte ihn in die Büsche und zog sie mit einem Arm an mich.
»Besser der Stock als du«, murmelte ich und spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte. Sie schlang mir die Arme um den Bauch und klammerte sich an mich. »Geht es dir gut?«
Kenzie nickte. »Sie haben irgendwas mit Annwyl gemacht, bevor Keirran gekommen ist. Er hat einige von ihnen getötet, aber sie sind nur ein Stück zurückgewichen und haben diese gruselige Sache mit ihren Händen veranstaltet. Dann ist Annwyl …« Schaudernd drehte sie sich zu der Sommerfee um, sie wirkte besorgt. »Wie gut, dass du gekommen bist und sie verjagt hast. Annwyl sah gar nicht gut aus … und du blutest schon wieder!«
»O ja.« Ich biss die Zähne zusammen, als sie sich von mir löste und vorsichtig meinen Arm untersuchte. »Einer von denen hat meinen Arm mit dem Stock verwechselt. Aua!« Kenzie begutachtete die blutverschmierte, aufgeschlitzte Haut. »Dafür kannst du dich bei Keirran bedanken«, murmelte ich, als Kenzie mich entschuldigend, aber entsetzt ansah. »Er ist einfach losgerannt, um seine Freundin zu retten, und hat mich mit einem halben Dutzend Piranhafeen allein gelassen.«
Apropos allein lassen …
»Hey«, meldete sich eine leicht gereizte Stimme vom oberen Ende der Treppe. »Ich will euch das traute Wiedersehen ja nicht verderben, aber hast du hier oben nicht etwas vergessen? Wenn ich nur wüsste, was das sein könnte … mich vielleicht?«
Ich hörte Annwyl leise keuchen, als die rothaarige Fee breit grinsend die Stufen hinabschlenderte.
»Erinnerst du dich wieder?«, hakte er nach, als er mit einem Sprung die letzten Stufen überwand und sich vor uns aufbaute. Kenzie musterte ihn neugierig, aber er blickte an ihr vorbei zu Keirran und Annwyl. »Hey, das Prinzlein ist ja auch hier! Ist die Welt nicht klein? Und was, wenn ich fragen darf, haben du und der Bruder der Königin hier draußen zu suchen?«
»Was hast du denn hier zu suchen?«, knurrte ich, während Keirran und Annwyl endlich wieder zu uns stießen. Der Prinz strahlte erleichtert, was unser Neuzugang mit einem breiten Grinsen erwiderte. Offensichtlich kannten sich die beiden. Annwyl hingegen wirkte so, als wäre sie gerade ihrem Lieblingsstar begegnet. Was man ihr wahrscheinlich nicht übel nehmen konnte, wenn man bedachte, wen wir hier vor uns hatten.
»Ich?« Der Neuankömmling verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich sollte mich eigentlich mit einem berühmt-berüchtigten Fellknäuel bei Shakespeare’s Garden treffen, aber dann habe ich den Radau gehört und beschlossen, mir das näher anzusehen.« Kopfschüttelnd musterte er mich. »Mann, du gerätst offenbar genauso gern in Schwierigkeiten wie
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