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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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unten jemanden mit diesem Namen? Er ist ungefähr in meinem Alter, blond, nicht besonders groß.«
    Aber sie taten nichts, als mich nur stumm anzuglotzen. Ich seufzte frustriert. Die Hoffnungslosigkeit der Situation drohte mich zu überwältigen. Anscheinend hatten wir die Endstation erreicht: Die Vergessenen hatten uns erwischt, wir saßen hier unten fest, umgeben von einigen total weggetretenen Menschen, und hatten keine Chance mehr, Keirran oder Annwyl zu retten. Und Todd blieb weiterhin spurlos verschwunden.
    Doch dann hörte ich ein Schlurfen in der Dunkelheit, und einen Moment später schob sich jemand durch die Menge. Er war in meinem Alter, klein und dünn, mit strähnigen blonden Haaren …
    Der Schock traf mich wie ein Stromschlag.
    Es war Todd. Aber er war ein Mensch . Keine pelzigen Ohren mehr, keine Krallen, keine Fangzähne, keine orange glühenden Augen. Es war ohne jeden Zweifel Todd Wyndham, er trug sogar dieselben Klamotten wie bei unserer letzten Begegnung, auch wenn sie jetzt zerrissen und speckig waren. Trotzdem war die Veränderung so fundamental, dass ich einige Sekunden brauchte, bis ich wirklich begriff, dass er es war. Ungläubig starrte ich ihn an. Abgesehen von dem Dreck und dem merkwürdigen leeren Gesichtsausdruck sah Todd genauso aus wie jeder andere Sterbliche, es gab keine Spur mehr von dem Feenblut, das noch vor einer Woche durch seine Adern geflossen war.
    »Todd?« Vorsichtig ging Kenzie auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus. Todds braune Augen blieben stumpf, und er rührte sich nicht. »Du bist es wirklich! Und es geht dir gut! Gott sei Dank. Sie haben dir doch nichts getan, oder?«
    Ich ballte die Fäuste. Sie sah es nicht. Natürlich, sie konnte ja nicht wissen, was passiert war, denn sie hatte Todd nur als Menschen gekannt. Wie sollte sie da ahnen, dass etwas nicht stimmte?
    Aber ich wusste es. Und in meinem Inneren entzündete sich brennende Wut. Tja, du wolltest doch unbedingt wissen, was mit Halbblütern passiert, wenn man ihnen den Schein entzieht, Ethan. Hier hast du die Antwort. All diese Menschen waren einmal Halbfeen, bevor die Vergessenen ihnen die Magie gestohlen haben.
    Todd blinzelte träge. »Wer bist du?«, fragte er so tonlos, dass es mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Sogar seine Stimme klang anders: Matt und hohl, als wäre ihm alles genommen und er ohne jedes Gefühl zurückgelassen worden. Ich dachte an das anstrengende, trotzige Halbblut, das er gewesen war. Der Vergleich mit diesem hoffnungslosen Fremden machte mich ganz krank.
    »Du kennst mich doch«, antwortete Kenzie und trat noch einen Schritt näher. »Kenzie. Mackenzie aus der Schule. Ethan ist auch hier. Wir haben überall nach dir gesucht.«
    »Ich kenne euch nicht«, erklärte Todd in diesem trägen, gruseligen Tonfall. »Ich erinnere mich weder an euch noch an eine Schule oder sonst was. Ich erinnere mich an gar nichts außer an dieses Loch hier. Aber …« Mit gerunzelter Stirn glitt sein Blick in die Dunkelheit. »Aber … ich habe das Gefühl, als müsste ich mich an irgendetwas erinnern. An etwas Wichtiges. Ich glaube … ich glaube, ich habe etwas verloren.« Für einen kurzen Moment verzog sich sein Gesicht zu einer gequälten Grimasse, bevor es wieder ausdruckslos wurde. »Oder vielleicht auch nicht«, fuhr er achselzuckend fort. »Ich kann mich nicht erinnern. Es war wohl nicht so wichtig.«
    Inzwischen zitterte ich vor Wut und musste tief Luft holen, um mich zu beruhigen. Dreckskerle , dachte ich hasserfüllt. Feen zu töten ist eine Sache. Aber das hier? Wenn ich Todds schlaffes Gesicht und seinen leeren Blick sah, hätte ich am liebsten frustriert gegen die Wand geschlagen. Das ist schlimmer als der Tod. Ihr habt ihm alles genommen, was ihn ausgemacht hat, habt ihm etwas geraubt, das er niemals wiederkriegen wird, und habt ihn   … so zurückgelassen. Und das nur, damit ihr am Leben bleibt. Aber damit werdet ihr nicht durchkommen.
    »Was ist mit deinen Eltern?«, versuchte Kenzie wieder, dem früheren Halbblut eine Antwort zu entlocken. »Erinnerst du dich an sie? Oder an einen deiner Lehrer?«
    »Nein.« Todd wich vor ihr zurück, und sein Blick verschleierte sich. »Ich kenne euch nicht«, flüsterte er. »Geht weg.«
    »Todd …« Kenzie wollte nicht aufgeben, aber der Junge wandte sich ab, kauerte sich an der Wand hin und verbarg das Gesicht hinter den Knien.
    »Lass mich in Ruhe.«
    Immer wieder versuchte sie, ihn zum Sprechen zu bringen, stellte ihm
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