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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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uns kritisch.
    »Häh? Bringen wir jetzt schon Menschen hier runter?« Der Dreiarmige starrte mich mit seinen hervorquellenden Knopfaugen an und verzog den Mund. »Der hier hat den Blick, aber auch nicht mehr Schein als ein Kieselstein. Mit dem anderen lässt sich sowieso nichts anfangen. Wozu brauchen wir die?«
    »Geht dich nichts an«, fauchte die Katzenfee und zuckte unruhig mit dem Schwanz. »Du bist nicht hier, um vermeintlich kluge Fragen zu stellen. Sorg einfach dafür, dass sie nicht entkommen können.«
    Der moppelige Dreiarm schnaubte. Dann drehte er sich um, griff mit seiner zusätzlichen Hand nach einer Holzleiter, die neben ihm an der Wand lehnte, und ließ sie in eine Art Grube hinab.
    »Runter da, Sterblicher.« Wieder ein Stich in die Rippen. Ich ging bis an die Kante und sah hinab. Die Leiter verschwand in undurchdringlicher Schwärze, die Wände des Lochs waren steil und glatt. Obwohl ich angestrengt versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen, konnte ich keinen Boden erkennen.
    Da ich Angst hatte, sie würden mich mit Gewalt in das schwarze Loch befördern, wenn ich noch länger herumstand, begann ich mit dem Abstieg. Mit einem dumpfen Klappern setzten meine Füße auf den Holzsprossen auf, und mit jedem Schritt wurde es dunkler, bis ich irgendwann kaum noch die Leiter vor meiner Nase sah.
    Hoffentlich wartet da unten nicht irgendetwas Fieses auf mich , überlegte ich, bereute den Gedanken aber sofort.
    Endlich spürte ich sandigen Boden unter den Füßen und wich sofort von der Leiter zurück, da Kenzie bereits auf dem Weg nach unten war. Sobald sie neben mir stand, wurde die Leiter eilig hochgezogen und verschwand durch die Öffnung. Wir blieben in der tintigen Dunkelheit zurück.
    Ich sah mich um und wartete darauf, dass meine Augen sich an die Schwärze gewöhnten. Wir standen in der Mitte einer großen Kammer, deren Wände aus glattem, ebenmäßigem Stein bestanden. Es gab weder Vorsprünge noch Risse oder Simse, sondern nur den nackten Fels. Über uns ließen sich gerade noch die etwas helleren Kreise erkennen, die ich für einfache Löcher im Boden gehalten hatte. Zwischen dem hellen Sand unter unseren Füßen stießen wir immer wieder auf Müll, etwa auf die Verpackung eines Müsliriegels oder auf einen alten Apfelgriebs. Anscheinend hatte hier vor Kurzem noch jemand gehaust.
    Dann hörte ich in einer Ecke schlurfende Schritte. Mein Herz setzte kurz aus. Meine Überlegungen auf der Leiter waren also richtig gewesen. Hier unten gab es tatsächlich ein Lebewesen oder besser gesagt viele Lebewesen. Und sie kamen näher.
     

 
    22 – Kenzies Geständnis
    Hastig zog ich Kenzie hinter mich und wich Richtung Wand zurück, als die schlurfenden Gestalten in einem trüben Lichtstrahl sichtbar wurden.
    Menschen, alles Menschen: Junge, Alte, Männer, Frauen. Der Jüngste von ihnen war sicher nicht älter als dreizehn, dem Ältesten hing ein langer grauer Bart auf die Brust. Es waren ungefähr zwei Dutzend verwahrloster, verdreckter Menschen, die aussahen, als hätten sie schon lange kein Bad mehr genommen oder auch nur gegessen.
    Angespannt musterte ich die Gruppe. Irgendetwas an ihnen war … merkwürdig. Sicher, sie sahen zerlumpt und heruntergekommen aus und wurden wahrscheinlich schon seit einer Ewigkeit von den Vergessenen gefangen gehalten, aber keiner von ihnen kam näher, um uns zu begrüßen oder sich zu erkundigen, wer wir denn waren. Ihre Mienen waren abgestumpft, die Gesichter völlig ausdruckslos. In ihren Augen spiegelte sich keinerlei Emotion, keine Wut, keine Angst, überhaupt nichts. Genauso gut hätte ich auf eine Herde zutraulicher, passiver Schafe starren können.
    Trotzdem waren sie uns zahlenmäßig weit überlegen, weshalb ich mich bereithielt, um uns zu verteidigen, falls sie zum Angriff übergehen sollten. Doch nach einem beinahe enttäuschten Blick auf uns – so als hätten sie eigentlich etwas Essbares erwartet – wandten sich die Menschen ab und schlurften in die Dunkelheit zurück.
    Schnell trat ich einen Schritt vor. »Hey, wartet!«, rief ich. Ein klares Echo warf meine Worte zurück. Als die Menschen nicht reagierten, versuchte ich es noch lauter: »Nur einen Moment! Bleibt stehen!«
    Ein paar von ihnen drehten sich um und starrten mich dumpf an, aber das war immerhin besser als gar nichts. »Ich suche nach einem Freund von mir«, fuhr ich fort und versuchte, in den Schatten hinter den abgerissenen Gestalten etwas zu erkennen. »Er heißt Todd Wyndham. Gibt es hier
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