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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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eine Kobra: Im einen Moment stand er vor einem und demonstrierte eine bestimmte Technik, im nächsten lag man am Boden und fragte sich verwirrt, wie man dorthin gekommen war. Sein Alter war schwer zu schätzen. In seinen kurzen, schwarzen Haaren schimmerten ein paar silberne Strähnen, und Augen und Mund waren von Lachfalten umrahmt. Er trieb mich hart an, härter als die anderen, ließ mich wieder und wieder bestimmte Bewegungsabläufe üben. Und er bestand darauf, dass ich jede Technik fast bis zur Perfektion trainierte, bevor ich den nächsten Schritt machen durfte. Eigentlich hatte er keine Lieblingsschüler, aber ihm war wohl bewusst, dass ich mehr lernen wollte und den Sport dringender brauchte als die anderen Schüler. Für mich war das nicht nur ein Hobby. Diese Fähigkeiten konnten mir eines Tages das Leben retten.
    »Wie läuft es in der neuen Schule?«, fragte Guro nun sachlich. Ich wollte mit den Schultern zucken, hielt mich aber im letzten Moment zurück. Bei meinem Trainer gab ich mir die größte Mühe, nicht in meine altbewährten, abweisenden Verhaltensmuster zu verfallen. Ihm schuldete ich mehr als ein Achselzucken und eine einsilbige Antwort.
    »Alles gut, Guro.«
    »Kommst du mit den Lehrern zurecht?«
    »Ich versuche es.«
    »Hmmm.« Ganz nebenbei hob Guro einen Rattanstock auf und wirbelte ihn herum, doch sein Blick wirkte geistesabwesend. Das machte er ständig – egal, ob er nachdachte, uns eine Technik zeigte oder mit uns sprach, er ließ fast immer einen Stock kreisen. Wahrscheinlich eine alte Angewohnheit. Meiner Meinung nach war ihm nicht einmal bewusst, dass er das tat.
    »Ich habe mit deiner Mutter gesprochen«, fuhr Guro ruhig fort. Mir wurde leicht flau im Magen. »Ich habe sie gebeten, mich über deine schulischen Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Sie macht sich deinetwegen große Sorgen, und ich muss sagen, was ich da gehört habe, gefällt mir nicht.« Der Stock verharrte für einen Moment, und Guro sah mich direkt an. »Ich unterrichte Kali nicht, um gewalttätiges Verhalten zu fördern, Ethan. Sollte mir zu Ohren kommen, dass du dich noch einmal prügelst oder dass sich deine Noten verschlechtern, werde ich daraus schließen, dass du dich mehr auf die Schule und weniger auf das Kali-Training konzentrieren musst. Dann wirst du nicht an der Vorführung teilnehmen, ist das klar?«
    Ich holte tief Luft. Großartig. Vielen Dank, Mom. »Ja, Guro.«
    Er nickte. »Du bist ein guter Schüler, Ethan. Und ich will, dass du auch auf anderen Gebieten erfolgreich bist, klar? Kali ist nicht alles im Leben.«
    »Ich weiß, Guro.«
    Der Stock nahm sein kreisendes Muster wieder auf, und Guro nickte mir zu, was einer Entlassung gleichkam. »Dann sehen wir uns am Samstag. Und denk daran: Sei mindestens eine halbe Stunde vorher da!«
    Ich verneigte mich und ging in den Umkleideraum.
    Als ich mein Handy aus der Tasche zog, zeigte es mir blinkend an, dass ich eine neue Nachricht hatte. Die Nummer sagte mir allerdings nichts. Verwirrt rief ich die Mailbox an und wurde von einer vertrauten und verdammt fröhlichen Stimme begrüßt.
    »Hi, Machoman, vergiss nicht, dass du mir ein Interview versprochen hast. Ruf mich zurück, wenn du für heute mit den ganzen Bankrauben und Autodiebstählen durch bist. Wir hören uns!«
    Ich stöhnte genervt. Kenzie hatte ich ganz vergessen. Ich stopfte das Telefon zurück in die Tasche, hängte sie mir über die Schulter und wollte gerade gehen, als plötzlich die Lampen flackerten und dann ausgingen.
    Prima. Wahrscheinlich Redding, der mich wieder einmal erschrecken will. Ich verdrehte die Augen und lauschte auf Schritte und verstohlenes Gelächter. Mein Trainingspartner Chris Redding liebte es, anderen Streiche zu spielen, besonders denjenigen, die ihn im Training besiegten. Was normalerweise ich war.
    Ich hielt den Atem an, blieb reglos stehen und hielt mich bereit. Als alles still blieb, wich meine Gereiztheit einem unguten Gefühl. Der Lichtschalter befand sich direkt neben der Tür, von meinem Standort aus konnte ich ihn sogar sehen, aber dort war niemand. Ich war ganz allein in der Umkleide.
    Langsam ließ ich die Tasche von der Schulter gleiten, zog den Reißverschluss auf und holte vorsichtshalber einen meiner Rattanstöcke heraus. Mit ausgestreckter Waffe schob ich mich voran und spähte zwischen die Schränke. Auf so etwas hatte ich jetzt gar keine Lust. Falls Redding gleich hinter der nächsten Ecke hervorsprang und »Buh« schrie, würde ich ihm den

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