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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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versteckt, um dich zu erschrecken, oder?«
    »Nein, Guro, alles bestens.«
    Ich wartete darauf, dass er die Tür freigab, damit ich mich nicht mit der Tasche an ihm vorbeischieben musste. Mein Herz raste, und meine Nackenhaare hatten sich aufgestellt. Immer noch war irgendetwas in diesem Raum, ich konnte fühlen, wie es uns beobachtete, spürte den kalten Blick in meinem Rücken.
    Wieder sah Guro in die Ecke und kniff die Augen zusammen. »Ethan«, sagte er leise, »mein Großvater war ein Mang-Huhula – du weißt doch, was das ist, oder?«
    Ich nickte und versuchte, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Der Mang-Huhula war der spirituelle Führer eines Stammes, eine Art Geistheiler oder Wahrsager. Guro selbst war ein Tuhon, jemand, der seine Kultur und ihre Praktiken weitergab und die Traditionen am Leben erhielt. Das hatte er uns schon einmal erzählt, ich war mir allerdings nicht sicher, warum er mich jetzt daran erinnern musste.
    »Mein Großvater war ein weiser Mann«, fuhr Guro fort und sah mich unverwandt an. »Er hat mir beigebracht, dass man sich nicht immer nur auf seine Augen verlassen darf. Um wahrhaftig zu sehen, muss man auch an das Unsichtbare glauben. Man muss bereit sein, zu glauben, was niemand anders akzeptieren will. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
    Hinter mit ertönte ein leises Schleifen, als würde nasser Stoff über den Beton gezogen, und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ich musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, um nicht meinen Rattanstock zu packen und mich umzudrehen. »Ich denke schon, Guro.«
    Guro zögerte kurz, dann trat er einen Schritt zurück. Leise Enttäuschung lag in seinem Blick. Anscheinend hatte ich irgendetwas verpasst, oder er hatte erkannt, dass ich ziemlich abgelenkt war. Doch er sagte lediglich: »Wenn du Hilfe brauchst, Ethan, musst du es nur sagen. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Ganz egal, um was es geht, auch wenn es dir unbedeutend oder verrückt erscheint. Vergiss das nicht.«
    Das unbekannte Ding näherte sich immer weiter. Ich nickte und versuchte krampfhaft, nicht nervös herumzuzappeln. »Das werde ich, Guro.«
    »Dann geh jetzt.« Mit einem Nicken trat Guro beiseite. »Geh nach Hause. Wir sehen uns beim Turnier.«
    Fluchtartig verließ ich den Raum und zwang mich, nicht über die Schulter zu schauen. Ich blieb erst stehen, als ich meinen Wagen erreicht hatte.
    Sobald ich zu Hause war, klingelte mein Handy.
    Ich schloss die Zimmertür, ließ meine Tasche aufs Bett fallen und lauschte auf das Summen kleiner Flügel, das aus ihrem Inneren drang. Anscheinend war die Blumenelfe noch am Leben und vermutlich wenig begeistert davon, mit benutzten Sporthosen und verschwitzten T-Shirts in einer Tasche eingesperrt zu sein. Mit einem schadenfrohen Grinsen kontrollierte ich das klingelnde Telefon. Es war keine der vertrauten Nummern. Seufzend hielt ich das Gerät ans Ohr.
    »Mann, bist du hartnäckig«, begrüßte ich das Mädchen und hörte ein Lachen am anderen Ende der Leitung.
    »Tugenden eines Reporters«, erwiderte sie. »Wenn alle Journalisten sich durch Androhung von Gewalt, Kidnapping oder Tod abschrecken ließen, gäbe es gar keine Nachrichten mehr. Sie müssen eine Menge aushalten, um an ihre Storys zu kommen. Sieh dich einfach als Übungsobjekt vor meinem Einsatz in der richtigen Welt.«
    »Welch eine Ehre«, kommentierte ich trocken. Wieder lachte sie.
    »Also, hast du morgen Zeit? Vielleicht direkt nach der Schule? Wir könnten uns in der Bibliothek treffen, und dann gibst du mir das Interview.«
    »Warum?«, fragte ich finster und versuchte, das wütende Summen in meiner Sporttasche zu ignorieren. »Stell mir die Fragen doch einfach jetzt, dann haben wir das hinter uns.«
    »O nein, ich interviewe die Leute nie übers Telefon, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.« Das Summen wurde lauter, und die Tasche begann zu wackeln. Als ich kurz dagegen schlug, quietschte sie wütend.
    »Telefoninterviews sind so unpersönlich«, fuhr Kenzie fort, ohne etwas von meinem lächerlichen Kampf mit der Sporttasche mitzubekommen. »Ich will mein Gegenüber bei einem Interview sehen können, um seine Reaktionen richtig einzuschätzen und einen Einblick in seine Gedanken und Gefühle zu bekommen. Das geht am Telefon nicht. Also, morgen in der Bibliothek, okay? Nach der letzten Stunde. Wirst du kommen?«
    Ein Treffen mit Kenzie ganz allein. Mein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken, kaltblütig

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