Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
Ton auf, um die Geräusche des Sturms zu übertönen.
    Es klingelte.
    Ich ignorierte es. Für mich war das sowieso nicht. Ich hatte keine Freunde, niemand kam zu mir nach Hause, um mit dem komischen, unfreundlichen Freak abzuhängen. Wahrscheinlich war das unsere Nachbarin Mrs. Tully, die mit Mom befreundet war und mir durch ihre Jalousie hindurch immer finstere Blicke zuwarf. Als hätte sie Angst, ich könnte ihr Haus mit Eiern bewerfen oder ihren kleinen Kläffer treten. Außerdem gab sie Mom gerne Tipps, wie sie mit mir verfahren sollte, und behauptete ständig, sie kenne ein paar gute Militärschulen, die mich schon zurechtbiegen würden. Jetzt stand sie wohl unter einen Schirm geduckt und mit einem Paket Kerzen in der Hand vor unserer Tür und wollte das Gewitter zum Vorwand nehmen, um reinzukommen und zu tratschen, und zwar über ihr Lieblingsthema: mich. Ich schnaubte leise. Mom war zu nett, um ihr zu sagen, sie solle sich verziehen, aber ich hatte da weniger Skrupel. Wenn es nach mir ging, konnte sie gerne draußen bleiben.
    Wieder ertönte die Klingel, diesmal lauter und drängender.
    »Ethan!«, rief Mom von oben. »Machst du bitte mal auf? Wer auch immer es ist, er sollte nicht im Regen stehen müssen!«
    Seufzend stand ich auf und schlurfte zur Tür, hinter der ich eine dickliche alte Frau mit missbilligendem Blick erwartete. Doch es war nicht Mrs. Tully.
    Es war Todd.
    Zuerst erkannte ich ihn gar nicht. Er trug eine Tarnjacke, die ungefähr zwei Nummern zu groß war und deren Kapuze sein Gesicht verdeckte. Als er sie zurückschob, spiegelte sich das Verandalicht in seinen Augen und ließ sie orange aufleuchten. Seine Haare und die pelzigen Ohren waren völlig durchnässt, und in der weiten Jacke wirkte er noch kleiner als sonst. Hinter ihm auf dem Rasen lag ein Fahrrad, dessen Speichen sich noch drehten.
    »Oh, gut, die Adresse stimmt also.« Todd grinste so breit, dass seine Eckzähne trotz des trüben Lichts aufblitzten. Als in seiner Kapuze eine Blumenelfe mit violetter Haut auftauchte und die großen, schwarzen Augen auf mich richtete, wich ich instinktiv einen Schritt zurück.
    »Hi, Ethan!«, begrüßte mich das Halbblut fröhlich und spähte an mir vorbei ins Haus hinein. »Schreckliches Wetter, oder? Äh, kann ich reinkommen?«
    Ruckartig drückte ich die Tür zu und ließ nur einen schmalen Spalt offen, durch den ich hinausspähte. »Was willst du hier?«, zischte ich. Bei dem Ton legte Todd die Ohren an, plötzlich wirkte er ängstlich.
    »Ich muss mit dir reden«, flüsterte er und warf einen Blick über die Schulter. »Es ist wichtig, und du bist der Einzige, der mir vielleicht helfen kann. Bitte, du musst mich reinlassen.«
    »Auf keinen Fall.« Ich stellte einen Fuß hinter die Tür und gab keinen Zentimeter nach, als er sie aufschieben wollte. »Wenn du wegen ihnen in Schwierigkeiten steckst, bist du selbst schuld, immerhin hast du dich mit ihnen eingelassen. Ich habe es dir gesagt: Ich will nichts damit zu tun haben.« Wütend starrte ich auf die Blumenelfe, die unter Todds Kapuze hockte, um sie sorgfältig im Blick zu behalten. »Verzieh dich, geh nach Hause.«
    »Das geht nicht!« Verzweifelt lehnte Todd sich vor und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich kann nicht nach Hause, weil die da auf mich warten.«
    »Wer?«
    »Weiß ich nicht! Diese seltsamen, gruseligen, geisterhaften Dinger. Seit gestern treiben sie sich bei meinem Haus herum und beobachten mich, und sie kommen immer näher.«
    In meinem Magen breitete sich Kälte aus. Hastig sah ich an ihm vorbei auf die regennasse Straße, suchte nach dem Schimmer einer Bewegung, nach Schatten von Dingen, die nicht existierten. »Was hast du getan?« Ich warf dem Halb-Púca einen durchdringenden Blick zu, woraufhin er erschrocken in sich zusammensackte.
    »Keine Ahnung!« Todd machte eine verzweifelte, hilflose Geste, und seine kleine Begleiterin quietschte. »Diese Art von Fee habe ich noch nie gesehen. Aber sie verfolgen mich, beobachten mich. Ich glaube, sie sind hinter uns her«, ergänzte er und deutete auf die Fee auf seiner Schulter. »Blauveilchen und Käfer sind völlig verstört, und ich kann Distel nirgendwo finden.«
    »Also bist du hierhergekommen, um meine Familie da mit reinzuziehen? Bist du irre?«
    »Ethan?« Mom tauchte hinter mir auf und spähte über meine Schulter. »Mit wem redest du da?«
    »Mit niemandem!« Doch es war zu spät, sie hatte ihn bereits gesehen.
    Todd schaute an mir vorbei, grinste verlegen

Weitere Kostenlose Bücher