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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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gesprenkelt.
    »Warte.« Plötzlich kniete Kenzie vor mir und hielt meine suchende Hand fest. »Du tust dir nur weh. Lass mich das machen.« Sie zog sich die Kamera über den Kopf und fing an, die Tasche zu durchstöbern. »Du hast doch Verbandszeug hier drin, oder?«
    »Ich schaffe das schon«, erwiderte ich hastig, weil ich nicht wollte, dass sie meine benutzten Klamotten und andere miefende Besitztümer zu Gesicht bekam. Doch als ich den Arm ausstreckte, warf sie mir einen derart strafenden Blick zu, dass ich mich mit einer Grimasse zurücklehnte und ihr die Sache überließ. Gezielt suchte sie weiter und schob Rattanstöcke und alte T-Shirts beiseite, bis sie ein Tuch und eine Rolle Verbandsmull fand, die ich für alle Fälle immer dabeihatte. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst, und ihr Blick zeugte von eiserner Entschlossenheit, so als wollte sie sich unbedingt erst um dieses kleine Problem kümmern, bevor sie sich irgendetwas anderem stellte. Ein seltsames Gefühl von Stolz flackerte in mir auf. Sie verkraftete das alles erstaunlich gut.
    »Zieh dein Shirt aus.«
    Ich blinzelte überrascht und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht stieg. »Äh… wie bitte?«
    »Das Shirt, Machoman.« Sie zeigte auf mein fleckiges T-Shirt. »Ich gehe sowieso nicht davon aus, dass du es noch einmal anziehen willst. Also runter damit.«
    Es klang fast zu lässig – sie wirkte wie jemand, der sich nach einer schrecklichen Tragödie zu einem Lächeln zwingt. Ich zögerte, allerdings eher aus Sorge um sie als aus Scham. Okay, die spielte auch eine gewisse Rolle. »Und du bist sicher, dass es dich nicht stört?«
    »Nun tu schon, was sie sagt, Mensch.« Der Kater schlug ungeduldig mit dem Schwanz. »Sonst sitzen wir noch die ganze Nacht hier.«
    Vorsichtig schälte ich mich aus dem Shirt und warf den blutigen Fetzen beiseite. Kenzie weichte ihren Lappen im Teich ein, wrang ihn aus und kniete sich hinter mir in den Sand. Angespannt registrierte ich ihr kurzes Zögern, und plötzlich kam ich mir unglaublich verletzlich vor, wie ich hier halb nackt und blutend vor einem fremden Mädchen und einem sprechenden Kater hockte. Doch dann glitten ihre Finger kühl und sanft über meine Haut, und mein Magen verknotete sich zu einer Brezel.
    »Mein Gott, Ethan.« Sie stützte sich mit einer Hand vorsichtig an meiner Schulter ab und beugte sich vor, um die Schnitte an meinem Arm genauer zu untersuchen. Ich schloss die Augen und versuchte krampfhaft, mich zu entspannen. »Die sehen ja schlimm aus. Was war da nur hinter dir her, irgendwelche Dämonenpumas?«
    Ich holte gepresst Luft. »Du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage.«
    »Oh, im Moment bin ich bereit, so ziemlich alles zu glauben.« Sie drückte den Lappen auf die zerfetzten Klauenspuren, und ich biss die Zähne zusammen. Wir schwiegen so lange, bis sie das Blut von meiner Schulter gewaschen und meinen Arm verbunden hatte. Ich konnte spüren, dass Kenzie mit der ganzen Situation überfordert war. Aber ihre Finger waren sanft und zitterten nicht, während ich bei jeder Berührung schauderte und eine Gänsehaut bekam.
    »Fertig«, sagte sie schließlich, stand auf und klopfte sich den Sand von den Knien. »Das müsste reichen. Wenigstens war der Erste-Hilfe-Kurs bei Mr. Peters jetzt nicht ganz umsonst.«
    »Danke«, murmelte ich. Sie schenkte mir ein verunsichertes Lächeln.
    »Kein Problem.«
    Still beobachtete sie, wie ich ein T-Shirt aus der Sporttasche nahm und es mir mit einer Grimasse über den Kopf zog. Dann sagte sie: »Also, bevor ich anfange, hysterisch zu schreien … Würde mir jetzt bitte irgendjemand, entweder du oder die sprechende Katze oder meinetwegen auch eine verdammte fliegende Ziege mal erklären, was zum Teufel hier eigentlich los ist?«
    »Warum sind Sterbliche nur so langweilig?«, fragte der Kater und landete geräuschlos auf dem Sandboden. Er tappte zu uns herüber, sprang auf einen flachen Felsen und musterte uns kritisch. Sein Schwanz glitt träge hin und her, während er das Mädchen fixierte. »Nun gut, dann werde ich wieder einmal die Stimme der Logik und Vernunft sein. Hör gut zu, Mensch, denn ich werde das nur ein Mal erklären.« Naserümpfend setzte er sich hin und legte den Schwanz um die Pfoten. »Du befindest dich im Nimmernie, der Heimat der Feen. Oder, wie ihr Sterblichen sie auch gerne zu nennen pflegt, des Schönen Volkes. Ja, Feen existieren wirklich«, fügte er gelangweilt hinzu, als Kenzie zum Sprechen ansetzte. »Und

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