Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Ich muss wieder nach Hause. Mein Freund steckt in Schwierigkeiten, und ich muss ihn suchen. Dabei kann mir nicht einmal Meghan helfen.«
Der Kater nieste mehrmals und krauste fröhlich die Schnurrhaare. Ich begriff nicht, was daran so lustig sein sollte. »Das dürfte höchst amüsant werden«, stellte er schließlich fest und sprang von seinem Felsen. »Ich würde vorschlagen, dass ihr den Rest der Nacht hier verbringt«, fuhr er fort und schlich davon. »An diesem Ort wird euch nichts zustoßen, außerdem bin ich nicht in der Stimmung, verletzte Menschen in der Dunkelheit durch den Wilden Wald zu führen. Wir werden uns morgen früh auf den Weg in das Eiserne Reich machen.«
»Wie lange wird es dauern, bis wir dort sind?«, fragte ich, bekam aber keine Antwort. Stirnrunzelnd sah ich mich in der Höhle um. Der Kater war verschwunden.
Ach ja , dachte ich, während mich eine uralte Erinnerung einholte. Das macht Grimalkin gerne.
Als ich mich hinsetzte und eine Bestandsaufnahme meiner Tasche machte, wirkte Kenzie immer noch unnatürlich still. Ich hatte Rattanstöcke, Ersatzklamotten, einige Wasserflaschen, eine zerdrückte Packung Müsliriegel, ein Fläschchen Aspirin und einige geheime Gegenstände dabei, die ich immer bereithielt, falls mich unsichtbare Plagegeister quälten. Was mich zu der Frage brachte, ob diese kleinen Zauber auch im Nimmernie wirken würden, auf dem heimischen Boden der Feen. Ich würde es sicher bald herausfinden.
Ich schüttete mir vier Schmerztabletten in die Hand und schluckte sie mit einer Grimasse runter, dann verstaute ich das Fläschchen in meiner Hosentasche. Meine Schulter tat zwar noch weh, aber allem Anschein zum Trotz schien es sich nur um eine Fleischwunde zu handeln. Ich konnte nur hoffen, dass die Klauen dieser seltsamen, gruseligen Feen nicht giftig waren.
»Hier.« Ich holte einen etwas zerknautschten Müsliriegel aus der Tasche und hielt ihn Kenzie hin, die sich mir gegenüber niedergelassen hatte. Blicklos starrte sie darauf. »Wir sollten besser etwas essen. Falls man dir hier etwas anbietet, nimm es auf keinen Fall an, weder Essen noch Trinken, keine Geschenke oder sonst etwas, verstanden? Oh, und du darfst dich niemals bereit erklären, jemandem einen Gefallen zu tun, dich auf irgendwelche Abmachungen einlassen oder dich für etwas bedanken.« Als sie mich weiterhin ausdruckslos ansah, fragte ich irritiert: »Hey, hörst du mir überhaupt zu? Das ist wichtig!«
Na großartig, sie steht unter Schock. Was soll ich denn jetzt machen? Ich beobachtete sie besorgt und wünschte mir noch einmal, ich hätte sie niemals in diese Sache verwickelt, und dass wir einfach nach Hause gehen könnten. Ich machte mir Sorgen wegen meiner Eltern. Was würden sie sagen, wenn sie feststellten, dass jetzt das nächste Kind wie vom Erdboden verschluckt war? Ich bin nicht Meghan , beharrte ich, wusste aber nicht, ob ich das meiner Mom, Kenzie oder mir selbst versicherte. Ich werde uns nach Hause bringen, das schwöre ich.
Da sie immer noch nicht reagierte, wedelte ich mit dem Müsliriegel vor ihrer Nase herum, was aber auch nichts brachte. Ich seufzte schwer. »Kenzie«, sagte ich strenger und lehnte mich über meine Tasche zu ihr hinüber. »Hey, Mackenzie!«
Als ich ihr quasi ins Gesicht brüllte und sie am Arm packte, zuckte sie zusammen und wich mit einem verwirrten Blick zurück. Ich ließ sie los, woraufhin sie so hektisch blinzelte, als würde sie aus einer Trance erwachen.
»Alles klar mit dir?«, fragte ich, setzte mich wieder hin und musterte sie wachsam. Einen quälend langen Moment starrte sie mich stumm an, dann holte sie tief Luft.
»Ja«, flüsterte sie endlich. Erleichtert sank ich in mich zusammen. »Ja, mir geht’s gut. Alles bestens. Glaube ich.« Sie sah sich in der Höhle um, als wollte sie sichergehen, dass sie immer noch existierte. »Das Nimmernie«, murmelte sie fast unhörbar. »Ich befinde mich im Nimmernie. Im verdammten Feenreich.«
Noch immer behielt ich sie prüfend im Auge und fragte mich, was ich tun sollte, falls sie plötzlich anfing zu schreien. Doch Kenzie saß nur auf ihrem Holzklotz, mitten im Nimmernie, und tat etwas völlig Unerwartetes.
Sie lächelte.
Es war kein strahlendes, offensichtliches Lächeln, sondern ein feines, verstohlenes Grinsen. Leise Vorfreude spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als wäre das hier etwas, worauf sie ihr Leben lang unbewusst gewartet hatte. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Normale Menschen reagierten nicht
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