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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Spalten hinter der sichtbaren Decke und den Wänden zur nächsten Steckdose und Router zu ziehen.
    Nach meiner Fummelei mit dem Kabeln im Spalt waren Timm und Simon gerade dabei, mit irgendeiner Geheimdienstsoftware die Computer im Netzwerk des Palastes nach Spionageprogrammen zu scannen.
    Während die Überprüfung lief, gestand Timm, schon mal eine russische Tierquäler-Pelzfirma gehackt zu haben, wir sollten aber die Klappe halten, da er dazu eigentlich keinen direkten Befehl vom MI6 gehabt habe. Bei den Aufgaben seiner Gruppe im MI6 sei es um das Ausspähen einer feindlichen Macht gegangen und zu erforschen, wie man deren Atomanlagen mittels eines Virus ausschalten könne. Das habe ihm Spaß gemacht, denn er sei sehr für das Abschalten von Kernkraftwerken.
    Nach etwas schnellem und kryptischem Hacken auf einer Kommandozeilen-Shell konnte er uns das Ergebnis des Virenscans zeigen. Seine Software identifizierte verschiedene Trojaner innerhalb des Palastes. Einer hieß „US-CIA V7.04“, ein zweiter „Kalaschnikow-4“. Letzterer stamme aus dem ehemaligen Ostblock, es sei unklar, wer genau dahinterstecke, erklärte Timm. Man vermute, der FSB – das sei der russische Geheimdienst – habe ihn programmiert und die Russen-Mafia setze ihn mittlerweile auch ein. Er hackte etwas an den CIA-Virus heran, damit die USA den Kalaschnikow-Virus immer abschießen würden.
    Den dritten Spion listete sein Programm als „Unknown Spy @ #FFF000D8 – dark boot“.
    „Was ist das?“
    Timm schüttelte konzentriert den Kopf, probierte allerlei aus und meinte schließlich, dass der Spion in Fernost programmiert wurde, mehr lasse sich im Moment nicht darüber sagen. Vielleicht würden die Chinesen auf irgendwelche Insider-Informationen über die Geschäfte meines Vaters hoffen, wie die Russenmafia wohl auch. So ganz überzeugend schien mir das nicht. Ich hatte ja nicht einmal den offiziellen Geschäftsbericht gelesen, den mir Vater neulich in die Hand gedrückt hatte.
    Zum Schluss versteckte Timm das Laptop eingeschaltet im Zwischenraum und schaltete danach die Festplatten von O1984 wieder ein. So wirklich wohl war mir bei der Agentensache nicht. Wenn das bemerkt würde, könnte mich jemand der Spionage verdächtigen und dann erginge es mir wie Edward VIII.
    Nun hatten wir die Voraussetzungen geschaffen, ohne allzu eindeutige Spuren zu hinterlassen, auf dem Server O1984 zu spionieren. Dazu könnte Timm in der Nähe des Hotel Ritz mit einem Laptop auf einer Parkbank sitzen und dann über die Drahtlosnetzwerke in den Aufzeichnungen der Überwachungsanlage nach Verdächtigem stöbern. So würde man diesen Angriff – wenn er denn entdeckt würde – nicht mit uns in Verbindung bringen. Ich fühlte, Timm war auf unserer Seite, und wenn er doch ein doppeltes Spiel spielte, dann sollte Cäsar eben fallen.
    Nach dem Abendessen kamen wir auf die Idee, mit einer zweiten gebastelten Richtstrahlantenne von unserer Suite aus via Ritz und dem versteckten Laptop uns auf O1984 umzusehen, doch die Post-Nanny hatte mir einen ganzen Container mit Briefen hingestellt und daneben das legendäre königliche Postkörbchen. „Bitte wichtige Schreiben im Körbchen deponieren“, stand auf einem Post-it. Nun hatte sie es in anderer Weise übertrieben. So langsam hat die Spinatwachtel ihre letzte Chance gehabt, ärgerte ich mich. Doch die Arbeit musste ja gemacht werden und unsere Tätigkeit als Spione musste warten.

Die Abtrünnigen
    Schon um sechs Uhr morgens saß ich mit einem schwarzen Jeanshemd und Krawatte unten im Büro und betrachtete die wenig erfreuliche Nachrichtenlage. Außerhalb der westlich geprägten Welt hielt man nach wie vor wenig von einem offen schwulen Monarchen. Ich surfte etwas planlos von einer Nachrichtenseite zu nächsten, bis mich Simon zum Frühstück abholte. Ich begnügte mich mit einer Orange sowie einem Toast mit etwas Rührei und machte um Speck, Butter und Marmelade einen weiten Bogen. Ein Butler traute sich zu fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei.
    „Heinrich VIII. hatte in meinem Alter auch meine Körperform. Als er starb, platzte sein Sarg vor Fett und die Hunde leckten sein Blut auf.“
    Der Vergleich bewog dann auch andere im Grünen Salon, es an diesem Morgen bei einem Joghurt zu belassen. Zudem war die Stimmung gedämpft; wenn überhaupt jemand etwas sagte, wurde nur geflüstert. Ich mochte diese Stimmung nicht und ging bald wieder an meinen Computer. Es war Zeit, dass sich das Palastmäuschen meldete.
    „Die

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