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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Beleidigungen, die wir zurzeit erdulden müsse, drücken auf die Stimmung, doch wir sind nicht mutlos. Es wäre in Seiner Majestät Sinne, wenn friedlicher Protest der Community der Welt zeigen würde, dass die Meinung der Jamaika-Gruppe nicht diejenige der ganzen Welt ist.“
    Ich wechselte zu Facebook, das endlich wieder freigeschaltet war, nachdem Grant allerlei Unterlagen in die USA hatte schicken müssen, damit die glaubten, dass es tatsächlich das Konto des Königs war. Allerdings hatte es sich der Betreiber erlaubt, Simons Kuss auf meine Wange auszupixeln. Frechheit! Der Link von der Homepage der Monarchie auf Facebook funktionierte. Es waren bereits einige Nachrichten eingegangen. Schon ihre Titel ließen ahnen, dass sich Beschimpfungen, neutrale Kommentare und Zustimmungen die Waage hielten. Beschimpfungen warf ich raus, obwohl das in der Internet-Gemeinde als Zensur nicht geschätzt wurde, doch Facebook hatte ja harmlose schwule Küsse auch gelöscht. Beschimpfungen gegen den König hatten auf einer nun halboffiziellen Seite der Monarchie nichts zu suchen, da war ich mir sicher. Danach schrieb ich einen offenen Brief:
    Liebe Internetgemeinde,
    heute wende ich mich an Sie, mit der Bitte, für Toleranz und Menschenrechte sichtbar und mutig einzutreten.
    Meine angeborene sexuelle Orientierung hat zum Vorschein gebracht, dass LGBT-Menschen an vielen Orten auf der Welt härteste Diskriminierung durch Gesetzgeber, Religionen und konservative Bevölkerungsteile erfahren. Es geht nicht nur um ein Naserümpfen ewig gestriger Leute, sondern um Strafen, wie sie sonst nur über Schwerverbrecher verhängt werden. Der Schutz vor solch staatlicher und gesellschaftlicher Diskriminierung und Willkür ist ein zentrales Element einer Zivilisation. Er macht den Unterschied zwischen einer prosperierenden modernen Gesellschaft und dem Mittelalter aus. Die Kriminalisierung einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Liebe zwischen Personen über dem Schutzalter ist durch nichts zu rechtfertigen, weder durch Zitate aus Heiligen Schriften noch durch verdrehte familienpolitische Argumente.
    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin für eine fortschrittliche Familienpolitik und habe vor erziehenden Eltern den größten Respekt. Ebenso bin ich aber auch für den Schutz der LGBT-Menschen. Dies ist kein Widerspruch. Die Feinde des gesellschaftlichen Fortschritts versuchen, hier einen Widerspruch zu suggerieren.
    Die LGBT-Community darf die Beleidigungen der letzten Tage durch homophobe Staaten von Iran über Saudi-Arabien und von Uganda bis Simbabwe nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dieser massive Angriff gegen mich richtet sich gegen jede Lesbe und jeden Schwulen, auch in westlichen Staaten. Lassen Sie die dauernden Beleidigungen durch homophobe Länder nicht auf sich sitzen, sonst sind auch westliche Gerichte eines Tages wieder der Ansicht, die Gesellschaft müsse vor Ihnen geschützt werden.
    Mit vereinten Kräften können wir unserer Diskriminierung entgegentreten. Tun wir es jetzt friedlich und mutig für uns und vor allem für unsere unterdrückten Brüder und Schwestern in den homophoben Staaten.
    König Alexander IV., Sascha Burger.
    PS: Bitte kopieren Sie dieses Schreiben auf die Internetseite Ihres Vereins oder in Ihr Nachrichtenportal. Vielen Dank.
    Ich hatte keine Lust, das von Grant, Cramer oder sonst irgendwem absegnen zu lassen, und es kümmerte mich nicht, wie sehr dieses Schreiben das Neutralitätsgebot verletzte. Earl Amble sollte eben lernen, dass der König sehr wohl die Bastille stürmen konnte. Ich übersetzte den Text ins Deutsche und kopierte ihn in das Mäuschen-Forum sowie in alle anderen schwulen deutsch- und englischsprachigen Foren, in denen ich mich ohne Weiteres als Benutzer anmelden konnte. Wenn ich meinen zweiten Vornamen verwendete, also Philipp Burger, Schweiz, als realen Namen für die Redaktion des jeweiligen Forums, ging das offenbar durch. Als Echtheitssiegel setzte ich den Link auf die Monarchie-Homepage, man solle dort den etwas versteckten Verweis „The King’s Facebook“ anklicken.
    Es dauerte danach etwa eine halbe Stunde, dann erhielt Simon via Zentrale einen Anruf.
    „McTombreck, Seiner Majestät Büro“, meldete er sich. „Ja, Seine Majestät hat diesen Aufruf geschrieben. Nein, der Palast möchte zu diesem Zeitpunkt nichts hinzufügen. Vielen Dank!“
    Er legte auf.
    „Das war die Times .“
    Schon wieder ein Anruf: „McTombreck, Seiner Majestät Büro. Ja, die ist echt. In

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