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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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dass die Air Force One nicht noch langsamer fliegen kann … geben Sie ihn mir … Sir? Er will nur mit seinem Freund zusammen aussteigen, soweit ich das kapiert habe … Sir Geoffrey hat das verboten … Nein, das ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, Premier.“
    John legte auf und ließ sein Handy in der Innentasche seines schwarzen Jacketts verschwinden.
    „Eure Hoheit, Sir Simon, Sie warten beide gleich um die Ecke, während ich die Tür öffne. Ich trete hinaus, gebe das all clear , und erst dann kommen Sie zusammen zum Vorschein, gehen auf die Treppe, winken und so weiter!“
    Ich stand auf. Sir Geoffrey hatte nun einen kleinen roten Wutflecken auf beiden Wangen seines grauen Gesichts.
    „Hat der Premierminister sonst noch etwas gesagt?“, fragte er John grollend.
    „Etwas über Sie, Sir. Doch das sollte ich hier in Anwesenheit Seiner Hoheit nicht wiederholen.“
    Der Sir beobachtete mit stechendem Blick, wie ich die Rückseite des Programms mit meiner Rede drauf abriss und einsteckte. Simon und ich folgten nun dem Sicherheitsmann, während die Kabinenchefin John half, die Tür zu öffnen. Der bullige Südafrikaner trat auf die kleine Plattform oben auf der Treppe. Wirklich ernsthaft schaute er sich nicht um, es ging wohl eher um ein Ritual, das er sich beim Secret Service des Präsidenten abgeschaut hatte. Meine Laune hatte sich inzwischen erheblich verbessert. Als Kronprinz war man dem königlichen Haushalt wohl doch nicht einfach ausgeliefert.
    „All clear!“
    Simon und ich traten neben dem nun mit einer Sonnenbrille bewaffneten John auf die Plattform. Aufs Händchenhalten verzichteten wir, das wäre vielleicht doch ein Tick zu viel gewesen. Ein paar Schaulustige, weit entfernt auf einer Besucher-Aussichtsplattform des Flughafens, applaudierten. Eine Schutzwand auf Rollen schirmte uns vom normalen Flugbetrieb ab. Ich winkte, anschließend auch Simon, danach gingen wir locker-sportlich die Treppe hinunter, wie es Obama immer zu tun pflegte. Ein seltsames Gefühl: Ich war über Nacht ein Staatsmann geworden. Ich dachte nicht lange darüber nach, das Lampenfieber geht ja weg, sobald man auf der Bühne steht.
    Unten auf dem roten Teppich wurden wir beide David Cramer vorgestellt. Als ich vor ihm stand, empfand ich vor allem Respekt, denn dieser Mann mit dem rundlichen Gesicht hatte sich hochgearbeitet und seine Stellung erkämpft, während ich quasi vom Schicksal hierhergespült worden war. Für mehr als ein, zwei belanglose Sätze war die Zeit zu knapp. Simon blieb bei Mrs Cramer und ich schritt mit dem Premier das Spalier der Household Guards ab, dann stellten wir uns zusammen auf ein Podium und God Save the King wurde ohne Gesang gespielt. Noch während die Hymne erklang, wurde die Boing 777 von ihrem Platz zurückgestoßen, zu meiner Beruhigung mit Sir Geoffrey an Bord. Nun durften sich die Gardisten wieder etwas entspannen, denn die offizielle Begrüßung des Noch-Kronprinzen war vorbei.
    „Was war da eben im Flugzeug?“, fragte mich Cramer, als wir zurück zur Begrüßungsdelegation schritten und dabei den Kameras den Rücken zudrehten, die sowieso am Himmel bereits nach der Air Force One suchten.
    „Ich bin mit Simon verheiratet! Sir Geoffrey und Earl Binnester wollen ihn zum heimlichen Geliebten degradieren und außerhalb des Haushalts im Ritz unterbringen.“
    „Selbstverständlich werden Sie zusammenwohnen, Hoheit“, versprach der Premierminister.
    „Die Air Force One!“, rief John und deutete nach Nordosten. In der Tat konnte man dort den blau-weißen Jumbo bereits ausmachen, der von Norden her kommend in den Endanflug einbog. Damals im November 2008 hatte ich so gehofft, dass Obama Präsident würde. Mittlerweile aber war bei mir und bestimmt vielen anderen Schwulen etwas Ernüchterung eingekehrt. Sowohl Guantanamo als auch Don’t Ask Don’t Tell gab es ja noch immer, obwohl beides inzwischen von Bundesgerichten als verfassungswidrig eingestuft worden war. Nichtsdestotrotz war ich auf den mächtigsten Mann des dritten Planeten unseres Sonnensystems gespannt.
    Seine Maschine rollte aus und fuhr von der Piste herunter auf uns zu. Es schien, als würde der ganze Flughafen den Atem anhalten. Etliche Secret-Service-Leute suchten mit Ferngläsern die Pistenränder ab. Der blau-weiße Jumbo mit dem Adler-Siegel The President of the United States hielt an. Ein Secret-Service-Mann schritt nervös den roten Teppich ab, blickte nochmals zu den fernen Zuschauern auf der Plattform und

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