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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Mich wies die Chefin der Kabine mit einem „Welcome, Your Royal Highness“ in Richtung Cockpit und damit zur First Class.
    Mit einem typischen Stewardessen-Lächeln deutete sie auf den Sitz – besser Sessel – 2A. So richtig freuen konnte ich mich darüber nicht. Der königliche Haushalt und British Airways hatten wohl extra meinetwegen die Boeing 777 für diesen Flug eingesetzt. Diese First-Class-Kabine war ein harter Kontrast zum Diplomandenleben von gestern und dieser Sessel 2A mit unendlich vielen Extras zog wohl den Schlussstrich unter meine Studentenzeit.
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Kabinenchefin, da ich etwas zögerte.
    Ich hatte die First Class für mich alleine, doch wo war Simon abgeblieben?
    Die Dame schien meine Gedanken zu erraten: „Ihr Partner ist im Club World auf Sitz 15A gebucht. 15B ist frei, doch während des Starts müssen Sie auf dem gebuchten Sitz Platz nehmen.“
    Das war bestimmt Sir Geoffreys Idee gewesen, davon war ich überzeugt.
    Eine zweite Stewardess lenkte mich mit einem Glas Champagner ab, und die Pilotin begrüßte mich ebenfalls mit einem „Welcome, Your Royal Highness“ . Noch fühlte ich mich durch die „Königliche Hoheit“ ausgegrenzt. Als Student hatte ich das Thema Windsor tunlichst vermieden, denn an einer Schweizer Uni schoss man sich mit Adelstiteln schnell ins Abseits, und nun rollte das Flugzeug an, um mich in ein Land zu bringen, in dem das genau umgekehrt war. Ich checkte mein Handy, eine SMS von Timm war drauf, ich soll bei Obama wegen Don’t Ask Don’t Tell etwas Druck machen.
    Die Stewardess nahm mir das noch halb volle Glas Champagner kurz darauf aus der Hand, dies sei Vorschrift beim Start und ich solle das Handy abschalten. Sie gehe davon aus, dass ich wisse, wo die Schwimmweste sei, mein Notausgang befinde sich gleich beim Cockpit. Sie verstaute das Glas, ihre Chefin kam zurück, nickte ihr daraufhin zu und sie gab das cabin ready for takeoff ans Cockpit durch. Wir starteten in den klaren Sommermorgen und stiegen gen Norden. Ich blickte neugierig in Richtung Nordwesten. Irgendwo in der Nähe des Nordpols flog vermutlich gerade die Air Force One, um Präsident Obama von einer knappen Ferienwoche auf Hawaii nach London Stansted zu bringen.
    „Sie dürfen nun aufstehen, Sir.“
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und ging nach hinten in die gewöhnungsbedürftige Bestuhlung des Club World, der ehemaligen Business-Klasse, denn manche der Sitze standen mit dem Rücken zur Flugrichtung. Etwa ein Dutzend Plätze in der vorderen Kabine war von Bankern besetzt. Ziemlich einsam hatte Simon die hintere Hälfte der Club-World-Kabine für sich, zumindest beinahe, denn nicht er winkte mir als Erster zu, sondern Jack Kern. Simon saß am Mittelgang, nicht am Fenster, wie es eigentlich die Buchung vorsah.
    „Ihm wird schlecht, wenn er rückwärts fliegen muss“, grinste Jack schadenfroh. „Wo bleibt eigentlich die Saftschubse?“ Er drückte nervös auf den Klingelknopf.
    Mich nervte der Giftzwerg mit seinen dubiosen Beziehungen zu British Airways. Doch Presse war nun mal wichtig. Ich setzte mich zu Simon ans Fenster, mit dem Rücken zum Cockpit, in einen dieser seltsamen, etwas schalenartigen Sitze. Das war gewöhnungsbedürftig, doch die Beinfreiheit war schon eine andere als früher in der Economy.
    „Hast du Fragen?“ Ich blickte schräg an Simon vorbei zum Reporter.
    „Was stört dich an Obama ganz besonders?“
    „So viel weiß sogar ich, dass ich darauf nicht antworten darf“, hielt ich dagegen.
    Die Kabinenchefin zeigte sich und Jack rief ihr quer durch die Kabine zu, er wolle Tee und die Daily World . Wie peinlich! Ich schaute in die Wolken hinaus, während die Kabinenchefin nun uns allen dreien ein Frühstück mit Tee servierte und Jack Kern seine Zeitung reichte.
    „Obersaftschubse, die beiden Blonden bevorzugen Kaffee“, reklamierte Jack, während er einen Toast mit gebratenem Schinken darauf verschlang.
    „Tee geht auch in Ordnung“, versicherte ich.
    „Die Airline hat uns eben eine Nachricht geschickt. Sie erlaubt Ihnen, Ihren Freund in die Erste Klasse einzuladen, Hoheit“, flüsterte mir die Kabinenchefin zu.
    „Gerne!“ Eigentlich wäre das die Gelegenheit gewesen, dem Reporter zu entkommen, doch der hielt mir eine Karikatur unter die Nase, während er laut schmatzend kaute. Wir beide als Lausbuben in hautengen Jeans waren da zu sehen. Einer von uns malte gerade einer Palastwache mit einem großen Pinsel über

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