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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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oft zu mir gesagt. Vielleicht war es ja meine unsterbliche Seele, die traurig von Leben zu Leben wanderte. War ich etwa in der Vergangenheit gelandet, um den Kreislauf meiner Traurigkeit zu durchbrechen?
     
    «Wir haben keine Zeit für Eitelkeit», mahnte die Queen und legte noch einen Zahn zu. Sie war verdammt schnell, trotz ihres Korsagenkleids, das ungefähr so schwer sein musste wie ein Kleinlaster.
    «Sie sind mit der Lage in Irland vertraut?», fragte sie mich, während ich mich bemühte, Schritt zu halten. Die Lage in Irland? Von der wusste ich ja schon in meiner eigenen Zeit nichts. «Hmm», antwortete ich daher. Undefiniert vor mich hin zu murmeln, schien mir in dieser Situation das Klügste zu sein.
    «Die katholischen Iren rebellieren und stehen dank der Hilfe der Spanier kurz vor dem Sieg. Gewinnen die Iren, werden die Spanier davon ermuntert, England anzugreifen. Und diesen Krieg werden wir nicht gewinnen können. Wissen Sie, was das bedeutet?»
    «Hmm.» Ich hatte keinen blassen Schimmer.
    «Die Spanier werden mich hinrichten.»
    «Hmm.»
    «Das klingt nicht so, als ob Sie das bedauern würden.» Die Queen sah erneut wenig erfreut aus.
    «Oh... ich meine ... doch... doch ... das würde mir wirklich unglaublich leid tun...»
    «Schön, dass Ihnen mein Wohl doch etwas bedeutet», sagte die Queen mit sarkastischem Unterton und hielt vor einer Tür. «Mein Schlafgemach.»
    Was hatte sie mit mir vor, wenn sie mich nicht verführen wollte? Die Queen öffnete die Tür, und wir betraten einen großen Raum, in dem ein riesiges, mit einem Baldachin überdachtes Bett stand, das mit leicht durchsichtigen Vorhängen drapiert war. Durch diese Vorhänge hindurch war schemenhaft ein Mann zu erkennen, der auf dem Bett lag und vor sich hin schnarchte.
    «Und das hier ist das Problem», sagte die Queen.
    Ein Mann im Bett? Nun, das war ein Problem, das so einige Frauen teilten.
    «Dies ist der Earl of Essex», erklärte die Herrscherin, «und er sollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt unsere Armee in dem Krieg gegen die Iren anführen.»
    Ich sah einen Krug mit Rotwein neben dem Bett liegen und kombinierte: «Aber er ist zu besoffen, um den Weg nach Irland zu finden?»
    «Zurzeit findet er nicht mal den Weg aus einem Bett. Und damit ihn niemand am Hofe in diesem Zustand sieht, liegt er hier in meinem Gemach.»
    «Warum trinkt er denn?», fragte ich.
    «Er ist unglücklich verliebt.»
    «In Sie?», wollte ich von der Queen wissen.
    «Nein», erwiderte sie, und in ihrer Stimme war ein leiser Unterton des Bedauerns zu hören. Anscheinend hegte sie Gefühle für ihn.
    Elisabeth schien zu erraten, was ich dachte, und fragte streng: «Sie glauben doch nicht etwa, ich hätte Gefühle für einen Mann?»
     
    Ich betete, dass der Geist darauf nicht antworten würde: Bitte, bitte, Geist, halte deinen Mund ...ich meine: meinen Mund!
     
    «Nein ... nein ... das glaube ich nicht», erwiderte ich nervös. «... Sie sind die Königin ...»
    «Genau.»
    «Und als solche sind Männer Ihnen egal...» «Exakt», bestätigte sie.
     
    «Gut so, Geist», stieß ich erleichtert aus.
     
    Ich legte noch nach: «Garantiert sind Sie noch Jungfrau...»
    «Sehe ich aus wie eine alte Jungfer?», fragte die Queen beleidigt.
     
    Oh, mein Gott!
     
    «Ähem ... nein... nein... Sie sehen ganz und gar nicht wie eine alte Jungfer aus ... bestimmt hatten Sie schon ganz viele Männer...», stammelte ich.
     
    «Arrghhhh!!!!!!!!»
     
    «Sie glauben also, ich hätte unverheiratet meine Unschuld weggegeben?», wollte sie nun inquisitorisch wissen.
    Mein Gott, hier konnte ja alles, was man sagte, gegen einen verwendet werden!
    Diese Unterhaltung begann mich zu nerven: «Hören Sie, mir ist es ehrlich gesagt völlig egal, ob Sie mit Männern geschlafen haben oder nicht! Ich dachte, wir reden über den ollen Earl of Essig?»
    Die Queen war überrascht von meinem Ausbruch, versuchte, es sich aber nicht anmerken zu lassen.
    «Earl of Essex...», korrigierte sie mich bemüht kühl.
    «In wen ist dieser Mann denn so unglücklich verliebt?»
    «In die Gräfin Maria von Warwickshire.»
    «Ist sie verheiratet?»
    «Nein, aber sie will sieben Jahre keinen einzigen Mann mehr ansehen.»
    Es gab Frauen, die so etwas gut nachvollziehen konnten.
    «Warum denn ausgerechnet sieben Jahre?», wunderte ich mich dann aber doch.
    «Weil sie dann ihre Trauerphase beendet haben wird. Ihr Bruder ist verstorben, und das hat ihr das Herz gebrochen. Erst danach möchte Maria wieder ins

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