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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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aus der Ferne.
     
    Die Wachhunde der Königin!!!
     
    Es schienen irgendwelche Hunde zu sein.
     
    Wenn der Geist jetzt nicht geschwind die Hose hochzog und wegrannte, dann würden die Hunde mich so ins Gemächt beißen, dass ich in Zukunft in unserem Theater nur noch Frauenrollen spielen konnte!
     
    Die Hunde schienen näher zu kommen. Ich zog die Strumpfhose wieder hoch.
     
    «Renn!», schrie ich dem Geist zu, aber er hörte mich einfach nicht.
     
    Ich konnte die Hunde nun sehen, es waren zwei Dobermänner, sie hatten Ähnlichkeit mit Zeus und Apollo aus der Serie , nur wirkten die hier noch weniger kuschelig. Plötzlich hörte ich von irgendwo eine Stimme rufen: «Rennnnnnnnnü!»
    Ich fand, dass dies eine ziemlich gute Idee war, wer immer auch gerufen hatte, und sprintete los, durch die Büsche, auf die schön angelegten Kieswege ...
     
    Ich war verblüfft, der Geist rannte los. Hatte er mich etwa gehört?
     
    Ich rannte und rannte, die Hunde hetzten hinter mir her, und sie holten auf. Schnell.
    «Schneller!!!!!!», rief ich.
     
    Auch das war eine ziemlich gute Idee. Ich lief noch schneller.
     
    Der Geist konnte mich verstehen! Mein Geschrei hatte ihn dazu gebracht, mich zu hören.
     
    Egal, wie schnell ich auch lief, und auch, wenn mein Shakespeare-Körper deutlich athletischer war als mein Rosa-Körper (was ja auch nicht sonderlich schwer war), solchen Hunden konnte auch er kaum entkommen. Die Biester waren nur noch wenige Meter entfernt, ich sah, wie sie die Zähne fletschten, und ich konnte in ihren Augen so etwas wie Vorfreude auf ein leckeres Mahl erkennen. Vor lauter Panik nahm ich schon gar nichts mehr richtig wahr, da hörte ich die Stimme rufen: «Klettere auf die Mauerl»
    Aus den Augenwinkeln sah ich eine Mauer, lief darauf zu, stolperte und fiel der Länge nach hin. «Trottel!»
    Die Hunde waren schon so gut wie bei mir, gleich würde ich zu Chappi werden, doch dankenswerterweise durchströmt den menschlichen Körper in solchen Situationen Adrenalin. Gerade als der schlechte Atem der Hunde um meine Nase wehte (womit wurden die eigentlich gefüttert, mit Tsatsiki?), sprang ich mit letzter Kraft auf und rannte weiter Richtung Mauer. Die Hunde kläfften wie irre und schnappten nach mir. Der eine, etwas größere Hund biss in den Ärmel meines Ballonhemdes, erwischte aber nur den Stoff, nicht meinen Arm.
     
    Gleich würden die Hunde meinen Körper zerfleischen. Womit hatte ich das nur verdient? Eingestanden, ich wusste genau, womit ich das verdient hatte. Hatte ich mir doch große Schuld aufgeladen. Daher kam mir ein ebenso naheliegender wie furchterregender Gedanke: Handelte es sich bei dem Geist etwa um einen Rachegeist?
     
    Keuchend erreichte ich die Mauer. Ich kletterte sie hastig hoch, eine Leistung, die mein Rosa-Körper nicht mal unter Aufbietung sämtlicher körpereigener Drogen geschafft hätte. Ich wälzte mich darüber und ließ mich auf der anderen Seite herunterfallen. Dort plumpste ich auf einen weichen Rasen und hörte, wie die um ihre Mahlzeit gebrachten Hunde frustriert jaulten. Ich atmete schwer und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
     
    «Kannst du mich verstehen, Geist?», fragte ich und versuchte, mir meine Angst, dass es sich um einen schrecklichen Rachegeist handeln würde, nicht anmerken zu lassen.
     
    Ich sah mich erschrocken um, aber niemand war zu sehen.
     
    «Ich bin hier drinnen, Geist.»
     
    Die Stimme kam tatsächlich aus meinem Inneren. Und ich fragte sie: «Wer bist du?»
     
    «Wer wohl... ich bin William Shakespeare.»
     

21
     
    Ich war also nicht nur in Shakespeares Körper, ich befand mich auch noch mit Shakespeare in Shakespeares Körper. Das wurde ja immer schöner. Der einzige leise Trost war, dass ich nicht mit Kafka in Kafkas Körper war. «Gib meinen Körper frei, Geist!»
    Shakespeare hielt mich für einen Geist? Na ja, das war wohl für ihn logisch, in seiner Zeit war man abergläubisch, und er hatte ja auch nicht wie ich ein unfreiwilliges Rückführungsseminar bei Prospero belegt. Überraschend war nur, dass das Ganze hier kein simpler Hypnosetrip war, bei dem im Hirn irgendwelche brachliegenden Regionen stimuliert und geweckt wurden, mit deren Hilfe man sich an ein früheres Leben einfach nur erinnern konnte. Diese Rückführung funktionierte anders, wie eine echte Zeitreise. Das hatte also Prospero damit gemeint, dass die Shinyen-Mönche herausgefunden hatten, wie man das Bewusstsein auf eine Reise in die Vergangenheit

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