Ploetzlich Shakespeare
schicken kann. Wenn ich jemals auf diese Mönche treffen sollte, dann würde ich denen mal gehörig in ihre Klangschalen treten. «Hast du mich gehört, Geist?»
«Sie sind ja laut genug», antwortete ich in Gedanken. Ich schwenkte vom auf ein ehrfürchtigeres um, schließlich redete ich hier mit Shakespeare.
«Geist? Ich habe dich was gefragt.»
Er hatte mich nicht gehört. Das bedeutete: Ich konnte ihn zwar in Gedanken reden hören, aber wenn ich das Gleiche tat, verstand Shakespeare mich nicht. Anscheinend klappte es nur, wenn ich es laut sagte: «Ja, ich kann Sie hören.»
«Bist du... bist du ein Rachegeist?»
«Nein... das bin ich nicht.»
«Schwörst du es?»
Ich wollte Shakespeare etwas die Furcht nehmen und erklärte daher: «Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.» «Dem Himmel sei Dank...!» «Mein Name ist Rosa», stellte ich mich vor. «Du bist also eine Frau?»
«Nein, ein Königspudel!», sagte ich genervt«... Natürlich bin ich eine Frau.»
«Du bist schnippisch, also bist du wirklich eine Frau. Das erklärt auch deine unorthodoxe Weise, Wasser zu lassen.»
«Ich denke, ich werde in der nächsten Zeit lieber erst mal ganz wenig trinken, um solche Situationen zu vermeiden», antwortete ich.
«Was soll das heißen ...du... du... du willst meinen Körper nicht verlassen?»
«Tut mir leid, ich kann es nicht», gestand ich ihm.
«Du kannst es nicht?!? Was soll das heißen?»
«Glauben Sie mir, wenn ich es könnte, würde ich es sofort tun. Aber der Mann, der mich hierhergesandt hat...»
«Was für ein Mann?», unterbrach ich sie.
«Nun... ähem ... das war so eine Art Zauberer ...»
«Dann müssen wir sofort zu diesem Zauberer eilen!»
«Er... er lebt viel zu weit entfernt, um ihn aufzusuchen», erklärte ich bedauernd. Dass es sich bei der Entfernung weniger um eine räumliche als um eine zeitliche handelte, behielt ich erst mal für mich. Bevor Shakespeare etwas erwidern konnte, trat ein junger, sehr groß gewachsener Soldat hinzu und fragte mich barsch: «Heda, was machst du hier?»
Ich schaute zu ihm hoch und antwortete wahrheitsgemäß: «Die Antwort darauf ist ziemlich komplex.»
«Bist du etwa ein spanischer Spion, der einen Anschlag plant?», wollte der Soldat wissen und legte die Hand an sein Schwert, bereit, es aus der Scheide zu ziehen. Diese Leute begannen mir mit ihrer latenten Gewaltbereitschaft auf den Wecker zu gehen, und so erwiderte ich mit leicht genervtem Unterton: «Welcher spanische Spion, der einen Anschlag plant, würde auf so eine Frage mit antworten?»
Der Soldat blickte nun sehr beleidigt drein und zog sein Schwert.
«Geist, du hast einen Hang dazu, mich in Schwierigkeiten zu bringen.»
«Halten Sie bitte den Mund», blaffte ich zurück. Der Soldat, der Shakespeare ja nicht hören konnte, antwortete verblüfft: «Ich ... ich hab doch gar nichts gesagt.»
«Ich hab auch nicht mit dir geredet...», erklärte ich ihm, worauf der Soldat sich umblickte und irritiert feststellte: «Hier ist aber sonst niemand.»
Er fühlte sich sichtlich von mir veralbert, legte daher das Schwert an meine Kehle, und ich merkte in diesem Augenblick auch noch, dass ich einen Adamsapfel besaß.
«Ich, ähem... ich hab mit mir selbst geredet», stammelte ich nun.
«Mit dir selbst?» Der Soldat war erstaunt.
«Ich habe mich getadelt, weil ich so frech zu dir war», flunkerte ich, «und nicht mit dem gebührenden Respekt einem Mann begegnet bin, der so tapfer und so ehrenvoll für seine Königin kämpft wie du.»
Der Soldat war jetzt sehr geschmeichelt, und Shakespeare lobte mich dafür:
«Das war nicht völlig verblödet, Geist.»
«Danke», antwortete ich, worauf der Soldat erneut irritiert feststellte: «Ich hab doch wieder nichts gesagt...?»
Hastig erwiderte ich: «Aber ich hab Verständnis in deinen Augen gesehen.» Der Soldat nickte zustimmend, dann rief er «Lang lebe die Königin!» und ging davon. Ich atmete durch. Allerdings nur kurz, denn Shakespeare fragte:
«Und was machen wir jetzt?», begehrte ich ungeduldig zu wissen.
Ich überlegte krampfhaft: Ich musste irgendwie aus diesem Schlamassel herauskommen. Das ging nur, wenn ich herausfinden würde, was es mit der wahren Liebe auf sich hat. Und die einzige Spur, die ich bislang hatte, war die Tatsache, dass der Earl so aussah wie Jan.
«Hast du auch endlich eine Antwort auf meine Frage, Geist?»
«Nennen Sie mich nicht immer
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