Ploetzlich Shakespeare
überlegte kurz und dachte mir, dass ich wohl kaum die Zukunft verändern würde, wenn ich Shakespeare das Konzept der Unterhose verrate, und so schilderte ich ihm, um was es sich bei einer der besseren Erfindungen der Menschheit handelte. Als ich fertig war, sagte er beeindruckt:
«Mit so einer Unterhose könnten einige Menschen ihre braunen Stellen an den Strumpfhosen vermeiden.»
Wenn man es so betrachtete, war die Unterhose vielleicht sogar die beste Erfindung der Menschheit. Doch diese Erkenntnis half mir nicht weiter. Wenn ich mich also umziehen würde, musste ich mich ganz ausziehen müssen. Also zog ich es vor, mich nicht umzuziehen.
«Du willst mich wirklich nicht entkleiden?» Rosa schien eine anständige Frau zu sein, von denen gab es nicht allzu viele, langsam dachte ich, dass mich viel fürchterlichere Geister hätten heimsuchen können als Rosa: der Geist von Attila, dem Hunnen, der von Nero oder - gar nicht auszudenken -der von meiner garstigen Mutter. Wenn die mich hätte ausziehen müssen ...an so eine albtraumhafte Begebenheit wollte ich gar nicht denken. Ich konzentrierte mich eilig wieder auf das vor mir liegende Problem: «Es gibt eine Möglichkeit, wie wir aus diesem Dilemma herauskommen können.»
«Wenn du jetzt sagst, dass du eine Frau rufen könntest, die das Ausziehen übernimmt, hau ich dich.»
«Dann würdest du dich aber auch selber hauen.»
«Das wäre es mir dann wert.»
Rosa hatte Pfeffer im Hintern - natürlich bildlich gesprochen, denn eigentlich handelte es sich hier um meinen Hintern. Nichtsdestotrotz war ich äußerst amüsiert, mochte ich doch Frauen mit Temperament. Ich verriet ihr: «Ich habe im Feuer eine Entdeckung gemacht. Wenn du schläfst oder bewusstlos wirst, kann ich meinen Leib wieder übernehmen.»
Das erstaunte mich sehr. Aber es schien tatsächlich ein Ausweg zu sein, so musste ich nicht selber Shakespeares Körper waschen. Außerdem war ich tatsächlich nach all den Erlebnissen hundemüde und erschöpft.
«Das klingt nach einem guten Plan», antwortete ich daher Shakespeare. «Ich würde sehr gerne schlafen.»
Ich ging zu einer Liege, die in einer Ecke zwischen Theaterrequisiten wie Fahnen, Speeren und hölzernen Pferden stand. Die Liege mutete römisch an, sie war eine von der Sorte, von der aus Cäsaren riefen. Ich legte mich darauf, fand aber einfach nicht in den Schlaf. Es war noch zu viel Adrenalin im Blut. Außerdem stank ich fürchterlich nach Rauch.
« Was ist?», fragte ich.
«Ich kann nicht einschlafen.»
«Dem kann ich vielleicht Abhilfe schaffen. Es gibt seit ein paar Jahren ein neues Schlaflied, das jedes englische Kind zurzeit gerne hört. Ein regelrechter Gassenhauer. Vielleicht hilft es.»
«Das ist jetzt nicht dein Ernst...», grinste ich.
«Schlaf, Kindlein, schlaf, dein Vater hüt' die Schaf...», begann ich einfach zu singen.
«O nein!», lachte ich auf.
«Die Mutter schüttelt's Stängelein...»
«Das klingt ehrlich gesagt etwas anrüchig», kam es mir in den Sinn.
«Das ist wohl wahr.»
«Zumal der Vater ja gerade die Schafe hütet», schmunzelte ich. «Da stellt sich doch die Frage, wessen Stängelein die Mutter überhaupt schüttelt.»
«Man kann nur vermuten, dass es sich um einen anderen Mann handelt. Einen, der nicht so streng riecht wie der Schafhüter.»
«Vielleicht der Schwager», mutmaßte ich.
«Oder der Pfarrer.»
«Deswegen will die Mama wohl auch so sehr, dass das Kind endlich einschläft. Das Kindchen bekommt sonst eine schlechte Meinung von Gott, wenn es die beiden erwischen sollte.»
«Über kurz oder lang bekommt diese Meinung sowieso jeder. »
«Zum Beispiel der Vater, der auf der Weide steht und nichts von der Sache mit dem Stängelein ahnt.»
«Der arme Mann holt sich sicherlich indessen gewiss seine Befriedigung bei den Schafen.»
«Vielen Dank, mit diesem Bild im Kopf kann ich jetzt bestimmt gar nicht mehr einschlafen», grinste ich.
«Mir tut der Pfarrer besonders leid.»
«Weil er wegen des Beischlafes Ärger mit den Kirchenoberen bekommt?»
«Nein, dem Beischlaf frönen ja selbst die Bischöfe.»
«Warum dann?»
«Weil er nur ein Stängelein hat, keinen Stängel.»
Ich musste laut auflachen; eins musste man Shakespeare lassen, er hatte Sinn für Humor.
«Mir tut in diesem Falle die Frau noch mehr leid», erwiderte ich.
Ich musste laut auflachen, eins musste man Rosa lassen, sie hatte Sinn für Humor.
Ich hatte das erste Mal in der
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