Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
Körpers zuhörte -, weil ich geschummelt hatte: Ich hatte nicht herausgefunden, was die war, und war stattdessen zum Alchemisten gegangen. Dass ich so die Regeln umgangen hatte, so drohte Prospero mir, würde sich noch rächen, man könne und dürfe seinem Schicksal nicht entfliehen. Prospero machte mir richtig Angst. Shakespeare spürte das und schnitt ihm das Wort ab, indem er ihn aufforderte, das Pendel zu schwingen und keine großen Reden zu halten. Mir gefiel es, dass Shakespeare mich erneut verteidigte. Daran konnte ich mich glatt gewöhnen.
    Prospero erwiderte, er müsse erst mal mit den Mönchen per Internet telefonieren - ja, die Tibeter kannten auch Skype -, um sich genaue Instruktionen zu holen. Er sprach auf Tibetisch in sein Headset am Laptop, klappte nach einer Weile das Notebook wieder zu und erklärte uns, dass es gute Nachrichten gäbe: Die Mönche hätten ihm erklärt, was zu tun sei, um Shakespeare wieder in die Vergangenheit zu verfrachten. Er wolle nur eben noch sein Pendel aus dem Zirkuszelt holen. Als Prospero aus dem Wagen raus ging, wurde mir klar: Shakespeare und ich würden nun voneinander Abschied nehmen, für immer.
    «Das war es dann also», sagte ich bemüht locker. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass es mich auch traurig machte.
    «Ja, dies war es dann wohl», erwähnte ich bemüht entspannt, ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass mich dies betrübte.
    Es folgte eine ganze Weile der Stille, in der ich immer trauriger wurde. Schließlich konnte ich das Schweigen nicht mehr ertragen und sagte: «Es war gar keine so schlechte Zeit gemeinsam.»
    «Im Gegenteil, ich habe es zwischenzeitlich sogar genossen.»
    «Du hast es also nicht bereut, den Körper eine Zeitlang mit mir zu teilen?», fragte ich nach.
    «Kein bisschen», erwiderte ich aufrichtig.
    Dass er das sagte, machte mich zutiefst glücklich.
    «Das heißt, eins habe ich doch bereut», gab ich zu bedenken.
    «Und was?», fragte ich. Es gefiel mir nicht, dass Shakespeare doch etwas bereute.
    «Dass ich die weibliche Ekstase nicht habe erspüren können. Vielleicht könnten wir die kurze Zeit, die uns bleibt, dafür nutzen ...»
    «William?», unterbrach ich ihn mit lachender Stimme.
    «Ja?»
    «Du bist manchmal so ein Idiot.»
    »Heißt das, ich darf es nicht ausprobieren?», grinste ich.
    «Und manchmal bist du ein helles Kerlchen», lachte ich.
     «Und manchmal gar ein helles Frauchen», grinste ich noch mehr.
    «So eine Erfahrung als Frau sollte jeder Mann mal machen», lachte ich, woraufhin Shakespeare ebenfalls laut auflachte. Und dann sagte er voller Gefühl:
    «Rosa ... ?»
    «Ja?»
    «Es war wahrlich eine Freude, mit dir zu plänkeln.»
    «Danke gleichfalls, William», antwortete ich nicht minder gefühlvoll. Und hätte ich es gekonnt, hätte ich ihm jetzt sogar ein Küsschen gegeben.
     
    Prospero betrat mit dem Pendel den Raum, und als ich es in seinen Händen sah, bekam ich es mit einem Male mit der Angst zu tun: Ich würde Shakespeare nun verlieren. Für immer. Das war schier unerträglich. Sollte ich ihn vielleicht doch noch etwas in meinem Körper wohnen lassen? Ein paar Tage ... von mir aus auch ein paar Wochen, das könnte trotz allem eine schöne Zeit werden.
    Dass ich so etwas Verrücktes überhaupt denken konnte, war definitiv ein Zeichen dafür, dass ich Gefühle für Shakespeare entwickelt hatte.
    Doch welche genau? Liebte ich ihn gar, wie er schon gemutmaßt hatte?
    Dies war jetzt wohl die . Und ich konnte zum Beantworten nicht mal einen Telefonjoker ziehen.
    Dafür zückte Prospero sein Pendel, und während ich noch zögerte, ob ich ihn bitten sollte, es wieder einzustecken, schwang er es bereits vor meinen Augen hin und her. Shakespeare und mir wurde wieder schwarz vor Augen, wir verloren langsam das Bewusstsein.
     
    Das Erste, was ich hörte, als ich wieder aufwachte, war: «Mistel Dee, Mistel Dee, die Latte lichtet sich auf!»
     

54
     
    Ich öffnete meine Augen und sah, wie der Alchemist und der Chinese mich anstarrten.
    «Shakespeare?», fragte der Alchemist vorsichtig, und ich erwiderte: «Der schläft noch.»
    Dee war sichtlich enttäuscht, dass seine Ruck-Rückführung nicht funktioniert hatte. Obwohl ich eigentlich auch darüber hätte traurig sein sollen, war ich es nicht. Ich war sogar ein klein wenig froh, dass William und ich noch ein bisschen Zeit miteinander hätten.
    Anstatt dem Alchemisten in allen Einzelheiten zu schildern, was geschehen

Weitere Kostenlose Bücher