Ploetzlich Vater
Herzinfarkt bekommen, wenn sie wüssten, dass der Vater deines Kindes am Ende ein Footballspieler ist.“
Sandys Worte lösten eine seltsame Reaktion in Jill aus. Bis zu dieser Sekunde hatte sie nicht vorgehabt, die Tür überhaupt zu öffnen, doch diese Aussage ließ sie ihre Meinung ändern.
Sandy trat vom Fenster zurück und lief in die Küche. „Komm, wir verstecken uns. Vielleicht geht er ja einfach weg.“
Lexi rannte in die Küche und kroch kichernd unter den Tisch.
Jill folgte den beiden und legte Sandy das Baby in die Arme. „Nimm du Ryan, ich kümmere mich um Derrick.“
Sandy drückte Ryan an ihre Brust. „Derrick Baylor will dir deinen Sohn wegnehmen“, warnte sie mit gedämpfter Stimme. „Du hast doch gesehen, wie er und diese Anwältin aus dem Fernsehen in den Gerichtssaal gekommen sind.“
Jill schaute zur Haustür. Es stimmte, sie war überrascht gewesen, Derrick im Fernsehen zu sehen. Bevor sie auch nur hatte blinzeln können, war er schon vor Gericht gegangen. Doch Sandys Bemerkung, dass ihre Eltern keine Footballspieler mochten, hatte Jill auf eine Idee gebracht. Zum ersten Mal seit Tagen ergab alles einen Sinn.
Sie hatte einen Plan.
Erst heute Morgen hatte ihre Mutter angerufen, um ihr mitzuteilen, dass sie und Dad so schnell wie möglich zu Besuch kommen würden. Wie immer hatte sie nicht gesagt, wann genau das sein würde. Sie waren schließlich viel beschäftigte Leute, und für ihren Vater war es nicht einfach, ein paar Tage Urlaub zu nehmen. Leider freute Jill sich nicht auf ihren Besuch. Sie liebte ihre Eltern, sie konnte sie nur nicht besonders gut leiden. Ihr Vater war herrisch und musste immer seinen Willen durchsetzen, während ihre Mutter nicht mehr als eine der vielen Marionetten ihres Mannes war.
Jills ganzes Leben war nach den Wünschen ihrer Eltern ausgerichtet gewesen, auch Thomas war ihre Idee gewesen. Ehe er sie am Altar hatte stehen lassen, hatte Jill fast selbst daran geglaubt, dass ihre Eltern vielleicht doch am besten wussten, was gut für sie war.
Doch das tat sie jetzt nicht mehr.
Achtundzwanzig Jahre lang hatte Jill getan, was ihr Vater von ihr wollte. Ihr erster Akt der Rebellion war es gewesen, von New York nach Kalifornien zu ziehen. Ihre Eltern nahmen an, dass es ihr zweiter Akt der Rebellion war, ein uneheliches Kind zu bekommen, doch da lagen sie falsch. Ein Kind zu bekommen, war eine von langer Hand geplante Entscheidung gewesen. Sie und Thomas waren schon mehrere Jahre ein Paar gewesen, als er ihr endlich einen Heiratsantrag gemacht hatte. Im Laufe der Zeit hatten sie herausgefunden, dass Thomas an sogenannter „retrograder Ejakulation“ litt, einer Erkrankung, die bei manchen Männern, darunter auch Thomas, zu Unfruchtbarkeit führte. Es hatten sich dadurch auch andere Probleme ergeben, über die sie jetzt allerdings lieber nicht nachdenken wollte.
Deshalb hatte Jill die letzten vier Jahre damit verbracht, sich Samenbanken im ganzen Land anzuschauen, und sich schließlich für CryoCorp entschieden. Sie waren die Besten auf diesem Gebiet, das hatte sie zumindest angenommen.
Schwanger zu werden und Ryan zur Welt zu bringen, hatte nichts mit Rache, Vergeltung oder gar dem Ticken ihrer biologischen Uhr zu tun. Als Thomas sie verlassen hatte, hatte sie sich dafür entschieden, trotzdem ein Kind zu bekommen. Die ganze Schwangerschaft war ein gut durchdachter Plan, ein Traum, der wahr geworden war. Sie würde sich vor niemandem für die Entscheidung, eine alleinerziehende Mutter zu werden, rechtfertigen. Jill straffte die Schultern und war schon auf dem Weg zur Tür, als es klopfte.
„Geh nicht hin“, flüsterte Sandy.
„Ich muss.“ Jill griff nach der Türklinke. Sie erkannte, dass Derrick Baylor vielleicht genau das war, was sie jetzt brauchte. Wenn ihre Eltern auch nur für eine Sekunde dachten, dass Jill ausgerechnet an einem Footballspieler interessiert war, würden sie augenblicklich auf dem Absatz kehrtmachen und nach New York zurückfliegen. Ihr Vater war der Meinung, dass Footballspieler eingebildet und überbezahlt waren, mit einem großen Ego, aber ohne etwas dahinter, kurz: eine Schande für die Menschheit.
Großartig.
Selbst mit größter Mühe hätte sie das Ganze gar nicht besser planen können. Derrick Baylor war der perfekte Mann, um ihre Eltern ein für alle Mal zu vergraulen.
„Wir kennen den Typen doch überhaupt nicht. Er könnte gefährlich sein.“
„Er ist nicht gefährlich“, antwortete Jill und öffnete die
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