Ploetzlich Vater
Richterin gesagt hatte.
„Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur den Kopf ziemlich voll und außerdem heute Nacht viel zu wenig geschlafen.“
„Wie geht es Ryan?“
„Gut. Woher weißt du seinen Namen?“
„Eine Reporterin hat ihn mir verraten, als ich wie verabredet im Krankenhaus erschienen bin.“
„Oh.“ Sie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. „Also, was hat die Richterin gesagt?“
„Sie hat uns einen vom Gericht gestellten Mediator zugewiesen, der uns helfen soll, die Situation zu klären.“
„Sandy ist der Meinung, du willst mir mein Baby wegnehmen. Stimmt das?“
„Nein. Niemals.“
Ein Hauch seines Aftershaves stieg Jill in die Nase. Er benutzte entweder Gucci oder Chanel. Gott, roch er gut. Sie hatte keine Schuhe an, aber Derrick Baylor war so oder so groß … sehr groß. Ihr Nacken verkrampfte sich langsam vom dauernden Emporblicken.
„Warum bist du einfach aus dem Krankenhaus verschwunden, ohne mir Bescheid zu sagen?“, fragte er.
„Das ist eine lange Geschichte.“
„Ich habe Zeit.“
Das Engelchen auf Jills linker Schulter forderte sie auf, ihm die Wahrheit zu sagen. Dass sie verwirrt gewesen war und das getan hatte, was sie immer tat: Anweisungen befolgen. Sandy hatte ihr gesagt, sie müsse Derrick Baylor entkommen, und das hatte sie getan. Sie war weggelaufen.
Auch das Teufelchen mit den roten Stöckelschuhen, das auf ihrer rechten Schulter saß, befahl Jill, die Wahrheit zu sagen. Jedoch sollte sie ihn dabei um den kleinen Finger wickeln und ihn in dem Glauben lassen, sie könnten Freunde sein. Zumindest so lange, bis ihre Eltern hier waren. Ab dann würde sie ihren Charme richtig spielen lassen müssen. Sobald die wieder zurück nach New York geflogen waren, wäre damit natürlich Schluss. Auch wenn Jill wusste, dass es nicht fair war, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, war sie zu müde, um sich darum zu kümmern, was man tun sollte oder nicht. Ein Sportler könnte niemals ihr Traummann sein. Sie bevorzugte Männer, die ordentlich gekämmt waren und im Anzug zur Arbeit gingen.
„Mein ganzes Leben lang“, fing Jill an zu erklären, „schon seit ich ein Teenager war, wollte ich ein Kind haben.“
Derrick fuhr sich mit der Hand durch seine ungebärdigen Locken. „Wirklich?“
Sie nickte. „Die meisten Mädchen träumen von ihrer Hochzeit, ich habe davon geträumt, mein eigenes Kind zu haben. Meine Schwester hat sich ein Prinzessinnenkleid vom Weihnachtsmann gewünscht, ich ein Baby.“
Er schien ihr aufmerksam zuzuhören, und das machte sie stutzig. Männer hörten nie zu, wenn Frauen endlos über ihre Wünsche und Träume redeten. Derrick Baylor hatte offensichtlich seine eigene Agenda. Nun gut, sie konnte den Spieß auch umdrehen.
„Ich spule einmal vor zu Thomas“, fuhr sie fort. „Wir waren jahrelang zusammen, doch er konnte keine …“ Sie wandte den Blick ab. „Das ist viel zu persönlich, darüber sollte ich nicht mit dir reden.“
„Nein, erzähl bitte weiter“, bat er. „Thomas war also zeugungsunfähig?“
Jill schaute ihn skeptisch an, nicht sicher, ob sie weitermachen sollte. Aber sie nickte und fuhr mit ihrer Erzählung fort. „Wir waren lange verlobt, und währenddessen habe ich mich nach Hilfe umgesehen. Schließlich habe ich CryoCorp gefunden. Als das mit Thomas und mir dann nicht geklappt hat, wusste ich sofort, dass ich den Termin mit CryoCorp einhalten und mein Kind alleine aufziehen würde. Kein Vater, keine Verpflichtungen, niemand, der mir vorschreiben würde, wie ich mein Kind zu erziehen habe. Niemand, der über mich urteilen würde. Frauen auf der ganzen Welt sind alleinerziehend.“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ich hatte nicht das Gefühl, etwas falsch zu machen.“
„Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen.“
Gott, er konnte das wirklich gut. Kein Gähnen, kein gelangweilter Blick. „Muss ich das nicht?“
Er schüttelte den Kopf.
„Das hätte alles vertraulich behandelt werden sollen“, seufzte sie. „Dann tauchst du wie aus heiterem Himmel auf. Wie standen die Chancen, dass das passiert?“
„Eins zu einer Million.“
Sie nickte. „Eins zu einer Million, ja.“ Sie schaute ihm in die Augen, dieses Mal intensiv und prüfend. „Ich hätte nicht aus dem Krankenhaus verschwinden sollen, ohne vorher mit dir zu reden. Aber was ist mit dir?“, fragte sie ihn. „Du hast nie erwähnt, dass du dir einen Anwalt nimmst oder dass du vor Gericht gehst. Du warst auch nicht gerade offen und
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