Ploetzlich Vater
Gefühl hatte, als ich Ryan im Krankenhaus zum ersten Mal gesehen habe. Und doch war es anders, weil die Euphorie nicht vergangen ist, als die Menge aufgehört hat zu klatschen, wenn man das so sagen kann. Ryan im Arm zu halten und ein bisschen Zeit mit ihm zu verbringen, der Gedanke daran, dass er ein Teil von mir ist, hat irgendetwas mit mir angestellt. Es hat meine ganze Sicht auf das Leben verändert.“
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
* * *
Jill fühlte sich überwältigt und gleichzeitig ganz wirr im Kopf. Derricks bewegende Rede schien ihr den Brustkorb zusammengeschnürt zu haben. Sie ließ den Kopf auf ihren Lieblingssessel zurücksinken und sagte: „Ich glaube, ich weiß, was du meinst.“
Er sah erleichtert aus. „Wirklich?“
Sie nickte. „Ryan hat mich auch verändert.“ Sie wollte nicht mehr dazu sagen, wollte nicht, dass Derrick erfuhr, dass sie noch keine so innige Verbindung zu Ryan spürte. Oder dass ihre Gedanken in den letzten Tagen überwiegend von Angst und Zweifel bestimmt gewesen waren. Ihre Eltern hatten ihr immer das Gefühl gegeben, nur zweite Wahl zu sein, als würde sie nicht zählen. Sie wusste nicht, was es hieß, Teil einer liebevollen Familie zu sein, doch sie wusste, dass es genau das war, was sie sich für sich und Ryan wünschte. Die Wahrheit war, dass sie, bevor Ryan geboren worden war, immer mindestens noch zwei weitere Kinder hatte haben wollen. Deshalb hatte sie genug von Derricks Samen gekauft und einlagern lassen, um ihre eigene Footballmannschaft zur Welt bringen zu können. Doch das brauchte niemand, Derrick eingeschlossen, zu wissen.
„Lass mich dir ein bisschen helfen“, sagte er, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatten. „Bis mein Training anfängt, weiß ich nicht, was ich Besseres mit meiner Zeit anfangen sollte.“
Sie wollte seine Hilfe ausschlagen, doch aus ihrem Mund kam kein Laut. Jede Faser ihres Körpers war schwach vor Erschöpfung.
„Ich werde jetzt nicht darauf bestehen, ich will ja nicht aufdringlich und überheblich sein, aber ich denke, eine Dusche und ein langer Mittagsschlaf würden Wunder wirken.“
Er erwiderte ihren Blick lange genug, dass sie sich fragte, warum sie ihn überhaupt in ihre Wohnung gelassen hatte. Der Typ sah großartig aus und war auch noch nett. Während sie völlig verwahrlost war, hätte er auf der Stelle an einem Fotoshooting für ein Männermodemagazin teilnehmen können.
„Ist nur so ein Gedanke“, fügte er hinzu. „Entscheiden musst du das.“
Sie stand auf und schaute in Richtung ihres Schlafzimmers, bevor sie den Blick wieder ihm zuwandte. Sie wusste, dass sie ihn bitten sollte zu gehen, doch eine Dusche und ein Schläfchen klangen zu verlockend, um sie auszuschlagen. „Macht es dir wirklich nichts aus?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin hier, um zu helfen. Du kannst mir vertrauen.“
* * *
Thomas stand auf der einen Seite des von Nebel verhüllten Zimmers, Derrick auf der anderen. Thomas streckte die Hand nach ihr aus, Derrick hingegen zwinkerte ihr bloß zu. Thomas trug einen maßgeschneiderten Anzug, Derrick hatte eine Leinenhose und ein Freizeithemd an und zeigte sein unwiderstehliches Lächeln.
Jill wusste nicht, wem sie sich zuwenden sollte. Ihr Herz raste, als sie versuchte, eine Entscheidung zu treffen, doch dann fing Ryan an zu schreien.
Sie riss die Augen auf und saß blitzartig aufrecht im Bett.
Sie schaute sich im Zimmer um und war erleichtert, dass keiner der Männer sich über sie beugte. Gott sei Dank. Sie legte sich die Hand auf die Brust über ihr laut klopfendes Herz. Was zum Teufel hatte Derrick in ihrem Traum zu suchen? Thomas zu sehen, ergab einen Sinn, schließlich kam er in den meisten ihrer Träume vor, seit er sie vor achtzehn Monaten vor dem Altar hatte stehen lassen. Aber Derrick?
Gelächter aus der Küche drang unter der Tür durch zu ihrem Bett herüber. Es klang, als würde da draußen eine Party gefeiert werden. Sie schob die Steppdecke zur Seite, ließ ihre Beine über die Kante der Matratze gleiten und steckte die Füße in ihre Hausschuhe.
Sie blieb an der Tür stehen und lauschte.
Es war ein einziges Stimmengewirr, doch die von Sandy und Lexi waren gut herauszuhören. Ach, und da war Chelsey. Sie hatte bestimmt das Chili fertig und hatte es zum Probieren vorbeigebracht.
Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte in die Küche. Sandy stand mit dem Rücken zu ihr, doch dem roten Bleistiftrock und dem dazu passenden Jackett
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