Ploetzlich Vater
von ihm löste.
„Ich weiß genau, was du hast“, antwortete Derrick. „Für mich klingt das, als hättest du den Babyblues.“
Sie hob fragend die Augenbrauen, woraufhin er auf das Buch mit dem Titel „Ihr Neugeborenes. Ein Ratgeber für Mütter “ deutete, das auf dem Beistelltisch lag. „Ich habe da reingeschaut, als du dich im anderen Zimmer um deine Arbeit gekümmert hast. Hier steht, dass frischgebackene Mütter meistens überarbeitet und übermüdet sind. Das klingt vernünftig – wenig Schlaf und all diese Hormone und Gefühle – einmal ist man glücklich und aufgeregt, dann wieder nervös und ängstlich. Es ist ein Wunder, dass Mütter diese Zeit überhaupt überleben.“
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Gibt’s dich wirklich?“
Er hatte keine Ahnung, wie er diese Frage beantworten sollte, also sagte er lieber erst einmal nichts.
„Warum bist du nicht verheiratet?“, fragte sie. Dann wedelte sie mit den Händen, als wollte sie diese Frage wieder wegwischen. „Versteh mich nicht falsch, ich weiß schon, dass du ganz und gar nicht perfekt bist.“
Normalerweise machte es ihm wenig aus, wenn man ihn mit Schimpfnamen bedachte oder seinen Charakter in Zweifel zog, doch jetzt verzog er das Gesicht.
„Na ja, du hast auf deiner Spenderbewerbung gelogen, und wir haben schon festgestellt, dass du aufdringlich und überheblich sein kannst“, sagte sie und schniefte. „Aber du scheinst im Großen und Ganzen ein netter Kerl zu sein. Also was ist los?“ Sie unterdrückte einen letzten Schluchzer. „Warst du schon mal verheiratet? Wartet in dem Haus in Malibu, von dem deine Brüder erzählt haben, eine Verlobte auf dich?“ Sie ließ sich in den großen, weichen Sessel fallen, der der Couch gegenüberstand, und legte die Füße in den pinkfarbenen Hausschuhen auf den Hocker davor. „Spuck’s aus. Was ist hier wirklich los?“
Ryan fest im Arm, ließ Derrick sich langsam auf die Couch sinken und dachte darüber nach, wie er diese Frage am besten beantworten sollte. Unter anderen Umständen hätte er sich gar nicht die Mühe gemacht, überhaupt etwas zu sagen, doch sie war die Mutter seines Sohnes, und er wollte dabei sein, wenn er aufwuchs. Hier war die Gelegenheit, Jill kennenzulernen. Das durfte er jetzt nicht vermasseln.
„Man könnte vermutlich sagen, dass ich mit dem Footballspielen verheiratet bin“, sagte er und wusste sofort, dass es wenig überzeugend klang, doch es war die Wahrheit. „Ich bin fast dreißig, und bis jetzt hat sich mein ganzes Leben um Football gedreht. Football hat mir die Gelegenheit gegeben, Zeit mit meinem Dad zu verbringen. Er hat damals das Kindertraining geleitet.“
Er atmete überrascht ein, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass das die Wahrheit war. Bei so vielen Geschwistern war es nicht einfach gewesen, die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erringen.
„Während einige meiner Freunde in der Highschool in Schwierigkeiten geraten sind, hat mir das Footballspielen genau den Kick gegeben, den ich gebraucht habe. Auf dem College und später in der NFL zu spielen, war dann nur noch das Sahnehäubchen. Und“, fügte er nachdenklich hinzu, „Football hat mich immer beschäftigt, so sehr beschäftigt, dass ich mir keine Gedanken um andere Dinge zu machen brauchte.“
Sie schlug die Beine übereinander. „Es gibt viele berühmte Footballspieler, die Familien haben.“
„Das stimmt“, antwortete er. „Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht genau, was ich fühlen würde, falls ich dich finden sollte und du schwanger wärst. Doch in dem Moment, als ich dich hinter dem Polizisten hab stehen sehen …“ Er schaute auf Ryan hinab. Seine Augen waren offen, und er starrte ihn fast wie hypnotisiert an. Derrick strich mit seinem Finger über Ryans winzige Handfläche. „In dem Moment, als mir klar wurde, dass dein Kind womöglich ein Teil von mir ist … da waren Gefühle da, die ich vorher noch nie hatte.“ Er schwieg und versuchte, bessere Worte für das zu finden, was er erklären wollte. „Lass es mich so sagen: Wenn ich ein wichtiges Spiel habe und dabei Kerle umlaufe, die doppelt so groß wie ich sind, und dann den Ball mit absoluter Zielgenauigkeit übers Feld werfe, ist das, wie nach einem Tag in der Wüste ein eiskaltes Glas Wasser zu trinken. Es ist himmlisch. Es ist unbeschreiblich.“ Er schaute fasziniert zu, wie sich Ryans kleine Finger um seinen Daumen schlossen. „Ich glaube, was ich damit sagen will, ist, dass ich genau dasselbe
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