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Ploetzlich Vater

Ploetzlich Vater

Titel: Ploetzlich Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Ragan
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ihren extraflauschigen Hausschuhen davon. Während sie Ryan im einen Arm hielt, benutzte sie die andere Hand, um ihr Telefon zu nehmen, bevor es zu einer neuen Runde Zirpen ansetzen konnte.
    Derrick wartete an der Tür. Er wusste, dass sie seine Hilfe nicht wollte, doch ihre Sturheit würde vermutlich schnell ein Ende haben. Es war einfach nicht möglich, ihre Arbeit mit einem schreienden Baby auf dem Arm und einem Telefon in der Hand zu erledigen. Ohne sie um Erlaubnis zu bitten, trat er ein, schloss die Tür hinter sich und ging in die Küche. Er stellte ihren Kaffee auf der Arbeitsplatte ab und nahm ihr Ryan ab. Er hielt ihn eng im Arm und wiegte ihn leicht.
    Ryan hörte auf zu schreien.
    Er ließ Jill in der Küche stehen und ging ins Wohnzimmer. Er drehte sich noch nicht einmal um, um zu sehen, ob sie sich ärgerte, dass er einfach hereingekommen war. Ryans kleiner Körper war warm auf seiner Brust. Er mochte es, wie Ryan roch: nach Babypuder und Jill. Dem einseitigen Telefongespräch nach, das er ungewollt mithörte, schien der Anruf Jills Morgen nicht wirklich besser zu machen. Sie hatte das Handy zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt und durchstöberte einen Papierstapel. Trotz der unförmigen Hose, die sie trug, sah er, dass sie ziemlich viel abgenommen hatte, seit Ryan auf der Welt war. Zu viel, dachte er, doch mit ihrem unordentlichen Haar und der Stupsnase sah sie einfach süß aus.
    „Sandy und ich haben das Chili gekocht, das nächsten Monat auf dem Cover zu sehen sein soll“, sagte Jill in den Hörer. „Doch es schmeckt einfach vollkommen nichtssagend – wirklich nicht gut. Ich will, dass du es so schnell wie möglich noch einmal kochst, nach genau demselben Rezept.“ Sie hatte einen panischen Unterton in der Stimme. „Ja, in den nächsten Stunden. Halte dich genau ans Rezept, und bring es mir dann zum Testen vorbei. Wenn es genauso schmeckt wie das, was wir gestern zusammengekocht haben, haben wir ein echtes Problem.“ Sie nickte. „Ja, ich weiß, dass ich dir in der letzten Woche ganz schön viel aufgeladen habe, aber ich zähle auf dich, Chelsey. Okay. Wir sehen uns in ein paar Stunden.“
    Jill klappte ihr Handy zusammen, ließ den Kopf auf den Papierstapel auf der Arbeitsplatte sinken und blieb gute zwei Minuten in dieser Position.
    Derrick sah, wie ihre Schultern zitterten. Er erstarrte. Weinte sie etwa? Er schaute sich um und fragte sich, was er tun sollte. Er hatte zwei Schwestern, doch die weinten so gut wie nie, und er konnte sich nicht erinnern, seine Mutter schon einmal so gesehen zu haben. Weinende Frauen machten ihn nervös, er fühlte sich verlegen und hilflos. Da ihm klar war, dass er sie trösten sollte, atmete er tief ein und wollte gerade zu ihr hinüber gehen, als das Faxgerät im anderen Zimmer anfing zu piepsen.
    Sie musste es auch gehört haben, denn sie war sofort in Bewegung und eilte los, bevor er ihr irgendeine Form von Mitgefühl anbieten konnte. Vom Fax gerettet.
    Es vergingen zehn Minuten, ehe Jill zurückkam.
    Derrick saß auf der Couch, den schlafenden Ryan im Arm.
    Jill streckte beide Arme nach ihm aus. „Okay, du kannst jetzt gehen. Ich kann meinen Sohn jetzt wieder selbst nehmen.“
    Die rote Nase und der leicht irre Ausdruck in ihren Augen machten ihm klar, dass es jetzt nicht klug wäre, ihr zu wiedersprechen. Er reichte ihr Ryan und stand auf. Doch bevor er auch nur zwei Schritte gemacht hatte, fing sein Sohn wieder an zu schreien. Es war kein hungriges Schreien, und Derrick war stolz auf sich, dass er so etwas inzwischen heraushören konnte. Es war ein langer, schriller Schrei, der Derrick durch Mark und Bein ging und ihn seine Zähne zusammenbeißen ließ. Ohne ein weiteres Wort drehte Jill sich um und gab ihm das Kind zurück. Sie ließ das Kinn auf die Brust fallen und fing diesmal richtig an zu weinen. Die Schultern hoben und senkten sich im Rhythmus ihrer mitleiderregenden Schluchzer. Ryan im einen Arm, legte er den anderen um Jills Schultern und zog sie an sich. Er ließ ihr keine Wahl, als ihren Kopf in seine Armbeuge zu betten, während er ihren Oberarm mit seinem Daumen streichelte. Es dauerte nicht lange, bis sie sich entspannte und er nur noch vereinzelte Schluchzer und ab und zu ein Schniefen hörte.
    Ryan wand sich in seinem Arm, doch sein Sohn musste gespürt haben, dass jetzt nicht der Moment war, schwierig zu sein, denn er beruhigte sich schnell wieder.
    „Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist“, sagte Jill, als sie sich wieder

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