Ploetzlich Vater
würde es gerne wiedergutmachen.“
„Ich bin heute nicht hergekommen, um über Thomas zu sprechen“, stellte Jill fest und versuchte, nicht die Fassung zu verlieren.
„Deine Wohnung ist zu klein, und die Lage ist ziemlich fragwürdig. Komm wieder mit uns nach New York. Wir besorgen dir ein nettes Appartement und eine Haushälterin. Dann hast du Zeit, um ein bisschen Spaß mit deinem Projekt zu haben.“
„Meinem Projekt?“
„Ja, diese kleine Zeitschrift, die du herausgibst.“
Als ihr Vater weiter seine Litanei abspulte, bemühte sich Jill, ja den Mund zu halten.
„Wenn wir dich und Ryan erst einmal gut untergebracht haben, wirst du zwar vielleicht anfangs schief angeschaut, vor allem wegen dieser lächerlichen Entscheidung, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Aber wenn die jungen Paare einmal gemerkt haben, dass du aus einem guten Elternhaus stammst …“
Lauras Gelächter schnitt ihrem Vater das Wort ab und beendete seine lächerliche Ansprache.
„Und was, wenn ich fragen darf, amüsiert dich daran so sehr?“, fragte ihr Vater ihre Schwester.
„Von guten Eltern? Soll das ein Scherz sein? Warum, glaubt ihr denn, ist Jill so weit weggezogen? Um so weit wie es nur irgendwie geht von uns dreien weg zu kommen“, platzte Laura heraus und beantwortete damit gleich ihre eigene Frage. „Ihr habt uns schon viel zu lange wie Marionetten behandelt.“ Sie sah zu Jill herüber. „Wusstest du, dass Mom und Dad Thomas so dringend in die Familie aufnehmen wollten, dass sie ihn mir andrehen wollten?“
* * *
Derrick sah, wie Jill tiefrot anlief, und er fühlte mit ihr.
„Doch das Schlimmste daran war“, fuhr Laura fort, „dass ich auch noch darauf reingefallen bin. Ich habe es einfach geschluckt. Sie haben mich sogar davon überzeugt, dass er dich am Altar verlassen hat, weil er Gefühle für mich hat.“
„Das reicht“, entschied ihr Vater. „Du hast zu viel getrunken und weißt nicht, was du da redest.“
„Du hingegen, Vater, hast jedenfalls noch nicht genug getrunken, du bist jedenfalls immer noch so steif und unnachgiebig wie eh und je. Aber die gute Nachricht ist“, wandte sich Laura an Jill und ignorierte den entsetzten Gesichtsausdruck ihres Vaters, „dass Thomas meine Avancen abgewehrt und mir sogar gesagt hat, dass es ein Riesenfehler gewesen sei, dich zu verlassen.“ Laura blickte sich suchend nach einem Kellner um. „Wo sind die denn alle? Ich geh an die Bar und hole mir einen Drink.“ Sie stand auf und marschierte in Richtung Bar davon, vor der Leute aller Altersstufen in gedämpftem Licht tanzten.
„Deine arme Schwester“, seufzte ihre Mutter, sobald Laura außer Hörweite war.
„Was meinst du damit?“
„Das ist doch offensichtlich, oder?“, schaltete sich ihr Vater ein. „Dank dir ist sie ein nervliches Wrack.“
„Kurz nachdem du ausgezogen bist“, fügte ihre Mutter hinzu, „ist sie streitlustig und aufsässig geworden.“
„Und das ist meine Schuld?“
„Natürlich“, zischte ihr Vater.
Derrick legte seine Hand auf Jills Schulter. Sie trug ein schwarzes, ärmelloses Kleid, und er strich mit seinem Daumen über ihre samtige Haut. Er war sich nicht sicher, ob ihr fassungsloser Gesichtsausdruck der Unverblümtheit ihrer Schwester galt oder der Tatsache, dass ihre Eltern ihren Exfreund mit ihrer Schwester verkuppeln wollten. Er wollte nichts lieber, als diesen sogenannten Aristokraten zu sagen, es zu vergessen, sich zu Jill hinüberzubeugen und an ihrem Hals zu knabbern. Aber um Jills willen behielt er seine Meinung und den Drang, an ihr zu knabbern, für sich.
Mrs Garrisons eiskalter Blick ruhte mit Todesverachtung auf seiner Hand, die auf der Schulter ihrer Tochter lag. „Erzählt mir noch einmal, wie ihr beiden euch kennengelernt habt“, forderte sie Jill und Derrick auf.
„Als Derrick auf dem College war“, begann Jill ganz sachlich, „hat er in einer Samenbank Sperma gespendet. Achtzehn Monate später hat er seine Meinung geändert und das Geld, das er dafür bekommen hat, zurückgeschickt. Er hat auch einen Brief dazu geschrieben, in dem er zu der Angelegenheit Stellung bezog und seine Ansichten darlegte.“
„Und was genau waren seine Ansichten?“, fragte ihr Vater.
Derrick hob die Hand und machte somit klar, dass er für sich selbst sprechen konnte. „Obwohl ich zu der Zeit dringend Geld brauchte“, sagte er, „habe ich gemerkt, dass es ein Problem für mich war, Kinder in die Welt zu setzen, ohne ein Teil ihres Lebens sein zu
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