Plötzlich verliebt (German Edition)
Megan, aber alle nennen mich nur Meg«, erklärte ich lächelnd und schüttelte die kleine verschwitzte Hand.
»Du bist zusammen mit deiner Chefin nach London gekommen, wie ich gehört habe«, sagte sie, spießte zwei Tortellini auf und schob sie sich in den Mund.
»Mit meiner Chefin?«, wiederholte ich irritiert.
»Ja, diese blonde Frau, die eine Vorliebe für Lavendel und Pink hat«, verriet Kelly. Ich musste nicht lange überlegen, wen sie damit meinte.
»Anabel? Wie kommst du darauf, dass sie meine Chefin ist?«, wollte ich wissen. Kelly sah bestürzt auf.
»Ach herrje, ist sie das etwa nicht?«
»Nein, ganz sicher nicht«, sagte ich lachend und fragte mich, wie sie auf diese absurde Idee kam.
»Komisch«, murmelte Kelly.
»Was ist komisch?«, hakte ich nach und schob mir ein Fisch-Nugget in den Mund.
»Heute Morgen hat sie im Pausenraum erzählt, dass sie deine Chefin sei und du nur hier wärst, um ihr zuzuarbeiten«, erklärte Kelly.
Mir fiel fast mein Nugget aus dem Mund. Was bildete sich diese dumme Kuh eigentlich ein?
»Das wäre mir neu. Anabel ist nicht meine Chefin. Ganz im Gegenteil, wir sind in New York gleichgestellte Kollegen«, klärte ich Kelly auf, die sichtlich bestürzt schien.
»Weshalb erzählt sie denn so etwas, wenn es nicht stimmt?« Ich zuckte mit den Schultern.
»Anabel will immer im Mittelpunkt stehen und dafür geht sie über Leichen«, verriet ich leise und zwinkerte Kelly verschwörerisch zu. Doch an ihrem entsetzten Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie mich anscheinend wörtlich nahm.
»Über Leichen?«, krächzte sie erschrocken und sah sich hektisch um, als erwarte sie, dass Anabel jeden Moment mit einem Fleischermesser auf sie stürzen würde.
»Was machst du hier bei BCRES?«, erkundigte ich mich um das Thema zu wechseln.
»Ich arbeite in der Personalabteilung«, informierte sie mich. Da ich nicht wusste, was ich noch fragen konnte, schob ich mir schnell zwei Kartoffelecken in den Mund. Ich fragte mich, wo Anabel steckte. Heute war doch auch ihr erster Arbeitstag, aber ich hatte sie den ganzen Vormittag nicht gesehen.
»Du weißt sicher, in welcher Abteilung meine Kollegin untergebracht worden ist, oder?«, erkundigte ich mich so beiläufig, wie möglich.
»Natürlich«, antwortete Kelly, schob ihren leeren Teller beiseite und zog die kleine Puddingschüssel zu sich, die mitten auf dem Tisch stand. »Sie wird in der Chefetage eingearbeitet, soviel ich mitbekommen habe.«
»In der Chefetage? Als was denn bitte?«, fragte ich neugierig nach.
»Als Sales Manager«, verkündete Kelly. Ich starrte sie fassungslos an. Anabel wurde also, wie ich, für den Immobilienhandel angelernt? Aber weshalb war sie in der Chefetage und nicht in meiner Abteilung?
Sofort erinnerte ich mich daran, was ich in meinem skurrilen Bewerbungsschreiben von mir gegeben hatte und verzog das Gesicht. Ich selbst hatte darin geschrieben, dass ich mit meiner Kollegin nicht sonderlich zurechtkam. Vielleicht war das der Grund, warum man sie von mir fernhielt?
Aber dass sie nun behauptete, sie sei meine Chefin und ich wäre nur hier, um ihr zuzuarbeiten, war der Gipfel der Frechheit.
Ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg. Nicht genug, dass ich Anabel jetzt auch in London ertragen musste und sie sogar meine Nachbarin war. Diesmal war sie eindeutig zu weit gegangen. Ich würde mir meine Kollegin bei der nächstbesten Gelegenheit zur Brust nehmen und ihr gehörig die Meinung sagen.
»Hätte ich dir das besser nicht erzählen sollen?«, hörte ich Kelly unsicher fragen. Ich sah auf.
»Nein, nein … das … es war gut, dass du es mir gesagt hast«, versicherte ich ihr.
»Dann bin ich ja beruhigt.« Zufrieden widmete sie sich wieder ihrem Pudding.
Nach meiner Mittagspause arbeitete ich weiter mit Harry Salt. Die ganze Theorie war zwar ziemlich langweilig, aber es musste sein.
Harry besserte meine Laune auf, indem er mir mitteilte, dass wir in der nächsten Woche einige luxuriöse Immobilien besichtigen würden und ich ihm dann vor Ort zeigen könnte, was ich gelernt hatte. Also biss ich die Zähne zusammen und prägte mir alles ein, was Harry mich lehrte.
Kurz vor Feierabend streckte Emma ihren Kopf zur Tür herein. Sie wollte sich erkundigen, wie mein erster Tag gelaufen war. Fast hätte ich ihr von Anabel und ihren unverschämten Behauptungen erzählt, behielt es dann aber lieber doch für mich.
Zum einen hatte ich es nicht persönlich mitbekommen und zum anderen wollte ich
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