Plötzlich verliebt (German Edition)
Autorität und Selbstbewusstsein aus, sobald man glücklich verliebt war, denn Anabel war richtig kleinlaut geworden und hatte sich sogar bei mir entschuldigt.
Sie zeigte reges Interesse an meinen Objekten, was ich jedoch nur als höfliche Geste abtat. Mehrmals am Tag erkundigte sie sich nach meinen Projekten. Jedes Mal, wenn ich ihr die Unterlagen mit den luxuriösen Villen vor die Nase hielt, die ich bearbeitete, seufzte sie entzückt.
Wenn sie nicht gerade so von oben herab tat, konnte man sich recht gut mit ihr unterhalten.
Molly war vor zwei Tagen zurück in die USA geflogen. Wir brauchten sie nicht zum Flughafen begleiten, weil Bob das übernommen hatte. Wie es schien, hatten die beiden sich ernsthaft ineinander verliebt, denn er wollte sie schon in ein paar Wochen in New York besuchen. Der Abschied war mir nicht leichtgefallen, weil Molly für mich wie ein Anker gewesen war, an dem ich mich immer festhalten konnte, wenn ich nicht weitergewusst hatte.
Was die Sache mit Anabel anging und dem Geheimnis, dass Sebastian daraus machte, so wusste ich immer noch nicht, worum es dabei ging. Natürlich ärgerte es mich, dass er mir nicht sagen konnte, was er bei ihr zu suchen hatte, aber momentan war ich zu glücklich, um böse auf ihn sein zu können.
Seit er mich gebeten hatte, ihm zu vertrauen, war er noch zwei weitere Male bei Anabel gewesen. Natürlich machte es mir zu schaffen, dass ich nicht wusste, was er dort tat, aber ich redete mir einfach ein, dass ich ihm vertrauen müsste. Was leichter gesagt, als getan war.
Es war Sonntagabend. Ich saß mit einem Glas Wein vor dem Fernseher und ließ mich von irgendeinem alten Robert De Niro Film berieseln, in dem er einen Boxer spielte. Ich hatte Sebastian seit Donnerstag nicht gesehen und vermisste ihn schrecklich.
Vor mir auf dem Tisch lagen einige Hefter mit Unterlagen, die ich noch einmal durchgegangen war, um für den morgigen Tag gut vorbereitet zu sein.
Wenn ich es schaffen würde, wenigstens zwei dieser Immobilien für die Firma an Land zu ziehen, wäre Harry mehr als zufrieden. Bei einem Objekt handelte es sich um eine wundervolle, große Villa, direkt an der Küste. Ein alternder Rockstar hatte dort einige Jahre mit seiner Familie gelebt und wollte sie nun verkaufen. Der Preis, den er dafür verlangte, war ein echtes Schnäppchen. Wenn es mir gelingen würde, diese Villa zu ergattern, wäre das ein wirklich gutes Geschäft für die Firma.
Vor Harrys Urlaub hatten wir lange zusammengesessen, hatten gerechnet und kalkuliert und uns schließlich das OK aus der Finanzabteilung geben lassen. Ich wusste also, wie hoch ich bei meinem Angebot gehen konnte und hatte mir alles fein säuberlich notiert. Den ganzen Abend hatte ich über den Unterlagen gesessen und die Daten und Fakten auswendig gelernt. Jetzt dröhnte mir der Kopf und es war kein Platz mehr für weitere Informationen.
Ich seufzte und nippte von meinem Glas. Mein Gott, wie ich Sebastian vermisste. Bei Ryan hatte ich dieses Gefühl nie so stark empfunden, aber bei Sebastian war es, als fehlte etwas, wenn er nicht bei mir war.
Das Wochenende ohne ihn zu verbringen war furchtbar gewesen. Ich konnte kaum abwarten, dass auch der Sonntag vorüber war, so dass ich mich wieder in die Arbeit stürzen und somit zwangsläufig an etwas anderes denken müsste.
Am Dienstag würden wir uns endlich wiedersehen. Ich konnte es kaum erwarten.
Als es an der Tür klingelte, sah ich stirnrunzelnd auf die Uhr. Es war bereits nach 22 Uhr. Wer mochte das um diese Zeit sein? Sofort dachte ich ängstlich an Ryan, doch ich beruhigte mich umgehend. Wie ich von Molly wusste, war auch er zurück in Amerika und es gab auch schon wieder eine neue Frau in seinem Leben.
Ich ging zur Tür und schob den Vorhang beiseite, so dass ich aus dem kleinen Fenster nach draußen blicken konnte.
»Anabel?« Ich öffnete die Tür und stand meiner Kollegin gegenüber, die kalkweiß war. »Was ist denn passiert?«, fragte ich besorgt und zog sie ins Wohnzimmer. Anabel setzte sich, legte ihr Handy auf den Tisch und seufzte laut.
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte sie mit dünner Stimme. Ich war entsetzt, die sonst so taffe junge Frau in diesem erbärmlichen Zustand zu sehen.
»Raus mit der Sprache, was ist los?«, forderte ich nun um einiges energischer, weil ich mir tatsächlich Sorgen machte. Sie fasste in die Tasche ihrer Jeans und zog einen gefalteten Zettel hervor, den sie mir reichte.
»Es ist mir wirklich
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