Ploetzlich verliebt
Ringen und uns geplant hatte.«
»Das ist wahrscheinlich das Einzige, was wir heute noch machen können«, sagte Luna müde.
»Und morgen erzählst du alles haarklein, okay? Ich stelle jetzt noch mal mein Zimmer auf den Kopf«, sagte Marli etwas matt.
»Vergesst aber nicht, die Erdkundelösungen auswendig zu lernen«, sagte ich zu Marli und Luna.
»Dass du ausgerechnet jetzt an Erdkundekram denken kannst! Tsk. Aber dein Wunsch ist uns Befehl. Night, night, sleep tight, donât let the bedbugs bite«, rief Marli.
»Bed ⦠wie bitte, was?«, fragte Luna, doch Marli winkte nur kurz und dann war ihr Videobild auch schon verschwunden.
»Bedbugs«, erklärte ich gähnend und lieà mich rückwärts auf mein Bett fallen. »Das sind Bettwanzen.«
»Aber was soll das bedeuten â¦Â«
»Ist doch egal!«, sagte ich abwesend, mich schon für die Achterbahnfahrt wappnend. »Gib mir mal meinen Ring! Die Vergangenheit wartet.«
6. Kapitel
W enn ich mich in der Vergangenheit umsehe, dann platze ich da immer irgendwo hinein und es ist, als würde ich unsichtbar im Raum herumschweben. Ich kann alles sehen und hören und riechen, aber niemand bekommt mit, dass ich da bin. Ich bin ja auch nicht wirklich da, es fühlt sich nur so an.
Und alles, was ich beobachte, ist schon längst geschehen, ohne dass ich irgendwie eingreifen könnte. Das allein finde ich unglaublich. Blöd nur, dass es nicht so einfach ist, eine sinnvolle Frage zu den Ringen zu stellen.
»Wann trug Elsa LeMarr die drei Ringe?«, versuchte ich es. Und prompt â nach einigen halsbrecherischen Zeitenzauber-Schaukeleien â sah ich unsere Ururoma mit ungefähr zwanzig â sie tanzte gerade Charleston oder so was in einem schwarzen, ziemlich kurzen Kleid. Sie trug Handschuhe bis zu den Ellbogen und über den Handschuhen drei silberne Ringe, die leider unseren gar nicht ähnlich sahen. AuÃerdem hatte sie eine völlig abgefahrene Kopfbedeckung mit Federn und Tüll auf. Sie warf die Beine in die Luft und hüpfte wie ein wild gewordenes Huhn auf der Tanzfläche herum.
»Ab wann gehörten Elsa LeMarr unsere drei Ringe?«, fragte ich als Nächstes. Ich sah sie in einer Art Labor, wobei ich sie nicht sofort erkannte. Denn sie war als Mann verkleidet, sie vermischte gerade farbige Flüssigkeiten miteinander und erhitzte sie mit dem Bunsenbrenner. Nicht gerade sehr aufschlussreich für das Ring-Problem, weil ich erneut eine viel zu vage Frage gestellt hatte. Mist. Dann kam mir eine Idee. Kurz nachdem ich wieder mit vollem Bewusstsein in meinem und Lunas Zimmer gelandet war â Luna lag mit dem Kopf auf der Laptoptastatur und ihr fielen gerade die Augen zu â, fragte ich laut und bestimmt: »Wann fing Elsa an, uns den Brief zu schreiben?«
Alles um mich herum wurde verschwommen, mein Körper wurde wieder starr und wenige Sekunden später â ⦠äh, viele Jahrzehnte früher stand ich plötzlich neben ihr in einem Schutzbunker. Der Zweite Weltkrieg, wusste ich sofort, an den hatte ich jetzt so gar nicht gedacht. Mein Gott. Es war fürchterlich stickig und heià da, der Boden bebte und es krachte und knallte überall um mich herum wie in Dolby Digital. Und Elsa LeMarr drückte zitternd ihren Sohn an sich. Gott sei Dank blieb ich nur wenige Sekunden. â Dort hatte Elsa angefangen, den Brief an uns zu schreiben?!
Ich weià nicht, ob es daran lag, dass ich die Fragen zu ungenau stellte oder ich einfach todmüde war. Jedenfalls erschien mir dieses Rumgeflitze in Elsas Leben ziemlich sinnlos. Andererseits war es auch wie ein Rausch. Mir wurde immer schwindliger, ich konnte kaum noch meine Augen offen halten und Luna schnarchte auf der Laptoptastatur auch schon leise vor sich hin. Aha. Endlich schnarchte sie auch mal und nicht immer nur ich.
Keine Chance, heute und hier noch etwas rauszufinden. Oder?
Da kam mir ein schrecklicher Gedanke: Ich überlegte, ob die Kraft der Ringe vielleicht nachlieÃ. Was dann?! Vor lauter Herzklopfen war ich wieder hellwach geworden und beschloss, etwas ganz Harmloses zu fragen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich eventuell in das Leben meiner Lieblingsstars gebeamt, ich hätte zum Beispiel zu gern mit eigenen Augen gesehen, ob Ariana Grande und Josh Hutcherson bei den MTV-Awards in der Garderobe wirklich miteinander geknutscht haben. Aber das ging nicht.
Die
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