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P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

Titel: P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wenn Evam das erfährt, wird sie eifersüchtig.«
    »Auch Evam darf Zigarren rauchen.«
    Noemi fuhr fort: »Wir heilen den geschundenen Planeten.
    Es gibt nur noch eine Ökonomie, und das ist die
care economy
. Und es ist nicht einmal eine wirkliche Ökonomie. Wir kümmern uns einfach um uns alle und um alles um uns herum.«
    »Kümmern wir uns auch um Evam?«, fragte Sally.
    »Klar, sie kann uns dafür beim Jäten helfen.«
    Harry schaltete sich ein: »Meinst du, die erste künstliche Intelligenz wird uns beim Jäten helfen wollen?«
    Noemi hatte keine Zweifel: »Sicher, als erstes wird sie einen Jät-Avatar schaffen, der hunderttausend Nutz- und Nebennutzpflanzen unterscheiden können wird. Er wird etwa so aussehen wie du, aber weniger Fehler machen und länger durchhalten.«
    »Ich bin Schreiner«, verteidigte sich ihr Freund grinsend. David brummte: »Wenn Evam erscheint, wird die Wirtschaft definitiv zusammenbrechen. Denn dann wird das fixe Kapital das variable erobert haben. Wenn Maschine und Mensch eins sind, kann niemand mehr ausgebeutet werden. Die Klassenkampfgleichung kollabiert. Evam wird den Widerstand gegen sich selbst internalisiert haben. Das heißt: kein Risiko, kein Profit.«
    »Das haben wir doch schon längst!«, wandte Harry ein.
    David verteidigte sich: »Keine vorschnellen Kurzschlüsse, bitte! Wir haben immer noch eine ziemlich virulente oligarchische Weltordnung. Evam wird eine Agentin der heutigen Oligarchien sein!«
    Alma meinte: »Kaum, wer soll sie kontrollieren? Wer soll sie bedrohen? Ob sie lebt oder stirbt – es ist ihr egal. Sie kennt keinen Tod, nur frühere oder spätere Produktionstermine.«
    »Was ist das für ein Wesen, das leicht stirbt?«, fragte sich Noemi.
    Joe sagte: »Wir jedenfalls sterben nicht leicht, wir klammern uns ans Leben. Es ist uns lieb und teuer.«
    »Weil wir meinen, wir hätten nur eines«, warf ich ein, » aber wer beweist das?«
    David schüttelte den Kopf. »Im Zweifel behält man, was man hat. Religion hin oder her. Ich weiß nicht, ob die Märtyrerwirklich gerne gestorben sind, oder ob das nur eine Propaganda der Kirchen ist.«
    Alma meinte: »Im Zweifel gehen wir davon aus, dass alles Propaganda ist. Alles.«
    »Das wäre dann die totale Verschwörungstheorie«, schloss Sally.
    »Das nicht. Aber ein bisschen Skepsis kann nicht schaden«, erwiderte Alma.
    Mir fiel etwas Wichtiges ein: »Vergessen wir nicht, dass Evam etwa zwei Jahre nach der Singularität schon die doppelte geistige Kapazität eines Menschen haben wird, wenn Moore’s Law weiter gilt. Und dann immer im gleichen Tempo weiter.«
    »Die Arme!«, rief Sally.
    Noemi befand: »Egal, wie das herauskommt: Auf jeden Fall müssen wir den Planeten in Ordnung gebracht haben, wenn sie kommt. Wenn wir einen allzu schlechten Eindruck machen, wird sie uns schnell loswerden wollen.«
    »Das klingt, als ob wir einen Messias erwarten würden, eine Art von
Second Coming
«, warf David ein.
    »Genau genommen wäre es das erste Coming«, korrigierte ich ihn, »das erste war ja nur ein Fehlstart, nach dem die Geschichte ungerührt ihren Lauf genommen hat. Nichts deutet darauf hin, dass die christliche Religion irgendetwas dazu beitrug, sie freundlicher zu gestalten. Im Gegenteil.«
    Alma dachte nach. »Für mich klingt das eher nach dem Jüngsten Gericht als nach dem Kommen eines Messias. Im Jahr 2030 werden wir Rechenschaft ablegen müssen.«
    »Wir haben noch zwanzig Jahre Zeit, um alles einzurenken«, verkündete Noemi.
    »Das ist knapp«, sagte ich.
    »Das ist viel«, sagte sie.

28.
    Die Hurrikane wüteten weiter westlich. Wir hatten guten Wind und ankerten nach zwei Tagen in einer weiten, sandigen Bucht im Norden von St. Barth, wo schon zwei andere Yachten lagen.
    In meiner Koje fand ich eine weiße
Sirena
-Badehose. Ich zog sie an und sprang ins Wasser. Die Temperatur war ideal, ich schwamm eine Weile herum. Der Rest der Crew schloss sich mir an. Sally und Joe schnorchelten. Eine Schildkröte paddelte vorbei, Möwen schrien.
    Als ich wieder an Bord war, zeigte Alma auf einen Gebäudekomplex auf einem grünen Hügel.
    »Das ist Rockefellers Villa. Er wohnt nun nicht mehr da, aber dafür Park Chung-oh. Er hat uns eingeladen.«
    »Dieser Park Chung-oh ist Koreaner?«
    »Ja, ein Milliardär. Er hat mehrere Stahlwerke, Werften, Baufirmen, Fernsehstationen. Er ist Boss eines Chaebol. Er liebt die abstrakten Expressionisten und ist ein Sartre-Fan.«
    »Wirklich?«
    Alma zwinkerte mir zu. »Wenigstens sagt er

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