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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bekannter Mediziner, Bleibner hätte nie an seiner Diagnose gezweifelt. Als ich hierher kam, verdächtigte ich Harper und Dr. Ames, aber bald stellte ich fest, dass nur der Arzt die Verbrechen ausgeführt haben konnte, und ich erfuhr von Harper, dass er von früher her mit dem jungen Bleibner bekannt gewesen sei. Ohne Zweifel hatte der Letztere zu irgendeiner Zeit ein Testament gemacht oder hatte sein Leben zu Gunsten des Arztes versichert. Der Arzt sah eine Chance, reich zu werden. Es war ihm ein Leichtes, Mr Bleibner die tödliche Krankheit einzureden. Dann erschoss sich der junge Mann, überwältigt von der entsetzlichen Diagnose, die ihm sein Freund gestellt hatte. Sein Onkel hatte noch kein Testament gemacht, er hatte es lediglich ins Auge gefasst. Sein Vermögen musste so auf den Neffen übergehen und von diesem auf den Doktor.«
    »Und Mr Schneider?«
    »Da lässt sich nichts Eindeutiges sagen. Auch er kannte den jungen Bleibner. Erinnern Sie sich? Vielleicht hatte er seine Vermutungen, oder aber der Doktor hoffte, ein weiterer grundloser Mord würde die Macht des Aberglaubens weiter stärken. Übrigens muss ich Ihnen eine interessante psychologische Tatsache erzählen, Hastings. Ein Mörder hat immer den starken Wunsch, seinen perfekten Mord zu wiederholen, mit der Zeit wird der Wunsch in ihm übermächtig. Daher auch meine große Angst um den jungen Willard. Die Gestalt Anubis’, die Sie heute Abend gesehen haben, war Hassan, der sich auf meinen Wunsch verkleidet hatte. Ich wollte sehen, ob ich den Doktor erschrecken könnte. Aber er war ein hartgesottener Kerl und ließ sich von solchen Erscheinungen nicht erschrecken. Es fiel mir auch auf, dass er von meinem Glauben an das Übersinnliche nicht ganz überzeugt war. Die kleine Komödie, die ich für ihn spielen ließ, täuschte ihn nicht. Ich vermutete, ich sei als sein nächstes Opfer ausersehen. Aber trotz der vermaledeiten Seereise, der schauerlichen Hitze und dem widerlichen Sand hat Poirots Köpfchen doch funktioniert!«
    Poirot hatte sich mit seiner Prophezeiung nicht geirrt. Einige Jahre zuvor hatte der junge Bleibner in trunkener Heiterkeit einen letzten Willen abgefasst, der mehr ein Ulk war:
     
    »Meine Zigarettendose, die er so bewundert, und a l les andere, was ich besitze, wenn ich sterbe – wah r scheinlich in der Hauptsache Schulden –, hinterlasse ich meinem guten Freund Robert Ames, der mich ei n mal vom Tode des Ertrinkens gerettet hat.«
     
    Die Affäre wurde so gut wie möglich vertuscht. Noch heute sprechen die Leute von der bemerkenswerten Serie von Todesfallen im Zusammenhang mit dem Grab von Men-her-Ra, der sich in erfolgreicher Weise an den Entweihern seines Grabes gerächt hatte. Ein Glaube, der, wie Poirot mir erklärte, im Widerspruch zu dem Glauben und Denken der Ägypter steht.

Der Juwelenraub im Grand Hotel
     
    » P oirot«, sagte ich, »ein Luftwechsel könnte Ihnen nicht schaden.«
    »Glauben Sie, mon ami?«
    »Ganz bestimmt.«
    »So so?«, sagte mein Freund lächelnd. »Sie haben also schon alles arrangiert?«
    »Sie kommen also mit?«
    »Wohin wollen Sie mich bringen?«
    »Nach Brighton. Ein Freund hat mich auf diese gute Idee gebracht. Und – im Augenblick habe ich so viel Geld, dass ich damit ein Feuerchen machen könnte, wie man so schön sagt. Ich glaube, ein Wochenende im Grand Metropolitan würde uns gut tun.«
    »Besten Dank, ich nehme an. Sie haben ein gutes Herz für einen alten Mann. Und das gute Herz wiegt am Ende sogar den Verstand auf. Selbst ich vergesse das von Zeit zu Zeit.«
    Ich fand diese Bemerkung zwar etwas deplatziert, denn ich bilde mir ein, Poirot neigt dazu, meine geistigen Fähigkeiten etwas zu unterschätzen, aber seine Freude war so sichtbar, dass ich meine kleine Verstimmung beiseite schob.
    »Also ausgemacht«, sagte ich schnell.
    Am Samstagabend saßen wir beim Dinner im Grand Metrop o litan inmitten froher Menschen. Alle Welt – vor allem schöne Frauen – schien in Brighton versammelt zu sein. Die Toiletten waren wunderbar, und die Juwelen – manchmal mehr zur Schau gestellt als mit Geschmack getragen – waren geradezu hinreißend.
    »Donnerwetter, das ist ein Anblick, was!«, murmelte Poirot. »Hier scheinen die ganzen Kriegsgewinnler zuhause zu sein, glauben Sie nicht auch, Hastings?«
    »Man sagt es«, antwortete ich.
    »Beim Anblick so herrlicher Juwelen kann ich nur bedauern, dass ich mein Hirn dazu verwende, die Verbrecher aufzuspüren; es wäre viel amüsanter, selbst

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