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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heftig. Sie bot einen ziemlich komischen Anblick; große Tränen bahnten sich Straßen in die dicke Puderschicht ihres Gesichtes. Mr Opalsen marschierte ärgerlich auf und ab. Die beiden Polizeibeamten standen im Zimmer, der eine hielt ein Notizbuch in der Hand. Ein Zimmermädchen mit blassem, erschrecktem Gesicht stand hilflos am Kamin, ihr gegenüber weinte eine Französin – anscheinend ein privates Mädchen von Mrs Opalsen. In dieses Tohuwabohu schritt Poirot, adrett und lächelnd.
    Mit einer für eine so korpulente Dame erstaunlichen Schnelligkeit sprang Mrs Opalsen sofort von ihrem Lehnstuhl hoch und rannte auf ihn zu.
    »Gott sei Dank! Er kann sagen, was er will, aber ich glaube an mein Glück. Das Schicksal wollte es, dass ich Sie heute Abend treffen sollte. Wenn Sie mir meine Perlen nicht wiederbeschaffen können, kann es niemand!«
    »Beruhigen Sie sich, ich bitte Sie, Madame.« Poirot tätschelte besänftigend ihre Hand. »Es wird schon alles werden. Hercule Poirot wird Ihnen helfen!«
    Mr Opalsen wandte sich an den Polizeiinspektor. »Sie haben doch nichts dagegen, dass ich… eh… diesen Herrn zuziehe, nicht wahr?«
    »Nein, Sir«, erwiderte der Mann höflich, aber uninteressiert. »Vielleicht fühlt sich die Dame jetzt in der Lage, uns die Ereignisse zu erzählen?«
    Mrs Opalsen sah Poirot hilflos an. Er führte sie zu ihrem Stuhl.
    »Setzen Sie sich, Madame, und erzählen Sie uns die Geschichte ganz ruhig.«
    Mrs Opalsen trocknete sich umständlich die Augen. »Ich kam nach dem Dinner herauf, um meine Perlen, die ich Mr Poirot zeigen wollte, zu holen. Das Zimmermädchen und Céléstine waren beide im Zimmer wie gewöhnlich…«
    »Entschuldigen Sie bitte, Madame, aber was meinen Sie mit wie g e wöhnlich?’«
    Mrs Opalsen erklärte es.
    »Ich habe angeordnet, dass niemand dieses Zimmer betreten darf, solange nicht meine Zofe Céléstine dabei ist. So macht das Zimmermädchen morgens das Zimmer nur in Anwesenheit Céléstines und kommt dann erst nach dem Dinner wieder, um die Betten unter derselben Bedingung abzudecken. Sonst kommt sie nie in diesen Raum.«
    »Wie ich sagte«, fuhr Mrs Opalsen fort, »ich kam herauf, ging an diese Schublade hier« – sie zeigte auf die oberste rechte Schublade des Frisiertisches –, »nahm meine Juwelenkassette und schloss sie auf. Alles war an seinem Platz, nur die Perlen fehlten!«
    Der Inspektor hatte eifrig Notizen gemacht. »Wann haben Sie die Perlen das letzte Mal gesehen?«, fragte er.
    »Sie waren noch da, als ich zum Dinner hinunterging.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ganz bestimmt. Ich war mir nicht schlüssig, was ich tragen sollte, aber schließlich entschied ich mich für die Smaragde und legte die Perlen in die Kassette zurück.«
    »Wer verschloss die Kassette?«
    »Ich. Ich trage den Schlüssel an einer Kette um meinen Hals.«
    Sie hielt den Schlüssel hoch, während sie sprach.
    Der Inspektor sah ihn an und zuckte die Schultern.
    »Offenbar hat der Dieb einen zweiten Schlüssel. Das ist gar nicht so schwierig; es ist ein ganz einfaches Schloss. Was taten Sie, nachdem Sie die Juwelenkassette abgeschlossen hatten?«
    »Ich stellte sie zurück in die oberste Schublade, wo sie immer steht.«
    »Die Schublade haben Sie nicht abgeschlossen?«
    »Nein, das tue ich nie. Meine Zofe bleibt im Zimmer, bis ich wieder heraufkomme.«
    Das Gesicht des Inspektors wurde ernster.
    »Die Juwelen waren also noch da, als Sie zum Essen hinuntergingen. Und die Zofe verließ das Zimmer von diesem Zeitpunkt ab nicht mehr?«
    Ganz plötzlich stieß Céléstine einen leichten Schrei aus, als begriffe sie jetzt erst ihre schreckliche Lage, klammerte sich an Poirot und überschüttete ihn mit unzusammenhängenden französischen Worten.
    Was für infame Andeutungen! Man verdächtige sie, Madame bestohlen zu haben! Man wisse ja, dass die Polizei unerhört dumm sei! Aber Monsieur, als Franzose …!
    »Belgier«, warf Poirot ein, ohne dass Céléstine diesem Einwand Beachtung schenkte.
    Monsieur würde doch nicht zusehen, wie man sie zu Unrecht beschuldigte. Warum beschäftigte man sich nicht mit dem Zimmermädchen? Sie hätte sie nie leiden können – dieses freche, rotbackige Ding –, eine geborene Diebin. Von Anfang an habe sie gewusst, dass dieses Mädchen nicht ehrlich sei. Und wie sie sie immer beim Zimmermachen beobachtet habe. Warum durchsuchten diese Idioten von Polizeibeamten das junge Ding nicht! Sie würde sich wundern, wenn sich Madames Perlen nicht bei diesem

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