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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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trocken. »Der Premierminister hat England nie verlassen. Er wurde schon auf dem Weg von Windsor nach London entführt.«
    »Wie?«
    »Ich werde Ihnen alles erklären. Der Premierminister saß in seinem Auto, neben ihm sein Sekretär. Plötzlich wird ihm ein chloroformiertes Tuch vor das Gesicht gehalten…«
    »Aber von wem?«
    »Von dem klugen, sprachgewandten Captain Daniels. Als der Premierminister bewusstlos ist, nimmt Daniels das Sprechrohr und weist O’Murphy an, die nächste Abzweigung nach rechts zu nehmen. Der völlig ahnungslose Chauffeur tut das auch. Auf diesem unbefahrenen Weg steht ein großes Auto, das anscheinend eine Panne hat. Sein Fahrer macht O’Murphy Zeichen, anzuhalten. Es fängt schon an zu dämmern. O’Murphy fährt ganz langsam. Der Fremde kommt näher. Daniels lehnt sich zum Fenster hinaus. Und nun wird – wahrscheinlich mithilfe eines schnell wirkenden Betäubungsmittels – zum Beispiel Äthylchlorid – der Chloroformtrick wiederholt. Wenige Minuten später werden die bewusstlosen Männer aus dem Wagen gezerrt und in den anderen Wagen gebracht. Zwei andere Männer nehmen ihre Plätze ein.«
    »Unmöglich!«
    »Pas du tout! Haben Sie noch nie in einer Musikhalle einen Imitator gesehen, der berühmte Leute nachmacht? Der Premierminister von England ist viel leichter zu imitieren als, sagen wir mal Mr John Smith aus Clapham. Niemand beachtete O’Murphys Double, und zum Zeitpunkt der Abfahrt des Premierministers hatte es sich schon verdrückt. Er fährt geradewegs von Charing-Cross zu dem Treffpunkt seiner Freunde. Er geht als O’Murphy hinein und kommt als anderer Mensch wieder heraus. O’Murphy ist verschwunden und lässt eine ausgesprochen Verdacht erregende Spur zurück.«
    »Aber der Mann, der den Premierminister zu spielen hatte, musste doch von jedermann gesehen werden!«
    »Von niemand, der ihn genauer kannte. Daniels schützte ihn so gut wie möglich vor jedem Kontakt. Außerdem war ja sein Gesicht verbunden, alle ungewöhnlichen Reaktionen hätte man notfalls dem Schock zugeschrieben, den er durch den Mordversuch erlitten hatte. Außerdem schont Mr McAdam vor großen Ansprachen seine Stimme. Bis Frankreich ließ sich dieses Täuschungsmanöver ganz einfach durchführen. Dort wurde es allerdings undurchführbar – also lässt man den Premierminister verschwinden. Überstürzt fahren englische Polizeibeamte nach Frankreich, und niemand nimmt sich die Mühe, die Details der ersten Attacke genauer nachzuprüfen. Um das Märchen der Entführung in Frankreich glaubhafter zu machen, wird Daniels fachgemäß geknebelt und betäubt.«
    »Und der Mann, der die Rolle des Premierministers gespielt hat?«
    »Entledigt sich seiner Verkleidung. Er und der falsche Chauffeur konnten in Verdacht geraten und verhaftet werden, aber niemand weiß, was für eine Rolle die beiden gespielt haben, und wahrscheinlich hätte man sie sehr bald aus Mangel an Beweisen wieder entlassen.«
    »Und der wirkliche Premierminister?«
    »Er und O’Murphy wurden geradewegs von ›Mrs Everard‹, der so genannten ›Tante‹ von Daniels nach Hampstead gefahren. In Wirklichkeit ist diese Dame eine Frau Bertha Ebenthal, die von der Polizei schon eine geraume Zeit gesucht wird. Es ist ein recht wertvolles kleines Geschenk, das ich da der Polizei gemacht habe – von Daniels gar nicht zu reden! Oh, es war ein sehr kluger Plan, aber der sprachbegabte Mann hat nicht mit der Klugheit von Hercule Poirot gerechnet!«
    Diesmal verzieh ich meinem Freund seine Anwandlung von Eitelkeit. Ich fragte: »Wann fingen Sie an, der Sache auf den Grund zu kommen?«
    »Als ich anfing, richtig zu arbeiten – als ich anfing nachzudenken! Ich konnte mit diesem Mordanschlag nichts anfangen – erst als ich mir klar machte, dass das einzige Ergebnis des Mordversuchs die Tatsache war, dass der Premierminister mit verbundenem Gesicht nach Frankreich fahren musste, da begann ich zu begreifen! Und als ich von allen Landkrankenhäusern zwischen Windsor und London bestätigt bekam, dass niemand, auf den meine Beschreibung passte, an diesem Morgen das Gesicht verbunden bekommen hatte – da war ich sicher! Alles Weitere war für mich nur noch ein Kinderspiel!«
    Am nächsten Morgen zeigte mir Poirot ein Telegramm, das er gerade erhalten hatte. Es hatte keinen Absender und trug keine Unterschrift. Es lautete:
     
    Rechtzeitig.
     
    Noch am selben Tag brachten die Abendzeitungen einen Bericht von der Konferenz. Sie erwähnten besonders die große

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