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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aufbewahrt. Der Kauf von Schmuckstücken war in den letzten Jahren eine Passion ihres Mannes geworden. Kaum ein Monat verging, ohne dass er ihr nicht einen seltenen und kostbaren Stein geschenkt hätte.«
    »Wirklich ein schöner Zug von ihm«, sagte Poirot.
    »Jetzt, wie steht’s mit Löwen? Weiß man, welche Art Geschäft er mit Davenheim an diesem Abend besprechen wollte?«
    »Ja, anscheinend standen die zwei Männer nicht auf bestem Fuß. Lowen ist ein ganz kleiner Spekulant. Trotzdem hat er ein- oder zweimal Davenheim auf der Börse ein Geschäft abgejagt. Sonst trafen sie sich offenbar selten. Der Anlass dieser letzten Verabredung war eine Sache mit südamerikanischen Aktien.«
    »Hatte Davenheim Interessen in Südamerika?«
    »Ich glaube, Mrs Davenheim erwähnte unter anderem, ihr Mann habe den ganzen letzten Herbst in Buenos Aires verbracht.«
    »Gab es familiäre Schwierigkeiten? Stand das Ehepaar gut miteinander?«
    »Ich würde sagen, das häusliche Leben der Davenheims verlief ganz friedlich. Mrs Davenheim ist eine nette, aber nicht sehr intelligente Frau. Ganz unbedeutend, würde ich sagen.«
    »Dann hat es wenig Sinn, die Lösung des Rätsels auf diesem Sektor zu suchen. Hatte er irgendwelche Feinde?«
    »In Finanzkreisen hatte er viele Rivalen, und sicher gibt es eine Menge Leute, die ihm nicht gut gesonnen sind. Aber dass ein Widersacher ihn umgebracht haben sollte, ist wenig wahrscheinlich, und wenn – wo ist die Leiche?«
    »Wie Hastings sagt, haben Leichen die Angewohnheit, mit unerfreulicher Hartnäckigkeit wieder ans Tageslicht zu kommen.«
    »Übrigens sagte einer der Gärtner aus, er hätte eine Gestalt an der einen Seite des Hauses dem Rosengarten zugehen sehen. Mr Davenheim betrat und verließ das Haus häufig auf diesem Weg. Aber der Gärtner arbeitete ziemlich weit entfernt an einem Gurkenbeet und kann deshalb nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es Mr Davenheim war oder nicht. Auch über den Zeitpunkt ist er sich nicht sicher. Es muss aber vor sechs Uhr gewesen sein, da die Gärtner um sechs Uhr Schluss machen.«
    »Und wann verließ Mr Davenheim das Haus?«
    »Ungefähr um halb sechs Uhr.«
    »Was liegt hinter dem Rosengarten?«
    »Ein See.«
    »Mit einem Badehaus?«
    »Ja, dort werden einige Boote aufbewahrt. Ich vermute, Sie denken an Selbstmord? Nun, daran hat Miller auch schon gedacht. Er wird morgen den See absuchen lassen. Sie sehen, ein kluger Mann!«
    Poirot lächelte schwach und drehte sich zu mir um. »Hastings, wollen Sie mir bitte die Daily Megaphone hergeben. Wenn ich mich recht erinnere, ist darin eine ungewöhnlich gute Fotografie von dem verschwundenen Bankier.«
    Ich stand auf und gab ihm die Zeitung. Poirot studierte die Gesichtszüge sehr aufmerksam.
    »Hm!«, murmelte er. »Trägt die Haare ziemlich lang und gewellt, vollen Schnurrbart und spitzen Bart, buschige Augenbrauen. Dunkle Augen?«
    »Ja.«
    »Haar und Bart werden schon grau?«
    Der Detektiv nickte.
    »Nun, Monsieur Poirot, was sagen Sie zu dem Ganzen? Klarer Fall, was?«
    »Im Gegenteil, äußerst unklar.«
    Japp sah sehr vergnügt aus.
    »Was mir große Hoffnungen macht«, fuhr Poirot fort.
    »Wie!«
    »Ich finde es ganz gut, wenn ein Fall nicht von vornherein zu eindeutig ist. Ich werde sonst zu leicht misstrauisch! Meistens steckt irgendwas dahinter.«
    Japp schüttelte beinahe mitleidig den Kopf. »Nun, jeder nach seinem Geschmack. Mir ist es lieber, ich sehe die Dinge klar vor mir.«
    »Ich sehe nichts«, murmelte Poirot. »Ich mache die Augen zu – ich denke.«
    »Gut! Sie haben eine volle Woche Zeit, um nachzudenken.«
    »Und Sie werden mich ständig auf dem Laufenden halten und mir jede Kleinigkeit mitteilen – zum Beispiel die Resultate der Maßnahmen dieses hart arbeitenden und luchsäugigen Inspektors Miller?«
    »Ganz bestimmt. Ich habe es Ihnen ja versprochen.«
     
    »Es ist einfach ein Jammer«, sagte Japp zu mir, als ich ihn zur Tür begleitete. »Manchmal ist er wie ein Kind!«
    So sehr ich mich auch wehrte, ich musste ihm mit einem Lächeln zustimmen, und ich lächelte immer noch, als ich wieder ins Zimmer trat.
    »Eh bien!«, sagte Poirot sofort. »Ihr habt euch über Papa Poirot lustig gemacht, nicht wahr?« Er drohte mir mit dem Finger. »Sie haben kein Vertrauen zu den kleinen grauen Gehirnzellen? Fangen wir doch mal an, uns dieses kleine Problem durch den Kopf gehen zu lassen – so unvollständig die Dinge auch scheinen –, aber es zeigen sich doch immerhin schon ein oder zwei

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