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Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sonderbar, dass Lowen keinen besseren Weg gefunden hat, den Ring loszuwerden.«
    Poirot zuckte die Schultern. »Gut, aber wäre er in der näheren Nachbarschaft gefunden worden, hätte man annehmen können, er sei von Davenheim selbst weggeworfen worden.«
    »Aber wozu den Ring überhaupt wegwerfen?«, rief ich aus.
    »Dafür gibt es schon eine Erklärung«, sagte Japp. »Wissen Sie, jenseits des Sees führt ein kleines Tor zum Hügel, und nach drei Minuten kommen Sie – was glauben Sie? – in eine Leimbrennerei.«
    »Großer Gott!«, rief ich aus. »Wollen Sie damit sagen, dass der Leim zwar den Körper zerstört, aber nicht das Metall des Ringes?«
    »Gerade das wollte ich sagen.«
    »Mir scheint«, sagte ich, »das erklärt alles. Welch fürchterliches Verbrechen!«
    Wie im gegenseitigen Einverständnis drehten wir uns beide zu Poirot um. Er stand gedankenverloren mit gefurchter Stirn und schien von einer großen, geistigen Anstrengung in Anspruch genommen. Sein Intellekt arbeitete intensiv. Zu welchem Ergebnis würde er kommen? Wir wurden nicht lange im Zweifel gelassen. Seine Spannung ließ nach, er drehte sich mit einem Seufzer zu Japp um und fragte:
    »Wissen Sie, Inspektor, ob Mr und Mrs Davenheim ein gemeinsames Schlafzimmer haben?«
    Diese Frage schien so ausgefallen, dass wir ihn einen Augenblick verdutzt anstarrten. Dann fing Japp an zu lachen. »Guter Gott, Monsieur Poirot«, sagte er. »Ich dachte, jetzt kämen Sie mit etwas Besonderem. Aber Ihre Frage – die kann ich leider nicht beantworten.«
    »Aber Sie können es feststellen?«, fragte Poirot mit großer Eindringlichkeit.
    »Oh, gewiss – wenn es Ihnen wirklich wichtig erscheint.«
    » Merci, mon ami. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es nicht vergessen würden.«
    Japp sah ihn noch eine Weile verwundert an, aber Poirot schien uns beide vergessen zu haben. Der Detektiv schüttelte traurig seinen Kopf und murmelte: »Armer, alter Bursche! Der Krieg war doch zu viel für ihn!« Dann ging er leise aus dem Zimmer.
    Da Poirot noch immer in seinen Tagtraum versunken schien, nahm ich mir ein Blatt Papier und machte mir Notizen. Die Stimme meines Freundes unterbrach meine Tätigkeit. Er schien aus seinem Traum erwacht und sah munter und wachsam aus.
    »Que faites vous là, mon ami?«
    »Ich habe einige Punkte aufgeschrieben, die mir in dieser Sache wichtig vorkommen.«
    »Endlich werden Sie methodisch!«, sagte Poirot anerkennend.
    Ich verbarg meine Freude. »Soll ich es Ihnen vorlesen?«
    »Auf jeden Fall.«
    Ich räusperte mich.
    »Erstens: Alle Punkte weisen darauf hin, dass Lowen den Safe erbrochen hat.
    Zweitens: Er hegte einen Groll gegen Davenheim.
    Drittens: Seine erste Aussage, dass er das Arbeitszimmer nicht verlassen habe, war eine Lüge.
    Viertens: Wenn die Geschichte von Bill Kellett stimmt, ist Lowen ohne Zweifel belastet.«
    Ich machte eine Pause. »Nun?«, fragte ich, denn ich dachte, dass ich meinen Finger auf alle wichtigen Punkte gelegt hatte.
    Poirot sah mich bedauernd an und schüttelte seinen Kopf sehr vorsichtig. » Mon pauvre ami! Das kommt eben daher, dass Sie so gar kein Talent haben! Die wichtigsten Details werden Sie nie erfassen! Und mit Ihrer Logik stimmt es auch nicht.«
    »Wie?«
    »Lassen Sie mich eben Ihre vier Punkte durchgehen.
    Erstens: Mr Lowen konnte nämlich nicht wissen, dass er durch die unerwartete Abwesenheit Mr Davenheims Gelegenheit haben würde, den Safe aufzubrechen. Er kam zu einer Geschäftsbesprechung und rechnete niemals damit, im Arbeitszimmer allein zu sein.«
    »Er könnte doch vielleicht die Gelegenheit wahrgenommen haben«, sagte ich.
    »Und das Werkzeug? Geschäftsleute aus der City tragen nicht aufs Geratewohl Einbrecherwerkzeuge mit sich. Man konnte den Safe doch nicht mit einem Taschenmesser aufbrechen, bien entendu!«
    »Gut, wie steht es mit Nummer zwei?«
    »Sie sagen, Lowen hegte einen Groll gegen Mr Davenheim. In Wahrheit hat Lowen jedoch Mr Davenheim ein- oder zweimal hereingelegt. Wahrscheinlich hoffte Davenheim, selbst kräftig an diesen Transaktionen zu verdienen. Aber wie dem auch sei, man hegt keinen Groll gegen jemand, den man hereingelegt hat, eher umgekehrt. Wenn jemand einen Groll gehegt hätte, wäre es doch wohl Mr Davenheim gewesen.«
    »Gut. Sie können aber nicht leugnen, dass seine Aussage, er hätte das Arbeitszimmer nicht verlassen, gelogen war!«
    »Nein, aber er konnte Angst gehabt haben. Erinnern Sie sich, dass gerade Kleider des vermissten Mannes im See

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