Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Poirot Rechnet ab

Poirot Rechnet ab

Titel: Poirot Rechnet ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
interessante Ansatzpunkte.«
    »Der See!«, sagte ich anzüglich.
    »Noch mehr das Badehaus!«
    Ich schaute Poirot von der Seite her an. Er lächelte in seiner undurchsichtigen Art. Ich fühlte, im Augenblick hatte es keinen Zweck, ihm weitere Fragen zu stellen.
    Von Japp hörten wir nichts mehr bis zum nächsten Abend um neun Uhr, als er uns besuchte. Ich sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er beinahe vor lauter Neuigkeiten platzte.
    »Eh bien, mein Freund«, bemerkte Poirot. »Geht alles gut? Aber erzählen Sie mir nur nicht, Sie hätten Mr Davenheims Leiche in dem kleinen See gefunden, das würde ich Ihnen einfach nicht glauben.«
    »Seine Leiche haben wir nicht gefunden, wohl aber seine Kleider – genau die Kleider, die er an dem fraglichen Tag trug. Was sagen Sie dazu?«
    »Fehlen im Haus irgendwelche anderen Kleider?«
    »Nein, der Diener ist ganz sicher. Alle anderen Kleider sind da. Aber das ist nicht alles. Wir haben Lowen verhaftet. Eines der Hausmädchen, zu dessen Pflichten es gehört, die Fenster des Schlafzimmers zu schließen, erklärte, sie hätte Lowen durch den Rosengarten auf das Arbeitszimmer zugehen sehen, ungefähr ein Viertel nach sechs. Das wäre zehn Minuten, bevor er das Haus verließ.«
    »Was sagte er denn selbst dazu?«
    »Zuerst leugnete er, das Arbeitszimmer überhaupt verlassen zu haben. Aber als das Mädchen auf seiner Aussage bestand, fiel ihm plötzlich ein, dass ihm eine ungewöhnliche Rosenart aufgefallen war und er schnell aus dem Fenster sprang, um sie sich anzusehen. Eine ziemlich schwache Geschichte! Außerdem haben wir noch einen Belastungspunkt gegen ihn gefunden. Mr Davenheim trug immer einen dicken goldenen Ring mit einem gefassten Diamanten am kleinen Finger der rechten Hand. Nun, dieser Ring wurde Samstagnacht in London von einem Mann namens Billy Kellett versetzt! Er ist der Polizei gut bekannt – hat gerade drei Monate abgesessen, weil er einem alten Herrn die Uhr gestohlen hatte. Allem Anschein nach versuchte er erfolglos, in drei verschiedenen Geschäften den Ring loszuwerden, bis es ihm endlich gelang. Über diesen Erfolg erfreut, begoss er sich ordentlich die Nase, griff einen Polizisten tätlich an und wurde natürlich festgenommen.
    Ich ging mit Miller nach Bow Street ins Gefängnis. Dort ist er natürlich schlagartig nüchtern geworden! Ich gebe zu, wir haben ihm arg zugesetzt. Wir haben ihm mit der Andeutung, dass er wegen Mordes angeklagt werden würde, panische Angst eingejagt. Danach erzählte er uns folgende reichlich sonderbare Geschichte:
    Am Samstag war er auf dem Rennen in Entfield – ich möchte zwar behaupten, dass Schlipsnadeln für ihn interessanter sind als der Totalisator. Jedenfalls hatte er einen schlechten Tag. Er ging zu Fuß den Weg nach Chinnside und setzte sich in einen Graben, um sich auszuruhen. Wenige Minuten später bemerkte er einen Mann, der auf diesem Weg ins Dorf ging. ›Ein dunkelhäutiger Herr mit einem großen Schnurrbart, so ein Wichtiger aus der City‹, das ist seine Beschreibung des Mannes.
    Halb verborgen hinter einem Steinhaufen, konnte Kellett vom Weg aus kaum gesehen werden. Als der Mann auf gleicher Höhe mit ihm war, sah er sich verstohlen um, und nachdem weit und breit niemand zu sehen war, fasste er in seine Tasche, zog einen kleinen Gegenstand heraus und warf ihn ins Gebüsch. Dann ging er in Richtung Bahnhof weiter. Der Gegenstand war mit einem leichten ›Klick‹ auf den Boden gefallen, und Kellett, der das Ganze beobachtet hatte, fand ihn schon nach kurzem Suchen. Es war der Ring! Lowen bestreitet allerdings heftig, dass er der Mann war. Natürlich ist die Aussage eines Mannes wie Kellert nicht übermäßig glaubwürdig. Es ist ja immerhin möglich, dass er Davenheim auf der Wiese traf, ihn beraubte und ermordete.« Poirot schüttelte den Kopf.
    »Sehr unwahrscheinlich, mon ami. Er hatte ja keine Möglichkeit, die Leiche loszuwerden. Die wäre in diesem Fall bis jetzt sicher gefunden worden. Zweitens spricht die Sorglosigkeit, mit der er den Ring versetzt hat, nicht gerade für einen Mord. Drittens ist Ihr Taschendieb wohl kein Mörder. Viertens wäre es doch zu viel Zufall, dass er eine solch genaue Beschreibung von Lowen geben kann. Der doch schon seit Samstag im Gefängnis sitzt.«
    Japp nickte. »Ich will nicht abstreiten, dass Sie vielleicht Recht haben, aber trotzdem werden Sie kein Gericht dazu bringen, auf die Aussagen eines Galgenvogels großen Wert zu legen. Mir erscheint es jedenfalls sehr

Weitere Kostenlose Bücher