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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ungewöhnlicher. Denn, sehen Sie, Ha s tings, obwohl die Schachtel selbst rosafarben war, war der Deckel blau. Zwar sieht man oft eine blaue Schleife auf einer rosa Schachtel oder umgekehrt, aber dass Schachtel und Deckel ve r schiedene Farben haben – nein, wirklich – ç a ne se voit jamais!
    Ich wusste nicht, was dieses belanglose Detail mir nü t zen sollte, doch ich war entschlossen, es näher zu unte r suchen, weil es aus dem Rahmen fiel. Ich klinge l te nach François und fragte ihn, ob Déroulard gern Süßigkeiten gegessen hätte. Ein wehmütiges L ä cheln erschien auf seinem Gesicht.
    ›Er aß sie sogar für sein Leben gern und hatte immer eine Schachtel Pralinen im Haus. Wissen Sie, er trank keinen Wein oder so was.‹
    ›Und doch ist diese Schachtel noch voll?‹ Ich nahm den Deckel ab und zeigte sie ihm.
    ›Pardon, Monsieur, aber das war eine neue Schac h tel. Sie wurde am Tag seines Todes gekauft, da die alte fast leer war.‹
    ›Dann hat er also an dem Tag, an dem er starb, die let z ten Pralinen aus der anderen Schachtel gege s sen?‹
    ›Ja, Monsieur, sie war leer, als ich sie am nächsten Mo r gen fand, und da warf ich sie weg.‹
    ›Hat Monsieur Déroulard zu jeder Tageszeit Süßigke i ten gege s sen?‹
    ›Gewöhnlich nach dem Abendessen, Monsieur.‹
    Ich sah allmählich klarer.
    ›François‹, sagte ich, ›können Sie schweigen?‹
    ›Wenn es nötig ist, Monsieur.‹
    ›Bon. Dann will ich Ihnen anvertrauen, dass ich Krim i nalbeamter bin. Glauben Sie, dass Sie die andere Schac h tel noch finden können?‹
    ›Aber gewiss, Monsieur. Sie liegt im Mülleimer.‹
    Er verschwand und kehrte ein paar Minuten später mit der staubbedeckten Schachtel zurück, einem Du p likat derjenigen, die ich in der Hand hielt. Nur war die andere Schachtel blau und der Deckel rosa. Ich b e dankte mich bei François, erinnerte ihn noch einmal daran, dass er schweigen müsse, und verließ dann unau f fällig das Haus in der Avenue Louise.
    Ich suchte den Arzt auf, der zu Déroulard gerufen wo r den war. Er machte es mir schwer, denn er ve r schanzte sich hinter einer Mauer gelehrter Phrasen. Ich spürte j e doch, dass er im Hinblick auf diesen Fall nicht ganz so sicher war, wie er es gern gewesen w ä re.
    ›So etwas kommt häufig vor‹, stellte er fest, nachdem es mir gelu n gen war, ihn ein bisschen hinter seiner Mauer hervorzulocken. ›Ein plötzlicher Wutanfall, eine heftige Gemütsbewegung – nach einem schweren E s sen, c’est entendu –, der Zorn treibt das Blut in den Kopf und schon ist es passiert.‹
    ›Aber Déroulard hatte sich nicht aufgeregt.‹
    ›Nein? Ich habe gehört, dass er eine stürmische Ause i nanderse t zung mit Saint Alard hatte.‹
    ›Warum sollte er?‹
    ›C’est evident.‹ Der Arzt zuckte mit den Schultern. ›Ist Saint Alard nicht Katholik, einer von der fanatischen So r te? Ihre Freundschaft zerbrach an diesem Streit zwischen Kirche und Staat. Kein Tag ve r ging ohne Diskussionen. In Saint Alards Augen war Déroulard bein a he so etwas wie der Antichrist.‹
    Das kam überraschend und gab mir viel Stoff zum Nachdenken.
    ›Noch eine Frage, Doktor. Wäre es möglich, eine tödl i che Dosis Gift in eine Praline zu praktizieren?‹
    ›Ich glaube schon‹, antwortete der Arzt bedächtig. ›Re i ne Bla u säure wäre am besten geeignet, wenn sie nicht verdunsten kann. Ein winziges Quantum eines jeden b e liebigen Giftes könnte unbemerkt g e schluckt werden, aber diese Theorie kommt mir höchst unwah r scheinlich vor. Eine mit Morphium oder Strychnin g e füllte Praline …‹ Er verzog das Gesicht. ›Sie verstehen, Monsieur Po i rot, ein Bissen würde genügen. Ein ahnungsloser Mensch wü r de vorher ja nicht vorsichtig kosten.‹
    ›Besten Dank, Monsieur.‹
    Ich ging. Als Nächstes nahm ich mir die Apotheken vor, besonders die in der näheren Umgebung der Av e nue Louise. Es ist eine gute Sache, zur Polizei zu g e hören. Ich bekam die Information, die ich brauchte, ganz ohne Schwierigkeiten. Nur eine Apotheke hatte, wie ich erfuhr, eine giftige Substanz in das betreffende Haus geliefert, und zwar Augentropfen aus Atropinsu l fat für Madame Déroulard. Atropin ist ein hochwirks a mes Gift und im ersten Moment glaubte ich mich am Ziel, aber die Sy m ptome einer Atropinvergiftung sind jenen einer Fleisc h vergiftung zu ähnlich und ganz a n ders als die, die ich zu unte r suchen hatte. Außerdem bekam Madame Déroulard das Medikament schon seit vielen Jahren,

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