Poirots erste Fälle
Gesundheitszustand bestät i gen.
Unten wartete ein großer Rolls-Royce auf uns, und während wir durch die Dunkelheit rollten, bedrängte ich Poirot mit Fragen.
»Was um alles in der Welt können die um diese Uh r zeit von uns wollen?«, verlangte ich zu wissen. Es war nach elf.
Poirot schüttelte den Kopf. »Ohne Zweifel etwas von höchster Dringlichkeit.«
»Ich erinnere mich«, sagte ich, »dass Ralph Curtis, wie er damals hieß, vor einigen Jahren in einen recht unsch ö nen Skandal verwickelt war – es ging um Aktienbetrüg e reien, wenn ich mich recht entsinne. Am E n de wurde er vollständig entlastet, aber vielleicht ist etwas Äh n liches wieder aufgekommen?«
»Dann würde er wohl kaum mitten in der Nacht nach mir sch i cken, mein Freund.«
Ich musste ihm recht geben, und den Rest der Fahrt verbrac h ten wir schweigend. Sobald wir London hinter uns gelassen ha t ten, stürmte der motorstarke Wagen eilig dahin, und in etwas weniger als einer Stunde w a ren wir in Sharples.
Ein Butler mit priesterlichem Gehabe führte uns unve r züglich in ein kleines Arbeitszimmer, in dem Lord All o way auf uns wart e te. Er sprang auf, um uns in Empfang zu nehmen, ein groß gewachsener, schla n ker Mann, der vor Kraft und Vitalität zu stro t zen schien.
»Monsieur Poirot, ich bin froh, Sie zu sehen. Dies ist das zweite Mal, dass die Regierung Ihre Dienste einfo r dert. Ich weiß noch sehr gut, was Sie im Krieg für uns getan haben, als der Premierminister auf diese ungewöh n liche Weise entführt worden war. Ihre meisterhaften G e dankenschlüsse – und, wie ich hinzufügen möchte, Ihre Diskretion – haben uns gerettet.«
In Poirots Augen leuchtete ein kleines Funkeln auf.
»Darf ich dem entnehmen, Mylord, dass auch dies ein Fall für… Diskretion ist?«
»Unbedingt. Sir Harry und ich – oh, darf ich vorste l len: Admiral Sir Harry Weardale, unser Erster Seelord, Mo n sieur Poirot und… warten Sie, Captain…«
»Hastings«, half ich ihm aus.
»Ich habe viel von Ihnen gehört, Monsieur Poirot«, sa g te Sir Harry, als die beiden sich die Hand gaben. »Die Sache ist in höchstem Maße unerklärlich, und wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sie lösen kön n ten.«
Ich mochte den Ersten Seelord auf Anhieb, er war ein stämmig gebauter, raubeiniger Seemann vom alten Schl a ge.
Poirot schaute die beiden fragend an, und Alloway e r griff das Wort.
»Sie verstehen natürlich, Monsieur Poirot, dass dies eine vertraul i che Angelegenheit ist. Wir haben etwas sehr Wichtiges ve r loren. Die Pläne für das neue U-Boot vom Typ Z wurden gesto h len.«
»Wann ist das passiert?«
»Heute Abend – es ist noch keine drei Stunden her. Das Ausmaß des Desasters ist Ihnen sicherlich bewusst, Mo n sieur Poirot. Die Nachricht von diesem Ve r lust darf unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gelangen. Ich will Ihnen in aller Kürze die Fakten nennen. Meine Gä s te an diesem Wochenende waren der A d miral hier, seine Frau und sein Sohn sowie Mrs Conrad, eine in der Lo n doner Gesellschaft weithin b e kannte Dame. Die beiden Damen haben sich zeitig auf ihre Zimmer zurückgez o gen, so gegen zehn Uhr, g e nau wie Mr Leonard Weardale. Sir Harry ist nicht z u letzt deshalb hier, um den Bau dieses neuen U-Boot-Typs mit mir zu besprechen. Also bat ich Mr Fitzroy, meinen Sekretär, die Pläne aus dem Tresor zu holen, der sich hier in der Ecke befindet, und sie nebst weit e ren Unterlagen, die für das Thema von Belang sind, für mich auszulegen. In der Zwischenzeit schlende r ten der Admiral und ich auf der Terrasse auf und ab, rauc h ten eine Zigarre und genossen die warme Juniluft. Schließlich beendeten wir die Ziga r re und das Gespräch, um uns an die Arbeit zu machen. Doch just als wir am anderen Ende der Terrasse kehr t machten, glaubte ich einen Schatten hier aus den Terrassentüren schlüpfen, über die Terrasse la u fen und verschwinden zu sehen. Allerdings maß ich dem zu diesem Zeitpunkt wenig B e achtung bei. Ich wusste, dass sich Fitzroy im Zi m mer aufhielt, und mir ist überhaupt nicht in den Sinn geko m men, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Hier liegt die Schuld natürlich bei mir. Nun, wir übe r querten die Terrasse und traten im gleichen Moment durch diese Glastüren ins Zimmer, als auch Fitzroy vom Ko r ridor her eintrat.
›Haben Sie alles beisammen, was wir brauchen we r den, Fit z roy?‹, fragte ich ihn.
›Ich denke ja, Lord Alloway. Liegt alles auf Ihrem Schreibtisch‹,
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