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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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zu haben. Ich hatte ihn ja schon, und es gibt nichts Neues, nichts Interessantes mehr zu entdecken. Bei Shahin dagegen ist das wieder anders. Ich bin mir sogar sicher, dass ich bei jedem Sex mit ihm etwas Neues finden würde – und wenn nicht, wäre mir das auch egal, Hauptsache, ich hätte ihn in meiner Nähe und Hauptsache, ich würde jedes Mal diese heftigen Gefühle dabei empfinden – oder einfach nur seine Gegenwart.
    Warum ruft ER eigentlich nicht an? Ich könnte doch tot in der Ecke liegen. Oder im Bett. Heute ist Samstag, Wochenende. Wir haben zwei Tage nichts voneinander gehört. Shit! Warum habe ich kein Fernglas? Ich wüsste gerne, wie es in seiner Wohnung aussieht. Und, ob er nun eigentlich die schätzungsweise zwei mittleren Zimmer unterm Dach oder die Wohnung im zweiten Stock, die gewiss so groß ist wie die von Frau Müller und damit mindestens 180 Quadratmeter hat. Wobei es eigentlich egal wäre, in meinem Loft ist eh genügend Platz für uns beide. Und je kleiner die Wohnung, desto näher kommt man sich. So gesehen wären mir die kleinen Zimmer am liebsten. Ach, Shahin.
    Ergebnis aller Rechnungen, Ort meiner Träume – zugegeben, es sind auch »feuchte« dabei –, Wunsch meiner schlaflosen Nächte, Ziel meiner Sehnsüchte und meines Verlangens ... was soll ich nur tun? Immerhin bin ich dir zu Dank verpflichtet. Jeder andere hätte sich nicht so sehr um mich gekümmert. Ich sag nur »Suppe«. Es geht mir wieder gut. Nicht jeder hätte so gehandelt, wie gesagt. Beweist mir auf jeden Fall, dass man sich auf ihn verlassen kann. Immerhin, es ist mir gut gegangen, als ich meine Kontrolle abgegeben habe. Hätte ich sie behalten, ich hätte diese Erkältung alleine durchstehen müssen. Zu zweit war’s einfacher. Ob das immer so ist? Es auszuprobieren würde mich schon reizen.
    Wie waren noch mal seine Regeln? »Beziehung«. Okay. Versuchen kann man es ja mal. »Behandle mich nicht wie ein Stück Müll«. Okay. Ich schulde dir verdammt viel. Einen Orgasmus, viel Nettigkeit und – mein Leben? Na ja, nicht wirklich, aber es fühlt sich so an. »Für länger«. Bedeutet, wir opfern beide unser bisheriges Leben füreinander. Bedeutet, dass ich den »alten Brix« zu einem Teil wegwerfe. Bedeutet aber auch, dass er das Gleiche tut – für MICH. Mit diesem Gedanken wird meine Sehnsucht immer unerträglicher. Jetzt MUSS etwas passieren. Ich tigere durch meine Wohnung und stelle fest, dass jemand – Shahin? – in meiner Wohnung sauber gemacht hat. So sauber waren meine Fenster noch nie. Überall in meiner Wohnung sind Spuren von ihm, Reste meiner Erinnerung an ihn. Jetzt ist Schluss mit dem Rumjammern, beschließe ich.
    Ich stehe auf, zücke mein Handy und wähle seine Nummer. »The person you’ve called...« Was ist denn jetzt los? Der zweite Versuch bringt wieder diese bescheuerte Ansage. Verdammt, wo ist der Zettel mit seiner Festnetznummer? Dass er eventuell einen Kunden haben könnte, kommt mir nicht in den Sinn.
    Ich suche meine ganze Wohnung ab, finde den verflixten Zettel aber nicht. Der dritte Versuch, ihn auf dem Handy zu erreichen, scheitert an der Tatsache, dass er es ausgeschaltet hat. Vielleicht ist ihm etwas passiert? Nachschauen. Ich ziehe mir schnell ein Paar Schuhe an, das Muscle-Shirt und die Jeans müssen reichen, gehe zum Auto und fahre ’rüber – das geht schneller und ist einfacher. »Am Park«, nicht, dass ich nicht wüsste, wo das ist.
    Mein Klingeln an seiner Tür ist jedoch genauso erfolglos wie meine Anrufe zuvor. Er ist nicht da, und ich fühle mich plötzlich ziemlich hoffnungslos, einsam, und desillusioniert. Und ein bisschen verarscht, als mir jemand von hinten auf die Schulter tippt und mir mein Nervensystem als erstes »Shahin« meldet. Klar, warum sollte jetzt ausgerechnet er ... Ich zucke zusammen, als ich mich umdrehe. Tatsächlich, da steht er. Gut aussehend wie immer, auch wenn er heute einfach nur eine Jeans und ein helles Hemd trägt. Dafür hat er drei große Papiertüten in der Hand.
    »Ich ... ich ... uhm... hab dich angerufen, und du warst nicht erreichbar.« Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich schon wieder anfange, unsicher zu werden.
    Shahin grinst. »Hast du jemals in der U-Bahn Empfang gehabt?«
    Shit! Er hat recht.
    »Wenn du schon hier bist, kannst du mir eigentlich auch helfen, meine Tüten hochzutragen«, grinst er mich an und drückt mir eine Tüte in die Hand, während er die Haustür aufschließt, mir die Tür aufhält und mich in den

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