Poison (German Edition)
Idioten, verweigert mir meine Beförderung, wirft mich zu guter Letzt auch noch mit einem vorgeschobenen Grund hinaus ... und glaubt jetzt, dass ich springe, wenn er pfeift? Zumal ich sicher bin, dass ich weiß, was er will. Er will mich überzeugen, dass ich die Sache mit der Band von Ricardo sein lasse, damit sein alter Vertragsentwurf bessere Chancen hat. Und außerdem hat er gemerkt, dass er mit meinem Job nicht klarkommt. Also wird er mir wohl anbieten, meinen alten Job zu übernehmen, also die Lizenzen zu koordinieren, allerdings unter seiner Führung, wenn ich ihm den Vertrag sichere. Aber da hat er sich getäuscht, was zeigt, dass portugiesische Affen nicht zu den intelligenten Vertretern ihrer Art gehören. Klar, dass er dann natürlich ins Rutschen kommt, wenn er mit Ricardo einen Termin gemacht hat und vorher nicht mit mir reden konnte. Ach, das tut mir aber leid! Ich gönn’s ihm, wirklich. Andererseits, warum sollte ich ihm nicht etwas Entgegenkommen demonstrieren? Es ist doch viel schöner, ihn brechen zu lassen ... ich meine, wenn er merkt, dass er absolut keine Chance hat, mich zu kriegen ... wenn er sich ganz sicher fühlt und glaubt, das Geschäft bereits sicher in der Tasche zu haben, ihm dann zum Dank für all das Gelaufene den Vertrag zu manipulieren, aber so, dass er zahlen muss, bis er schwarz wird ... grau ist er ja schon.
»Na ja, wenn’s denn so wichtig ist«, meine ich in gönnerhaftem Ton, »dann muss ich mir ja wohl Zeit schaffen, wie?«
Nina atmet am anderen Ende erleichtert auf, sie hat nichts gemerkt. Ich staune über mich selbst, wie gut ich Duckys Stil imitiert kriege. Wir vereinbaren einen Termin für morgen früh um acht, was dann zwar meine Abendplanung auf ein Minimum beschränkt, denn zu diesem Gespräch möchte ich fit sein, aber das ist mir in Anbetracht des Jokers, den ich gerade in die Hände gespielt bekommen habe, egal. Ich hoffe nur, dass Shahin nicht sauer ist. Allerdings finde ich das am besten selbst heraus.
»Schlechte Nachrichten«, grummele ich, als ich zu Shahin komme, der sich auf seinem Kuschelsofa fläzt. Er trägt einen Kimono, durch den – wenn das Licht im richtigen Winkel einfällt – sein schöner Körper zu sehen ist, und liegt mit einem Kissen im Rücken auf dem Sofa, ein Buch lesend.
»Wieso, was ist los?«, fragt er, von seiner Lektüre aufschauend.
»Ich muss morgen früh noch mal ins Büro, zu meinem ehemaligen Chef.«
Shahin schaut prüfend. »Zu Carlos Alfaya?«
Nun bin ich baff, hatte ich doch immer nur von meinem »Chef« oder »ehemaligen Chef« gesprochen, und so oft war der auch nicht Thema bei uns. Ganz kurz flammt misstrauen bei mir auf, bis ich mich selbst zur Ruhe rufe. Nein, ich vertraue ihm ... hoffe ich.
»Woher kennst du den denn?«, frage ich, auch wenn meine plötzliche Gereiztheit in meiner Stimme mitschwingt.
»Keine Sorge, Großer.« Shahin hat meine Reaktion bemerkt, was mich schon wieder in eine Gewissenskrise stürzt und mich peinlich berührt. Shit, warum musste das jetzt passieren???
»Dr. Carlos Alfaya aus Stuttgart ist ein Kunde von mir ... war ein Kunde von mir. Als ich ihn auf dem Rückweg von München besucht habe, um mich aus unserer Zusammenarbeit zu verabschieden, habe ich ein Bild von dir an seiner Wand gesehen ... ein Gruppenbild. Ich hab gefragt, wer du bist, und er hat gesagt, dass du ein unwichtiger Mitarbeiter wärest, von dem ich die Finger lassen sollte. Außerdem bist du tödlich ... angeblich hätte sich ein Grafiker seines Hauses wegen dir erschossen.« Shahins Plauderton verbirgt eine gewisse Aufregung. Instinktiv bemerke ich, dass er meine Gefühle ebenso mitbekommt wie ich seine. Was bedeutet, dass er mein Misstrauen gespürt hat. Was soll das auch? Ich glaub, ich werde bockig, aber ich denke auch, dass Trotz jetzt die verkehrte Reaktion ist.
Shahins Augen funkeln, er hat natürlich auch das mitbekommen, er steht auf, kommt zu mir und packt mich mit seinen Händen an den Unterarmen. »Um eins klarzustellen, Brix«, faucht er. »Es gibt absolut keinen Grund, mir Misstrauen entgegenzubringen. Die Tatsache, dass ich mich mit Carlos bisher gut verstanden habe, hat sich spätestens nach der Aktion mit dir erledigt. Abgesehen davon habe ich das starke Gefühl, dass es ihm überhaupt nicht passen wird, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind. Das ändert aber absolut nichts an meiner Liebe zu dir.« Diese Worte, in beschwörendem Ton hervorgebracht, verbergen seine Aggressivität, die er gerade
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