Poison (German Edition)
in der Lederhose von gestern sein. Richtig, da ist das Handy, und das Portemonnaie liegt auf dem Boden neben der Küche. Yep, alles da. Ich checke kurz meine Finanzen ... noch genug Bargeld da, bevor ich das Portemonnaie in die rechte hintere Tasche der Jeans und das angebrochene Zigarettenpäckchen in den Ausschnitt zwischen linker Schulter und T-Shirt stecke, und mein Handy einschalte. Kurz darauf beginnt es zu piepsen, und während ich zur Tür gehe, gehe ich meine SMS durch. Gregor bittet mich um ein Treffen. Gregor? Gregor? Ah, der Typ, den ich heute Morgen hinausgeschmissen habe. Löschen ... und im Geist vermerken, heute Abend nicht ins »Peaches« zu gehen. Nächste ... Nina, meine Sekretärin gibt mir die Terminbestätigung mit der Newcomerband, den »Faceless Frogs«, deren Leader bisher so zickig war. Okay ... Nächste. »Cum!« Huh? Ach so, die Underwearparty im »Choices«. Das wär was für heute.
Ich halte inne, um das Outfit zu wechseln, während ich weiter nach unten blättere. Wann? Ach, nächsten Samstag erst. Und warum dann die SMS? Wahrscheinlich will Mike, der Besitzer, sichergehen, dass ich auch wirklich erscheine. Ich grinse in mich hinein. Als ob ich mir DAS entgehen lassen würde ... all die süßen Jungs in einem Hauch von Nichts ... Yummy. Und eine Erinnerungs-SMS von Chris wegen des Treffens der Kinder der Isis. Heute.
Verdammt! Na, da hab ich ja Lust drauf ... ausgerechnet, aber wenn »Mutter« ausdrücklich um mein Erscheinen bittet, dann sollte ich es vielleicht besser doch nicht verpassen ... auch wenn mir absolut nicht klar ist, was dieser Zwang bei der Sache soll ... ob es was mit meinem Fluch zu tun hat? Wie auch immer, ich werde es wohl erfahren. Meinen gemütlichen Abend kann ich wohl knicken ... und das Baguette im »Six-under« auch, weshalb ich jetzt vielleicht schnell noch was essen sollte. Im Kühlschrank allerdings finde ich nur eine einsame Banane – hätte mich auch gewundert, wenn mehr darin gewesen wäre ... und für mehr wäre auch keine Zeit mehr gewesen ... also besser als nichts. Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass das Treffen jeden Moment beginnen müsste, was dann auch noch das U-Bahn-Fahren in den Orbit der Möglichkeiten kickt, denn nach zweimaligem Umsteigen käme ich erst an, wenn das Treffen vorbei ist. Also werde ich wohl oder übel mit dem Auto fahren müssen, was mich sicherlich fünf Minuten früher ankommen lässt. Eigentlich find ich es cool, mit meinem Jeep durch die Gegend zu heizen, aber wenn ich anschließend noch ins Nachtleben will, stört er. Parkplätze haben in der Berliner Innenstadt einen gewissen Seltenheitswert – und wenn man in der Gegend dann einen findet, bleibt es immer ungewiss, ob man hinterher noch einen braucht ... oder nicht wenigstens drei neue Kratzer entdeckt, platte Reifen oder keine Windschutzscheibe mehr hat ... oder den Spruch »Schwuchteln raus!« quer über der Motorhaube. Ich steh dazu, gay zu sein. Absolut. Aber Graffitis machen sich auf schwarzem Lack nicht so wirklich gut. Ich häng auch nicht besonders an dem Jeep, das ist es nicht ... er ist ein fahrbarer Untersatz, bringt mich von A nach B, und darin ist er gut ... »irgendwas« wollte ich dann auch nicht fahren ... und ich finde dieses erhöhte Sitzen, den Überblick, den du damit hast, ziemlich genial. However, im Moment tut’s der Jeep, und das reicht.
15
Shahin
Nach einem ausgiebigen Schläfchen mache ich mich ausgehfertig, denn ich sehne mich nach zärtlichen Händen auf meiner nackten Haut. IHN kann ich mir ja wohl abschminken, und so wird es an der Zeit, dass ich mich nach einem Ersatz – zumindest für heute Abend – umschaue. Marianne fährt mich ins »Peaches« – eine Cocktailbar, die ich nur selten frequentiere, und bisher hat mir das auch nicht geschadet, im Gegenteil, ich halte nicht viel von übertrieben auf weiblich gemachten Vertretern der Szene, »Tucken« genannt. Ich bin für meinen Geschmack selbst feminin genug, und ich bin vor allem kein »Boy« (wobei »junge Boys« in deren Augen auch schon mal 38 sein können), sondern ein junger Mann, der weiß, was er will, auch und gerade beim Sex. Nur weil ich mich manchmal gerne verwöhnen lasse, sprich sowohl aktiv als auch passiv, sowohl Top als auch Bottom bin bzw. sein kann, heißt das noch lange nicht, dass ich es toll finde, mit Menschen zusammen zu sein, die noch quieken, wenn du sie knackst, nur wegen des Showeffektes. Heute jedoch muss ich mich ablenken, und wenn ich Glück
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