Poison (German Edition)
gedanklich auf ein Gespräch vorbereiten kann, bin ich auch schon eingeschlafen.
35
Brix
Ich mache meine Augen auf und sehe eine weiße Decke. Also bin ich nicht zu Hause, denn ich habe eine Holzdecke in meinem Loft. Wie im Tran drehe ich meinen Kopf und sehe meine Büroeinrichtung um mich herum. Nein, nicht meine, mein Büro ist kleiner und eher modern eingerichtet, dieses hier ist kalt, mit viel Chrom, Metall – es ist Carlos’ Büro, das Büro meines Chefs. Als Nächstes realisiere ich, dass ich nackt bin, auf seinem Schreibtisch liege und mich nicht bewegen kann. Ein rascher Blick nach oben zeigt mir, dass meine Handgelenke über meinem Kopf mit einer seiner hässlichen, seit 30 Jahren aus der Mode gekommenen Krawatten zusammengebunden sind. Meine Beine sind jedenfalls auch gefesselt, und das nicht erst seit ein paar Minuten, denn sie sind so taub, dass ich sie nicht mehr spüre, geschweige denn, sie bewegen kann. Was mache ich hier? Angst überfällt mich, panische Angst. Vom Türrahmen her teuflisches Lachen. Da steht mein Chef, ebenfalls nackt, wie Gott ihn schuf, mit einer Körperbehaarung am ganzen Körper, die selbst die Bezeichnung »portugiesischer Affe« noch Lügen straft, denn seine Haare sind überall mindestens fünf Zentimeter lang und wollig wie bei einem Schaf kurz vor der Schur ... oder besser gesagt einem Hammel, denn er muss männlich sein, so wie sein Schwanz nach oben steht. Er sieht aus wie ein hunnischer Krummsäbel, nicht nur so gebogen, sondern auch so groß und vor allem so alt, so faltig ... Buäh, einfach ekelhaft.
Carlos kommt näher und betatscht mich, und ich muss mich echt zusammenreißen, mich nicht zu erbrechen, aber würgen muss ich trotzdem, als ich diese Schicht von Haaren auf meinem Körper und vor allem zwischen meinen Beinen spüre. So etwas Ekelhaftes habe ich in meinem ganzen Leben noch nie empfunden, und mir ist klar, dass dieser Mann mir nie, niemals in meinem ganzen Leben, näher kommen wird als sechzig Zentimeter Sicherheitsabstand. Aber die Situation sagt etwas anderes, und mir wird plötzlich klar, dass mein Chef jetzt das wahr machen will, wahr machen wird, was er mir heute Morgen angekündigt hat: Er will mich ficken. Meine Augen scheinen vor Panik aus den Höhlen zu treten, als er sich zwischen meinen Beinen aufbaut, seine behaarten Pranken ... uhm ... Hände auf meine Oberschenkel legt, und ich sehe, wie sein Schwanz bedrohlich vor meinem Hintern aufragt, grau wie ein Hinkelstein und mindestens so dick wie einer dieser gusseisernen Pfosten, die an Straßenecken stehen. Als er seine Eichel ansetzt, durchfährt mich ein furchtbarer Schmerz, und ich schreie gequält auf.
»Neeeeeiiiin, Hilfe!!!!!«
Carlos grinst mich diabolisch an und sabbert seinen schleimigen Speichel auf meine Brust, wo es sofort zu brennen und zu kribbeln beginnt, als würde er Säure auf mich gießen, die sich in meine Haut brennt.
Das »Weg von mir, du Ratte«, das ich ihm entgegenschleudere, stachelt ihn jedoch nur noch mehr an, doch es muss laut genug gewesen sein, denn die Tür fliegt auf, und ER stürzt herein, bekleidet mit einem schwarzen wehenden Mantel, schwarzer Lederhose, Springerstiefeln, dunklem Hemd, wie der Rächer der Entrechteten aus den Büchern meiner Kinderzeit. Shahin packt Carlos, zieht ihn von mir weg, Carlos faucht, bekommt lange spitze Zähne und lange Ohren und kauert sich auf den Boden, ganz so, als müsse er Shahin ausweichen.
Mein Retter packt Carlos am Brustfell, und ich kann förmlich zusehen, wie er kleiner wird. Carlos stöhnt auf, während er schrumpft, bis sein Stöhnen nur mehr noch ein Quieken ist und er so groß ist wie eine Ratte mit langen Haaren. Shahin schüttelt ihn noch einmal, und Carlos wird noch kleiner, bis er die Größe einer Hummel hat, die laut brummend davonfliegt. Dann kommt Shahin zu mir, beugt sich liebevoll über mich, küsst mich sanft und beruhigend auf die Lippen und löst meine Fesseln an den Händen, richtet mich auf und trägt mich, da meine Beine immer noch taub sind, aus dem Büro der Sonne entgegen ...
Ich erwache schweißgebadet, schaue mich um. Wo ist Shahin geblieben? Es dauert eine ganze Weile, bis mein Kopf klar wird und ich feststelle, dass ich nur geträumt habe. Gott sei Dank nur ein Traum, andererseits bleibt Carlos mir dadurch erhalten. Ich weiß nicht, was mir lieber wäre ... mal abgesehen davon, dass, wäre es kein Traum gewesen, Shahin jetzt bei mir wäre ... und ich mich nicht so verdammt alleine
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